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Re: Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?



Ref.: 	«Re: [ox] Re: Gegen die eigenen Beduerfnisse handeln?»
 		Stefan Meretz
 		(2003-05-31, 18:53:14 [PHONE NUMBER REMOVED], KW 22/2003)

On Saturday 24 May 2003 21:54, Holger Weiss wrote:
* Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org> [2003-05-23 17:29]:
On Tuesday 20 May 2003 02:45, Holger Weiss wrote:
Seine gesellschaftliche Lage. Um _sein_ oekonomisches Interesse
geht's, von dort aus wird beurteilt.

Du bist doch gar auf seinem Standpunkt (da kann nämlich nur er
sein).  Du gibst das nur vor. Du beurteilst seine Lage, sein
Interesse etc.  Das ist Drittstandpunkt.

Klar beurteile _ich_ sein oekonomisches Interesse, wie der Arzt
mein gesundheitliches beurteilt.

Siehe die Vormail zur Unterscheidung von Mensch und Charaktermaske:

Als Mensch hat er kein "ökonomisches Interesse", ...

Was bringt diese Aussage?

da gibt es also nichts zu beurteilen; das ökonomische Interesse
der Rolle kannst du beurteilen

Kannst Du mir erklären, wo ein Mensch ohne "Rolle" herkommen soll?

 - zu der kann er sich aber verhalten.

muß er sogar. -- "Im Rahmen der gegebenen Umstände".

Für mich erlaubt Deine obige Sentenz nur den Schluß, daß der Mensch
nur außerhalb der gegebenen Umstände "als Mensch" betrachtet werden
kann. Deshalb begreife ich das nicht.

Wenn es dir um Karl-Heinz geht, dann frag ihn. 

Und wenn mir der arbeitslose Maurer Karl-Heinz sagt, er sei
Börsenmakler in Frankfurt, -- wonach soll ich sein Interesse
beurteilen?  Oder soll ich ihn einfach nicht weiter berücksichtigen,
weil ich mit _seiner_ Aussage nichts anfangen kann?

Wenn es dir um die gesellschaftliche Rolle der Charaktermaske geht,
dann treffe deine Analysen. Ich sage "nur": das ist
auseinanderzuhalten.

Da ich noch nicht verstanden habe, wozu das Auseinanderhalten gut ist
(außer im Rahmen einer individual-psychologischen "Untersuchung"),
verstehe ich auch noch immer nicht, was da auseinanderzuhalten ist
(wenn ich zum Beispiel über die Entwicklung der ganzen Gesellschaft
jenseits des je-individuellen Horizontes ihrer Mitglieder nachdenken
will):

-- Auseinanderhalten des imaginären "Karl-Heinz als Mensch" einerseits
und des realen "Karl-Heinz als komplexe Real-Konkretion verschiedener
real-abstrakter Bestimmungen" andererseits? (oder so?)

Zentral beim Verstaendnis des Verhaeltnisses von objektivem
Interesse (bei dem eine "dritte" Person problemlos den Standpunkt
der "ersten" einnehmen kann) zum konkreten Menschen inklusive
dessen subjektiven Praeferenzen (die nur er benennen kann) ist das
Woertchen "insofern": _Insofern_ er ein biologisches Wesen ist,
hat er ein unabhaengig von subjektiven Praeferenzen bestimmbares
gesundheitliches Interesse.  Raucht er Zigaretten, warum auch
immer, geht's ihm _gesundheitlich_ schlechter (da sieht man: Nix
Transzendenz, er _ist_ ein biologisches Wesen).

Auch hier geht es nicht um Karl-Heinz, sondern um ein Biowesen, das
du von Drittstandpunkt anguckst. Das Menschen genau so - IMHO
menschenunwürdig - von der herrschenden Medizin betrachtet werden,
ist Ausdruck des genuin menschenunwürdigen Kapitalismus. Dort sind
Menschen eben nur Biowesen, Kostenfaktoren, Zahlen auf dem Papier
usw. - kurz Realabstraktionen wie der Wert.

Welchen _Grund_ Karl-Heinz hat, zu rauchen, interessiert keine
Socke.

Heißt das jetzt, daß Karl-Heinz "als Mensch" keine gesundheitlichen
Probleme haben kann, sondern nur als "Biowesen" bzw. als
"Charaktermaske Patient"?

Nur weil ich seine gesundheitlichen Probleme nicht mit bilogischem
oder medizinischem Zauber, der von allem anderen absieht, lösen kann,
sagst Du, daß er die von der Biologie bzw. Medizin festgestellten
Probleme (oder Merkmale oder Eigenarten) "als Mensch" gar nicht hat?

[...] Auslassung, weil das bisher geschriebene hoffentliche schon genügend
umreißt, warum ich nicht folgen kann :-(

Allgemeiner: Was ich ausdrücken will, ist meine Beobachtung, dass
die Erkenntnisformen dieser Gesellschaft, so wie du sie hier
verwendest, ihre Gedankenformen widerspiegeln: Die Bewegung des
Wert als Realabstraktion erscheint wieder in der Theorie; sie kann
daher den Rahmen dieser Gesellschaft nicht überschreiten. Da ich
aber genau das will, muss ich zunächst mal versuchen, genau das zu
erkennen, um es zu kritisieren, um es aufzuheben. Ob mir das
gelingt, weiss ich nicht. Ich meine nur, mit der
erkenntnistheoretischen Unterscheidung von Standpunkt erster Person
und dritter Person da weiter gekommen zu sein. In der dritten
Person spiegelt sich die Realabstraktion, die der Wert als
universelles Formprinzip dieser Gesellschaft setzt.

Das verstehe ich ein bischen ;-) Aber irgendwie klingt es auch wie
"Mein Reich ist nicht von dieser Welt" -- wie soll denn die
Vermittlung, der Übergang der Gedankenformen aussehen?  Auf welcher
Basis sollen sich die aus ihren Leute aus ihren "real-abstrakten
Charaktermasken" herausreißen? -- Doch nicht einfach indem sie von
jenen abstrahieren? Oder?

Danke & Gruß,
El Casi.
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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