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[ox] André Gorz über Oekonux



Hi Listige,

seit einiger Zeit habe ich einen sehr intensiven Mailwechsel mit André 
Gorz. Hier in der Liste wurde vor einiger Zeit mal ein Interview der WOZ 
mit ihm gepostet: http://www.woz.ch/wozhomepage/26j03/gorz26j03.html

Vgl. auch im CoForum: http://coforum.de/index.php4?Andr%E9_Gorz

Ich habe ihn nun gefragt, ob er ein "Geleitwort" zur Oekonux-Konferenz 
schreiben würde - was er auch getan hat! Darüber bin ich sehr erfreut, 
und ich würde vorschlagen, es auf die Konferenzseite zu setzen. Oder auf 
die Oekonux-Seite, da es nicht konferenzspezifisch ist.

Ciao,
Stefan

+++

André Gorz

Jenseits von Arbeit, Ware und Wert

An der Ausrichtung und Aktivität eures Kreises begeistert mich ganz 
besonders, dass es keinen Unterschied gibt zwischen eurem Ziel und eurer 
Praxis. Die gesellschaftlichen Beziehungen, die ihr miteinander pflegt, 
scheinen frei zu sein von den vorherrschenden Formen von Machtwillen, 
Besserwisserei, Eitelkeit. Mit einigen von euch habe ich die Erfahrung 
gemacht, dass die Freude und Lust zum Geben und Annehmen ansteckend und 
befreiend wirken. Ihr seid die Gruppierung, der zuzugehören ich wirklich 
Lust hätte. Leider bin ich ein alter klapperiger Mann, der sich nur aus 
der Ferne für euer Unterfangen begeistern kann.

Dieses Unterfangen hat in meinen Augen folgende Bedeutung: Leute, deren 
Kompetenzen das Kapital absolut braucht, erbringen auf höchstem 
technischen Niveau den Beweis, dass die für die Produktion von Wissen 
adäquateste und effektivste Produktionsweise den kapitalistischen 
Produktionsverhältnissen in allen Punkten widerspricht. Sie zeigt die 
praktischen Vorteile gesellschaftlicher Verhältnisse jenseits von Arbeit, 
Ware und Wert; die praktisch erfahrbare Möglichkeit derartiger 
Verhältnisse; die unerträgliche Beschränkung, die der Verwertungszwang 
der Entfaltung des menschlichen Potentials aufzwingt; und schliesslich 
die Möglichkeit, die kapitalistischen Herrschaftsverhältnisse auf einem 
für den Kapitalismus strategisch wichtigen Gebiet zu stören und zu 
destabilisieren.

Die Frage stellt sich hier ganz konkret: Wie lassen sich die Prinzipien 
einer freien Produktionsweise praktisch auf andere oder gar sämtliche 
gesellschaftlichen Tätigkeitsbereiche ausdehnen? In einer Zeit grösster 
Krisenanfälligkeit ist die Frage von besonderer Bedeutung. Die Keime 
einer Antwort könnten in "argentinischen" Umständen in relativ kurzer 
Zeit Wurzeln schlagen.


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