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Re: [ox] Re: Umsonstladen



Hallo!

On Sun, Nov 24, 2002 at 09:26:54PM [PHONE NUMBER REMOVED], Holger Weiss wrote:
Komisch nur, dass die Umsonstläden ganz gut zu funktionieren scheinen.

Gar nicht komisch. Die meisten Leute, die sich da zusammentun, werden
das ja aus idealistischen Gruenden betreiben. Tagsueber verkaufen sie
ihre Arbeitskraft (gegen Aequivalent), danach kaufen sie Waren (gegen
Aequivalent), und _danach_ geben sie halt ihre alten Sachen in den
Umsonstladen und/oder holen sich dort andere Sachen ab (korrigiert mich,
wenn ich da was falsch verstanden habe!). Das funktioniert genau so
lange, wie genuegend Idealismus aufgebracht wird, das Ding in Gang zu
halten. Es entspricht weder den herrschenden gesellschaftlichen
Strukturen (daher ist Idealismus notwendig), noch widerspricht es ihnen
(daher ist nichts weiter als Idealismus notwendig). 

Also ich habe ja vor einen Umsonstladen zu eröffnen, sobald ich ein
paar Mitstreiter gefunden habe und ich kann Dir zumindestens
versichern, dass meine Motive nicht idealistischer Natur sind. Im
Gegenteil handelt es sich um puren Eigennutz. Ich verspreche mir davon: 

* Mich zumindestens ein Stück weit unabhängiger von Arbeit zu machen.

* Viele interessante Gespräche mit ganz normalen Leuten.

* Einen Ort um Veranstaltungen zu machen, die mich interessieren.

* perspektivisch ein Netzwerk von Umsonstläden aufzubauen.

* Zeug loszuwerden, dass ich nicht mehr brauche

* weniger Müll zu produzieren (ja, auch das ist nicht "idealistisch",
weli Müll schlicht nervt)

* Ein Stück soziale Sicherheit in der Krise

und ... last but not least:

* Selbst die (für mich) besten Sachen abzugreifen, wenn ich im Laden
bin.

Kein Idealismus weit und breit also.

Es hat einfach nichts mit kapitalistischen Strukturen zu tun. 

Das ist ja Sinn der Sache. Stimmt aber leider nur zum Teil, weil auch
ein Umsonstladen zumindestens bis auf weiteres von der
wertverwurstenden Produktion abhängig ist.

Wenn Euch
aber interessiert, warum in dieser Gesellschaftsform "viel zu viel
gerechnet" wird, warum also Karstadt sein Zeugs nicht umsonst weggeben
kann, dann hilft es doch nichts, einen Umsonstladen aufzumachen, sondern
dann muss man sich anschauen, wie das Aequivalenzprinzip entstanden ist,
was es genau ausmacht und wie die Bedingungen seiner Abschaffung sind.

Sicher interessant. Vor allem der letzte Punkt. Es hilft allerdings
nichts mit jeglicher Praxis zu warten, bis man die perfekte Theorie
hat. Besser ist es, beides in ein produktives Wechselverhältnis treten
zu lassen. Aber ich bin sicher, auf den Trichter bist Du - theoretisch
- auch schon gekommen ;-)

Grüße, Benni

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