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[ox] Die Grenzen des Oekonux-Konzeptes



Liebe Liste,

1.
ich finde es schade, dass bisher niemand auf die Fraene/Fragestellungen
in meinem urspruenglichen 
Beitrag "RE: [ox] Unterschied PC/"Molding" Kulturen?" vom So 08.12.2002
00:50 (wiederholung am Ende, s.u.) geantwortet hat. 

Sie erscheinen mir fuer die Beurteilung dieser Technologie im Rahmen des
Oekonux Projektes von zentraler Bedeutung zu sein. 

Zumindest wuerde ich gerne wissen, wie das Schweigen zu beurteilen ist:
handelt es sich um "alte Kammellen", die laengst geklaert sind (Dann
waere ich fuer einen Hinweis auf entsprechende beitraege/Artikel oder
auch kurze Wiederholung der besten Argumente dazu) dankbar. Oder handelt
es sich umgekehrt tatsaechlich noch um ungeklaerte Fragen, auf die noch
(?) keine befiredigenden Antworten gegeben werden koennen?

2.
Anlaesslich des ebenfalls sehr interessanten Beitrages von Helmuth
Spulik vom Di 10.12.2002 19:14 im Orginal-Thread "Re: [ox] EuroMold -
spannender als LinuxTag", insbesondere des Absatzes dort:


für die beteiligten maschinenbauer und formgeber vollzieht sich die 
fortentwicklung dieser techniken nun seit 30 jahren, dokummentiert in
der 
wochengazette VDI- Nachrichten, nach dem motto- alles was denkbar, ist
auch 
machbar. [...] vor 15 jahren kündigte ich diese zeitung, weil es anfing
für mich langweilig 
zu sein.
<<<

moechte ich die Fragestellung meienr letzten Mail von dem anderen,
umgekehrten Gesichtspunkt, der Perspektive der (materiell)
"produzierenden" Industrie angehen. Ich denke, eine Diskussion ueber
diese Fragen koennte auch helfen, den Oekunux Ansatz, nicht nur in
Hinblick auf Molding (ich verwende hier Molder, Molding usw einfach,
unabhaengig von einer etwaig existierenden tastaechlichen Benutzung in
einer Fachsprache, als materiellen universalproduktion in analogie zur
universellen universalsteuerung durch den PC), zu praezisieren. Generell
scheint es mir dazu  vom Vorgehen her sinnvoll, die vorhandenen Grenzen
des derzeitigen Oekonux-Ansatzes (zumindest bezueglich Molder)
moeglichst scharf / stark herasuzuarbeiten, um dann in einem *zweiten*
schritt zu untersuchen, inwiefern diese dann doch zu umgehen sind.

- wie verhaelt sich Oekonux zu den Fragen von Grund und Boden, Nahrung,
Rohstoffe, Energie? Diese lassen sich offensichtlich nicht durch Molder
o.ae. herstellen sodnern im Gegenteil setzen Modler (zur Wortverwendung
s.o.) diese offensichtlich vorraus

- Universell einsetzbare Techniken, universelles produzieren hat es auch
in der Vergangenheit gegeben (Holzbearbeitung durch Tischler/Schreiner
und Einsebearbeitung durch Schmiede, Keramik/Ton durch Toepfer usw) -
hat diesen zum Kommunismus nur der freie Austausch der Bauplaene
gefehlt?

- Aehnlich universell geht es doch auch in anderen Techniken: Mit
Plastik/Kunststoffen oder im Spritzguss u.ae. lassen sich, in den weiten
Grenzen dessen was mit dem Material moeglich ist, schon seit Jahrzehnten
alles herstellen, was die Formen ("Werkzeuge") hergeben, ohne das der
Kommunismus ausgebrochen waere oder, weniger flapsig/polemisch
formukliert, das hier jemand einen Widerspruch zur kapitalistischen
Produktion gesehen haette (siehe dazu auch das obige Zitat aus dem
genannten Beitrag von Helmuth Spulik.

In den Messeberichten kommen folgende Erweiterungen vor: neue
Materialien, die mehr Moeglichkeiten bieten und die Formen ("Werkzeuge")
lassen sich nun nach der selben Technik selbt so flexibel herstellen
bzw. es wird gleich (Roboter, mc-Fraesen usw) auf die Form verzichtet,
so dass eine hoehere Flexibilitet (Einzelfertigung nur durch den
Prohgrammieraufwand begrenzt, der widerum durch bereits vorhandene CAD
Modell gegen Null sinken kann) erzielt werden kann. 

Es ist klar, das hieraus die Vision von einer Annaeherung an die PC
Verhaeltnisse gezogen wird, also der Universalmaschine die selbst
weitere Universalmaschinen produziert (so wie sich am PC Programem
wieder fuer die Erzeugung anderer Programme nutzen lassen oder
Chipdesign mithilfe von Software zu noch leistungsfaehigegen Chips mit
noch leistungsfaehigerer Software fuehrt usw).

3.
[In dem Zusammenhang noch ein paar allgemeinere kritische Ueberlegungen,
entlang des Kapitalismus-Kritischen/Kommunistischen Potentials von
Oekunux gedacht:]

Es ist aber fuer mich nicht unmittelbar einsichtig, wie so eine
technische Entwicklung zu einem Widerspruch im Kapitalismus oder gar zu
Kommunismus (im Oekonux-Zusammenhang vom mir hier im weitesten Sinne
verstanden als eine "bessere Gesellschaft" jenseits von Kapitalismus,
wie immer die auch aussehen mag) fuehren soll.

Idee ist hier anscheinend, das bei eienr solchen Universalmaschine die
Potenz (Einsatzmoeglichkeit) einer solchen Universalmaschine
entscheidend von den "Prograsmemn" und "Daten" abhaengt, also von
Faktiren jenseits der Maschine, so dass hier einer potentiell riesigen
Einsatzmoeglichkeit (in Gestalt von allen vorhandenen Bauplaenen usw)
eine Beschraenkung durch die realen Patente usw., also "kuenstlich" /
gewaltsam/gesetzlich aufrecht erhaltenen Monopolen/Beschrasenkunegn
entgegensteht.

Aber ist diese Beschraenkungen, mit den ihn einhergehenden
Erpressungsmoeglichkeietn (oder, anders betrachtet: suboptimalen Einsatz
der Mittel gemessen an uns wuenschenswerteren Zwecken) gibt es doch in
jeder Herrschaft (ist nicht gerade diese Monopolisierung/Begrenzung ein
typisches Merkmal, viele wuerden sogar sagen: *das* Merkmal,  von
Herrchaft?) und natuerlich auch im Kapitalismus ?

Wenn wir aber soweit sind, warum sich dann nur auf diw Widerspruche
dieser Bschraenkungen/Monopolisierungen im PC Bereich beschraenken oder
danach zu suchen inwieferndie spezifischen Widerspruche des PC Bereiches
analog auch in anderen Bereichen auftauchen (dies wohl die spezifische
Oekonux Variante)? 

Waere nicht umgekehrt angemessen eine Verallgemeinerung der im
PC-Bereich auftauchenden Beschraenkunegn/Widersprueche wie oben
geschildert zu den allgemeinen Beschraenkungen/Monopolen usw. zu
fuehren? Dann braechte es aber Oekonux in dieser Form (i.S. von
"histoMat"-Perspektive, die sich sozusagen automatisch, hinter dem
Willen der Produzenten, aus dem technischen Fortschritt ableitenliesse)
nicht, sondern dann waere Oekonux nur ein spezifischer Ausgangsunkt um
zu einem allgemeineren Thema zu kommen (Frage dabei, wie sich das dann
mit dem Selbstverstaendnis von Oekonux bzw, seiner Macher vertraegt).

4.
Noch zu einer ganz andere Fragestellung, geht in Richtung Kreativitaet:

- Wer entwickelt (bzw. sollte entwicklen, in der Vision) die
revolutionaeren neuen Materialien? und wie? Am PC? *nur* bzw. vor allem
am PC?

- Wer entwicklet revolutionaer neue Machinentypen? Bei der Software ist
es relativ einfach komplett neue Software selbst wieder als Software zu
entwicklen (aber auch hier gibt es grundsaetzliche Grenzen, wie die Art
der Programmiersprachen selbst, Grundlegende Algorythmen bzw,. diesen
zugrundeliegenden Mathematischen Theorien, grundsaetzlich andere
herangehensweisen an Probleme usw, die auf die menschliche Kreativitaet
jenseits vorgegebener Muster/Axiome deuten), aber was waere das
Aequivalent dazu beim Maschinenbau?

Hier muessten (wie bei der Materialforschung auch) sicher, je kreativer
(also das bestehende Wissen erweiternde) um so mehr, die vorhandenen
Modelle/Simulationen in Form von Programmen und Daten verlassen werden
und neues (sei es im geiste, sei es in "echten", "klassichen" Versuchen)
ersteltl werden.

Waeer nicht, im Hinblick auf ein Menschenbild, das das Potential des
Menschen erweitern will, nicht nur in Form eines Universalkonsumierers
wie wir ihn heute als Imaginaeren Idealkonsumenten der Werbung usw
kennen, sondern als schoepferischen, sich selbst und seien Umwelt
vebvollkomenderen und qualitativ neues schaffenden Menschen, sinnvoll,
diesen kreativen Aspekt zu betonen? Dazu waere dann diese neue
Technologuie (ob PC Technologie oder Molder) darauf abzuklopfen,
inwiefern sie diese Kreativitaet hervorbringt und inwiefern sie deise
moeglicherweise gerade "wegrationalisiert".

IMHO wuerde eine naehere Untersuchung auch hier ergeben, dass eine
solche wunschenswerte (i.S. des geschilderten "kreativen" Szenarios,
gegenueber eines eher passiven, abhaengigen Konsum-Trottel Scenarios),
auch hier wieder nicht von der Technik abhaengt, sondern ganz
unabhaengig von der Technik behandelbar ist (im uebrigen stehen den
moeglicherweise Hunderttausenden von Open source Programmierern eine
Zigfach groessere Anzahl von Computer/Komsole-Spiel und
Videofilm/TV/Musik  Konsumierern gegenueber, was die Vermutung solide
erscheinen laesst, dass Technik keienswegs automatisch zu mehr
Kreativitaet im o.g. Sinen fuehrt sondern umgekehrt der Umgang mit der
Technik nicht aus ihr sondern sich aus etwas anderem, wohl aus den
geesellschaftlichen Rahmenbedingungen, einschliesslich der den
herrschenden Werten/Zielvorstellunegn usw ergibt).

Ich wuerde mich freuen, 
wenn es hierzu zu einer kleien Debatet kommen koennte
(schade das Eure Konferenz vorbei ist, sie haetet sich als 
Forum dazu gut geeignet)

HTH & alles Gute,
Kai
http://kai.froeb.net

-----Original Message-----
From: oekonux-admin post.openoffice.de
[oekonux-admin post.openoffice.de] On Behalf Of Kai
Sent: Sonntag, 8. Dezember 2002 00:50
To: liste oekonux.de
Subject: [ox] Unterschied PC/"Molding" Kulturen? (war: EuroMold -
spannender als LinuxTag)


Hi, Stefan!

auch ich fand deine Mail sehr interessant, auch eine gute Ergaenzung zu
dem Zeit-Artikel, der neulichs gepostet wurde. 

Ein paar Fragen (nicht nur an Dich) aus der Perspektive des 
Vergleiches mit dem aufkomemn des PCs (ich hbae damals vor 
ca.20 Jahren alles selbst miterlebt):

- was kosten solche Geraete? Ich nehem an,d ass sie zumindest derzeit
noch nicht fuer privatpersonen erschwinglich sind?

- gibt es zumindest an den Unis solche Geraete zur freien Verfuegung?
Ich erinnere mich das selbst um 1980 herum an unserer kleinst
Fachhochschule Lueneburg mindestens ein 
halbes Dutzend erste PCs (damals noch keine IBMs, sondern 
Vorlaeufer) zur Verfuegung der Studenten waren.

- wie verbreitet sich das Know How? Gibt es hier
aehnliche (Sub)kulturen wie im OC Bereich? Wird hier
auch das Internet genutzt?

- wie sind die Kosten fuer das Material? Das war ja
im PC Bereich (sofern es darauf ueberhaupt ankam), vergleichsweise
vernachlaessigbar.

- bis wanns chaetzt ihr ein, dass die Technik eine
Massenkultur wird? Und wenn, eher nur fuer den Produktionsbereich oder
tatsaechlich auch fuer die "Massen"? Und falls fuer die Massen - auch
mit realem Gebrauchswert oder nur als Hype-Angeberversion oder so dass
man nix gescheites damit anfangen kann?

Interessiert,
Kai
http://kai.froeb.net

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de

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