Re: [ox] trans politics / trans left
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Thu, 1 Apr 2004 08:05:18 +0200
On Wednesday 31 March 2004 22:48, AndreasFH wrote:
Fragen: Was bedeutet 'trans left/politics'? Warum will man das
haben?
holgers zweite frage, und die ist die interessantere, bleibt
unbeantwortet.
Das soll jede/r selbst entscheiden.
trans-links ist gleichzusetzen mit trans-rechts und bedeutet eigentlich
trans-politisch?
Na ja, früher sagten die Grünen: "Nicht links, nicht rechts, sondern
vorne". Bah. Hauptsache politisch.
warum sagt man dann nicht transpolitisch?
Eben deswegen.
ausserdem nannte man so etwas vor kurzem noch "politikverdrossen" heute
ist man also schon "transpolitisch" wenn man nicht mehr waehlen
geht???? (so viel zu pseudointelektuell ;-)
Nein, das ist in der Regel wahrscheinich immer noch "politisch", weil
vielen Leuten nix anderes einfällt, als wählen oder nicht-wählen. Der
Dualismus wird nicht verlassen, und beim nächsten Mal werden
Schill-Konsorten gewählt.
"Politik" ist es fuer dich also "die veraenderung unserer gesellschaft"
durch "politische bezugnahme auf den staat". man ist also politisch,
wenn man die gesellschaft aendern will?
Nein, nicht notwendig.
Die Freie Software ändert faktisch die Gesellschaft, in dem sie was Neues
in die Welt setzt, anstatt das Alte nur einfach zu bekämpfen. Natürlich
gibt's auch Teile, die nun inzwischen klassisch "Politik machen" (etwa
die Lobbyisten von FSFE etc.), aber der Kern ist das nicht.
das ist aber arg verkuerzt und stellt einen grossen teil der
politischen philosophie auf den kopf! was ist den damit "an der
gesellschaft teilzunehmen"? ist das nicht viel mehr politik? politik
ist doch die aktive teilname an der gesellschaft und das ist es was
sich oekonux doch zum ziel setzt. wenn ich soziale netzwerke jenseits
des herrschenden oder aber auch darin oder damit knuepfe, bin ich
politisch aktiv! (fuer eine ausfuerliche theorie dazu siehe, z.b.
hannah arendts "vita aktiva")
Ich finde entscheidend, welche Vorstellung von Veränderung man hat:
Einfluss auf den Staat nehmen (Reform) bzw. die Staatsmacht erobern
(Revolution), um was zu verändern, hat IMHO historisch als unmöglich
erwiesen. Du kommst halt nicht aus der Form dieser Gesellschaft raus,
sobald du dich reformerisch- oder revolutionär-verändernd auf ihr
Kernelement, den Staat, beziehst. Veränderung kann IMHO nur durch
Schaffen von Neuem geschehen.
um holgers frage mal (kezerisch und nur zum teil) zu beantworten:
es ist ja wichtig sich vom mainstream abzusetzen um in zu kritisieren,
aber sich "trans-links" zu nennen um sich von der tagespolitik
abzusetzen ist reichlich pseudointelektuell und damit steht der begriff
in der "guten" tradition vieler inhaltsloser begriffe die maechtig
klingen und nichts bedeuten.
Für mich bedeuten sie einen gravierenden Unterschied, den ich versuchte,
hier zu beschreiben.
aber auch nach deiner deffinition ist oekonux doch hoechst politisch.
Na ja, natürlich _muss_ sich jeder Mensch irgendwie auch mit dem Staat
rumschlagen. Oekonux gibt's z.B. als Verein. Aber es besteht bei den
Vereinsmitgliedern Konsens, dass dieser Verein nur eine formale Hülle
ist, um ein paar Dinge (Konferenz, Kohle einsammeln, Webspace anmieten
etc.) möglich zu machen. Er ist kein Mittel der Veränderung!
immerhin wurde auch hier z.b. fuer unterschriften gegen softwarepatente
oder fuer die einfuehrung von linux im bundestag geworben. wenn das
keine "politische bezugnahme auf den staat" zur "veraenderung unserer
gesellschaft" ist...
Das steht doch jedem offen! Alle Positionen zwischen "Staat? Das pack' ich
nicht an!" bis "Manchmal muss man auch auf den alten Feldern kämpfen" bis
"Nur über den Staat ist Veränderung möglich" ist doch machbar, wenn du
sie machst. Es gibt keine Oekonux-Identität, die das verbietet.
Ciao,
Stefan
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