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DER ROLAND-GUTSCHEINRING

"Neue Netze knüpfen..."

Motto: "Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch" (Hölderlin)

Im nachfolgenden Beitrag stellt Manfred Steinbach vom Bremer "Verein für
nachhaltiges Wirtschaften e.V." einige Thesen zum "kranken Geldbegriff" und zum
Sinn von regionalen Währungen vor. 



Wir leben in einer Zeit, in der die Menschen bewusster als früher die großen
Weltprobleme wahrnehmen und sich immer mehr in globalem Maße für die Lösung
dieser Probleme verantwortlich fühlen. Und es ist zu spüren, dass das größte
Problem das weltweit egoistische und materialistische Profit- und
Wettkampf-Wirtschaften unter Anwendung eines kranken Geldbegriffs ist mit den
Ergebnissen:
Zerstörung der Lebensgrundlagen der Menschen auf der Erde;
Ausgrenzung großer Bevölkerungskreise von der notwendigen Versorgung;
Verschuldung und Verarmung von Bevölkerungen, Ländern und Regionen;
Kapitalkonzentration in den Händen von wenigen Unternehmen;
Vermehrung des Kapitals als Wirtschaftsziel;
Konsumdiktatur weltweit mit Hilfe von Medien und der Werbung;
Verherrlichung des Geldes, der Aktie und der Börse als neue "heilige
Dreifaltigkeit";
Vermehrung von Kapital aufgrund des Zins- und Zinseszins-Systems "durch sich
selbst", ohne volkswirtschaftlichen Bezugspunkt.

Subcommandante Marcos - Denker, Dichter und Diener der Bauern in Chiapas -
hat aufgrund solcher Tatsachen schon 1997 von einem "Krieg gegen die
Menschheit" gesprochen.
Seit dem 11. September 2001 wird sichtbar, dass viele an das Recht gebundene
Regierungen diesen Krieg gegen die Menschheit nun nicht mehr nur
unterstützen, sondern sich jetzt selbst zu Kriegsherren gegen die Menschheit
aufgeschwungen haben. Das politische Staatsleben hat sich sozusagen - wieder einmal -
dem  Wirtschaftsleben aufgesattelt..
Was können nun diejenigen tun, die ihre Ohnmacht nicht akzeptieren und ein
menschenwürdiges Dasein auf der Erde erhalten wollen?

Richard Douthwaite und Hans Diefenbacher stellen in ihrem Buch "Jenseits der
Globalisierung" die Frage: "Können einzelne Gemeinschaften dazu beitragen,
die Ausdehnung des industriellen Systems und dessen individualistische Kultur
zu begrenzen, und zwar ohne Hilfe der jeweiligen Regierung, um auf diese
Weise einen geschützten Raum zu schaffen, in dem lokale
gemeinwesenorientierte Ökonomien und eine damit verbundene Kultur wieder
geschaffen oder neu belebt werden können?"
Bernard Lietaer, ehemaliger Finanzfachmann der belgischen Zentralbank,
bejaht die gestellte Frage in seinem Buch
"Das Geld der Zukunft". Er weist hin auf den Zusammenhang von nachhaltigem
und regionalem Wirtschaften mit der Geld- und Währungsfrage. Detailliert
beschreibt er die lebendigsten von ca. 2.500 weltweit existierenden
gemeinwesenorientierten lokalen
Komplementärwährungen. Paul Glover, Kreator der seit 1991 praktizierten
Lokalwährung "Ithaca-Hour" im Bundesstaat New York zieht den Schluss, "dass die
einzige Möglichkeit für die lokale Ökonomie, Nutzen aus lokal vorhandener
Finanzkraft zu ziehen und den Abfluss von Kapital und die Spekulation zu
verhindern, darin besteht, eine monetäre Einheit zu schaffen, die man nur in der
Region verdienen und ausgeben kann." 

Diese drei Aussagen machen eines deutlich: Es kommt heute auf die Initiative
jedes Einzelnen an, um auch morgen noch in einer menschenwürdigen Kultur
leben zu können! Jedermensch ist aufgefordert, Einstellungen und Ideen zu
überprüfen, diese ggf. zu verändern und danach auch zu handeln!

Der Verleger Rainer Rappmann, der das umfangreiche Werk des Sozialkünstlers
und Revolutionärs Joseph Beuys der Öffentlichkeit zugänglich macht, kommt auf
den Punkt: "Die Politik wird uns nicht retten...; wir müssen  unser
Schicksal schon selbst in die Hand nehmen... Der Mensch an sich könnte stärker sein,
wenn er sich seiner Potenz besänne, die er doch hat, und wenn die Menschen
zusammentreten würden... Politik dient auch nicht mehr den Menschen, sondern
leider meistens diesem Prinzip "Geld"... Also: alle Welt wartet auf uns, auf
den Menschen mit seinem Creator! Wer sonst sollte es richten? Tun wir was!"


ROLAND-REGIONAL

Am 8. Februar 2001 gründen einige Bremer Aktive den Verein "ROLAND-REGIONAL
- Verein für nachhaltiges Wirtschaften e.V.". Der Verein orientiert sich am
Ideal des freien Menschen und seiner Würde; an der Toleranz im Geistesleben,
der Demokratie im Staats-und Rechtsleben, der Brüderlichkeit und gegenseitigen
Hilfe im Wirtschaftsleben; und an der Verantwortung jedes Einzelnen sowie
der Gemeinschaft für die Wiederherstellung und Bewahrung gesunder, natürlicher
Lebensgrundlagen (Boden, Wasser, Luft, Flora und Fauna).

In einer solchen Betrachtungsweise ist es Aufgabe des den gesellschaftlichen
Organismus durchströmenden  Geldkreislaufes, den genannten Leitbildern zu
dienen. Zweck des Vereins ist die Erforschung, Impulsierung und Förderung
nachhaltiger Wirtschaftsformen und alternativer Zahlungs- und Währungssysteme
sowie Förderung des ökologischen Landbaus in der Region Bremen. Dabei will der
Verein Bedingungen schaffen für einen wesensgemäß gegliederten sozialen
Organismus im Sinne des Sozialimpulses von Rudolf Steiner. Vordringlich arbeiten die
Vereinsmitglieder im Jahre 2001 an der Herausgabe einer Regionalwährung, dem
"ROLAND-Gutschein". Nach seiner Drucklegung am 11. September 2001 geht der
ROLAND am 1. Oktober 2001 in seinen Kreislauf. Seit Mitte Juni 2002 kann er
als Tauschmittel für Erzeugnisse benutzt werden in/an/bei
* 3 Hofläden mit Demeter-Produktion
* 3 Marktläden mit Produkten aus ökologischem Anbau
* 5 Naturkostläden mit Produkten aus ökologischem Anbau
* 1 Feinkost-Laden & Reformhaus
* 1 Feinkostladen
* 1 Mosterei
* 1 Naturkost-Großhandel
* 1 Käse & Wein-Geschäft mit Produkten aus ökologischem Anbau
* 14 Marktständen mit ökologischen bzw. Demeter-Produkten
* 1 ökologischen Bauhandelsgeschäft
* 1 Monatszeitung, dem "Torfkurier"
* 1 Buchhandlung
* 1 Galerie
* 1 Vortragsreferent & Autor
* 2 Künstlern mit Kunstgraphiken
* 4 Handwerkern (Elektriker, Möbeltischler, Flächengestalter,
ökolog. Trockenbau)
* 1 Ingenieur für Wasseranlagen
* 1 Englischlehrerin
* 1 Masseuse
* 1 Kunsttherapeut
Insgesamt benutzen den ROLAND derzeit 25 Produzenten/Händler und 29
Verbraucher. Die Betriebe befinden sich in Achim, Beverstedt, Bremen, Delmenhorst
Fischerhude, Martfeld, Oldendorf, Ottersberg, Quelkhorn, Sottrum und Worpswede.
Noch läuft dieser Geldkreislauf nicht "rund". Dringend benötigt werden -
außer weiteren Verbrauchern - vor allem Handwerker und Dienstleister.

Die Benutzer des ROLAND sind zusammengeschlossen im "ROLAND-Gutscheinring",
aus rechtlichen Gründen mit Mitglieds-Struktur, um den Teilnehmerkreis
räumlich und personell überschaubar zu halten. Mitglied können alle natürlichen und
juristischen Personen werden, die durch Benutzen und Anerkennen des ROLAND
der Wirtschaftskraft in der Region vertrauen und
sie fördern und dadurch ein Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften in der
Region anregen und wachhalten möchten. Rechtsträger des
ROLAND-Gutscheinringes ist der Verein "ROLAND-REGIONAL e.V.". Der ROLAND wird bei der
Geschäftsstelle des Vereins und bei einigen Händlern im Verhältnis 1:1 eingetauscht
(vorerst gibt es nur Gutscheine im Werte von 5 ROLAND). Die "wandelnde
Wechselstube" ist einmal im Monat auf den vom Herausgeber der Zeitschrift "Torfkurier"
veranstalteten Tausch- und Flohmärkten in den Landkreisen Rotenburg und
Verden präsent. Die jeweils aktuelle Teilnehmerliste wird in jeder Ausgabe des
"Torfkurier" veröffentlicht.

Damit der ROLAND nicht gehortet wird, sondern fließen kann und ebenso altert
wie die Ware, unterliegt er einer "Nachhaltigkeitsgebühr" von 1% pro Monat
(=5 Cent). Der jeweils gültige monatliche Wert ist bereits auf dem
"Rechtsgutschein", der in dieser Serie bis Ende Dezember 2002 benutzt werden kann,
aufgedruckt. Danach wird die neue Serie gedruckt und in Umlauf gebracht. Die alten
Scheine können innerhalb von 3 Monaten entsprechend ihrem Wert in neue
ROLAND umgetauscht werden.

In welchen Anteilen ROLAND und EURO bei einem Handel benutzt werden, wird
von den Beteiligten selbst vereinbart. Die beim ROLAND-Kauf eingetauschten EURO
werden vom Verein "ROLAND-REGIONAL" vereinnahmt und den Landwirten, die
ökologisch oder biologisch-dynamisch wirtschaften, als zinslose Kredite zur
Verfügung gestellt ("freies Geld"). Alle Überschüsse des Vereins sollen vorrangig
den im ökologischen Landbau Wirtschaftenden zukommen, da die Landwirtschaft
Grundlage allen Wirtschaftens sowie Grundlage der menschlichen Existenz auf
der Erde ist. Der ROLAND soll das regionale nachhaltige Wirtschaften
unterstützen. Zur Philosophie dieser Währung gehört es deshalb, dass Produkte der
Region bevorzugt konsumiert werden. Nachhaltiges regionales Wirtschaften heißt,
die Ressourcen in der Region zu nutzen und die Bedürfnisse der Gegenwart zu
befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen
Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können. Wir dürfen die ökologische "Tragfähigkeit"
der Region nicht überschreiten, d.h. wir können nicht mit stetigem Wachstum
rechnen und müssen wieder lernen, uns zu begrenzen, um unsere Umwelt nicht
völlig auszubeuten und sie nicht immer mehr mit Schadstoffen zu belasten und
sie letztlich zu zerstören. Gesunde Lebensmittel sollten möglichst frisch und
naturbelassen sein. Das erfordert kurze Wege. "Wochenmarkt statt Weltmarkt"
lautet deshalb die Devise. Für gesunde Lebensmittel gilt der Grundsatz, dass
die Gesundheit von Boden, Pflanzen, Tieren und Menschen unteilbar ist. Deshalb
gilt den Landwirten unsere ganze Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Der ROLAND will dazu helfen, das Wirtschaften von der krebsartig wuchernden
Macht des Zins- und Zinseszins-Systems in unserem Geldwesen wieder zu
befreien. Er soll neuer Diener des Menschen in der Region Bremen sein. Geld ist ja
nichts anderes als eine Vereinbarung, die eine Gemeinschaft sich gibt, der sie
vertraut und die sie anwendet zum Wohle aller Vereinbarenden. Rudolf
Steiner:
"Geld hat nur einen geistigen Wert; nur einen Wert in der menschlichen
Anerkennung".
Wir rufen dazu auf, dass ein "Neues Netz" geknüpft wird - ein Netz aus
möglichst vielen kleinen Regionen und Gemeinden, die sich bemühen, auf ihrem
jeweiligen Gebiet und mit den dort lebenden Menschen so weit wie möglich eine
dauerhafte umwelt- und menschengerechte Entwicklung zu realisieren - mit einer
eigenen Regionalwährung und möglichst auch mit einem eigenen Bank- und
Kreditsystem. Verbunden werden können dann diese verschiedenen Regionalwährungen
durch eine gemeinsame Verrechnungseinheit!

Die Leserinnen und Leser dieser Veröffentlichung bitten wir, das Experiment
zu durchdenken, mit Anderen zu erörtern und dann sich entweder am
ROLAND-Gutscheinring zu beteiligen oder eine eigene Regionalwährung herauszugeben. 
Kontakt: ROLAND-REGIONAL - Verein für nachhaltiges
Wirtschaften e.V, Weißenburger Str. 29, D-28211 Bremen
Tel: (04 21) 491 52 09

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de



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