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Re: Re: [ox] in Kürze



Ref.: 	«Re: [ox] in Kürze»
 		Stefan Seefeld 	(2003-09-04, 08:52:06 -0400, KW 36/2003)

Benni Baermann wrote:
Der Oxtimist sagt:

"Bis zum 17. Jahrhundert haben die Menschen einen Acker bestellt und
von seinen Produkten gelebt damit sie das hatten, was sie vorher
hatten.

das klingt als ob es bis zum 17. Jahrhundert noch keinen Mehrwert (und
damit Tausch) gab.

Ich denke, das ist auch gar nicht so falsch: Es gab ein Mehr*produkt*
und das Mehrprodukt wurde noch überwiegend als solches enteignet
(durch Naturalabgaben bzw. Arbeitsleistungen ("Frondienste" und
so)). Außerdem wurde natürlich auch schon ein Teil des Produktes
verkauft -- aber eben nicht der Löwenanteil. Die Handelsaktivitäten
des Bauern waren nur eine Ergänzung seiner primären produktiven
Tätigkeiten und dienten nur der Komplettierung der Palette von
Konsumtions- und Produktionsmitteln.

Der Ausdruck "Mehr*wert*" ist erst dann sinnvoll, wenn die Produktion
von Produkten mit *Werten* gespeist wird. -- Dies geschieht aber erst
in dem Maße, wie sich ein sozusagen universeller Wertmaßstab
herausbildet, nach welchem sämtliche Produktionsfaktoren und
Konsumgüter be*wertet* werden, in dem Maße also, wie der Maßstab nicht
mehr die konkreten Sachen/Dinge/Güter/Tätigkeiten sind, die in ein
Endprodukt einfließen, sondern vor allem deren "Wert" -- und wenn, auf
der anderen Seite, nicht mehr primär die Qualität des Produkts, also
seine konkreten Eigenschaften und seine konkrete Nützlichkeit,
interessiert, sondern vor allem sein Wert.  Daß nun ein (zunehmender)
Teil des Produktes der Bauern auf den Markt getragen werden mußte,
darf nicht zu der Vorstellung verleiten, es habe sich hier sozusagen
um kapitalistische Kleinbetriebe gehandelt: denn das Hauptingredienz
ihrer Produkte war ihre Arbeit(skraft), diese aber konnte noch nicht
getauscht werden, sondern gehörte ihnen oder ihrem Herrn; und der
Hauptabnehmer der Bauernwirtschaft war immer noch die Wirtschaft
selbst, welche sich ihre Produkte nicht selbst verkauft hat.  Deshalb
kann man hier nicht wirklich einen Verwertungskreislauf unterstellen,
und deshalb kann man ihr Mehrprodukt nicht wirklich als Mehrwert
bezeichnen.

Im 21. Jahrhundert werden die Menschen einen winzigen Teil eines
Programms herstellen und das Programm verschenken damit sie danach
unendlich viel mehr haben."

das ist mir zu diskret. Weder mein Beitrag zum 'Programm' noch das
'Verschenken' sind separate unteilbare Akte. Beides ist ein
kontinuierlicher Prozess. Und "uberhaupt, ich mag den Begriff des
Schenkens nicht in diesem Zusammenhang. Der wird der Sache nicht
gerecht. Oder zumindest m"usste er genauer beleuchtet werden.

Vielleicht hätte der Oxtimist ja nach erster Kritik folgendermaßen
umformuliert: 

  Im 21. Jahrhundert werden die Menschen winzige Beiträge zur
  (Entwicklung der) (informationellen) Infrastruktur leisten ohne
  irgendwelche Besitz- oder Verfügungsansprüche zu stellen, damit alle
  unendlich viel mehr haben.

-- ?

Gruß,
Casi.
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Organisation: projekt oekonux.de



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