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[chox] Re: [ox] Freie Software und Eigentum an Informationsguetern



Hi Holger und Choxies!

Auch diesen Reply verlagere ich mal nach

	chat oekonux.de

Last month (32 days ago) Holger Weiss wrote:
* Stefan Merten <smerten oekonux.de> [2003-07-29 00:50]:
Yesterday Sabine Nuss wrote:
Könntest Du das noch näher ausführen, wieso am Eigentum "materieller
Konsum" und "Geheimnisse" positiv sind, bzw. was das bedeuten soll?

Nun ganz simpel den Apfel, der mir per Rechtstitel gehört, kann ich
ungestörter konsumieren, da der Rechtstitel mir quasi die Gewaltmittel
in die Hand gibt, wenn andere mich davon abhalten wollen. Das finde
ich ein nützliches Ding am Eigentum, das auch in einer
emanzipatorischen Vision auf irgend eine Weise gegeben sein sollte.

Naja, das setzt ja aber stillschweigend schon voraus, dass es Leute gibt,
die Dir den Apfel wegnehmen wollen.
[...]
Mein Problem an dieser Stelle: Mir kommt hier sofort die
sozialromantische "Wir-lieben-uns-doch-alle"-Vision in den Sinn. Ich
glaube aber, dass die unter Bedingungen von Massengesellschaften
(looking for a better word...) nicht funktioniert. Einfach deswegen,
weil Menschen von ihrer psychischen Ausstattung her nicht dazu in der
Lage sind, 3 Million BerlinerInnen mit der gleichen emotionalen
Anteilnahme zu begegnen wie 3 FreundInnen oder 30 oder meinetwegen
auch 300 Bekannten. Und wenn diese emotionale Anteilnahme wegfällt,
dann ist es eben schnell Essig mit der
"Wir-lieben-uns-doch-alle"-Vision.

Das Argument lautet doch nicht, dass wir uns lieb haben sollten, sondern
dass ich schlicht kein natuerliches _Interesse_ daran habe, wildfremden
Berlinern ihre Zahnbuersten zu klauen. Ich nehme einfach meine eigene.
Warum? Weil das Beduerfnis nach geputzten Zaehnen mit den heute
produzierbaren Zahnbuersten sehr wohl fuer alle gedeckt werden koennte.
Siehe mein letztes Posting dazu: Meine Behauptung ist, dass wir es nicht
mit einer _natuerlichen_, sondern mit einer gesellschaftlich
produzierten "Knappheit" zu tun haben.

Ja, ja, geschenkt. Hier lief meine Argumentation etwas aus dem Ruder.

Mein Punkt ist einfach, dass es ein Konfliktpotential geben kann.
Unter Bedingungen des Überflusses - und das ist m.E. worum es gehen
muss - ist da natürlich wenig(er) und oftmals vielleicht gar kein
Konfliktpotential mehr übrig. Insofern ist die Frage zunehmend
marginal - zugestanden.

Im Unterschied dazu meinst Du offensichtlich, dass der Zahnbuersten-Klau
sehr wohl in meinem "natuerlichen" Interesse liegt. Sonst waere ja keine
"emotionale Anteilnahme" von noeten. Das begruendest Du scheinbar ganz
traditionell mit der Annahme eines von Natur aus nimmersatten
Individuums, welches auf begrenzte Ressourcen stoesst und daher in einer
_natuerlichen_ Konkurrenz zu seinen Mitmenschen steht.

Na, ich hoffe mal, dass das nicht noch mehr so gründlich falsch
verstanden haben ;-) .

Die VWL will mir
auch immer weis machen, dass ich _eigentlich_ doch am liebsten alle
dreieinhalb Millionen Berliner Zahnbuersten haette und sie daher mittels
Gewaltanwendung einkassieren wuerde, haette der Staat die Gewalt nicht
monopolisiert. _Hier_ liegt unser Gegensatz. M.E. reproduzierst Du
einfach buergerliche Denkmuster und "naturalisierst" damit das
staatliche Gewaltmonopol.

Habe ich von Staat geredet? Wohl kaum.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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