Debian-CDs im Umsonstladen (was: [ox] Umsonstladen in FR)
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Thu, 21 Nov 2002 05:12:34 +0100
Hi, Benni und alle!
On Monday 02 September 2002 09:11, Benni Baermann quoted:
In der FR von heute gibts einen Artikel über Umsonstläden.
http://www.frankfurter-rundschau.de/fr/120/t120004.htm
---schnipp---schnipp---schnipp---schnipp---schnipp---schnipp
"Habt ihr Taschenmesser?", unterbricht ein Knirps, neun,
vielleicht auch zehn Jahre alt. Hör mal, sagt Jens, gutmütig,
das geht bei uns nicht so. Wenn ein Taschenmesser da ist, ist
es da, wenn nicht, dann nicht. Gut, sagt der Junge, dann nehm
ich den Löwen hier mit.
Gegenstände mit freiem Bauplan (z.B. Bücher mit freier Vorlage,
CDs vom freien Image...) könnte ein Umsonstladen durchaus als
Dauerartikel im Sortiment haben.
Diese könnten entweder
* vor Ort produziert werden, d.h. jemand kommt mit den
Rohmaterialien (z.B. CD-Rohling, Papier usw.) vorbei und geht
mit dem fertigen Gegenstand nach Hause, oder
* zu Hause, im Schneeballverfahren, d.h. wer sich ein Exemplar
mitnimmt und die Möglichkeit hat, es zu vervielfältigen, wird
gebeten, zwei oder drei neue Exemplare mitzubringen.
* Nicht mehr benötigte Exemplare können wieder verschenkt (oder
verkauft, falls echt jemand dafür was abdrückt) werden, so
daß weniger Exemplare hergestellt werden müssen.
Durch die garantierte Verfügbarkeit freibauplaniger Güter im
Umsonstladen, würden diese Produkte dann auch auf materieller
Ebene so preislos, wie sie es auf der geistigen bereits sind.
Gut wäre auch ein internetbasiertes Register (ähnlich wie bei
Schmendriks Verleih-System), welche freibauplanigen Produkte
gerade an welchem Ort verfügbar sind. (Das wäre dann quasi ein
Umsonst-Onlineshop ;o) ).
Was mir an den oben aufgeführten Produktions-Varianten nicht
gefällt, ist der darin enthaltene Rückschritt von der
industriellen Herstellung zur Handarbeit.
* Kann das obige Modell vielleicht den Preis einer industriell
gepreßten CD unter den eines CD-Rohlings drücken?
* Was ist mit werbefinanzierten CDs? (z.B. Debian-CDs mit dem
Reklameaufdruck irgendeiner Zeitung) Können diese unterhalb
des Rohlingpreises angeboten werden?
* Die Rohmaterialien (Papier, Buchdeckel(?), CD-Rohlinge,
CD-Hüllen etc.) werden weiterhin industriell gefertigt.
Vielleicht ist das ja noch ausbaufähig.
Ein Punkt an der Umsonstladengeschichte, der mir noch nicht klar
ist, ist der der Rekommerzialisierung. So wäre es z.B. möglich,
daß sich jemand alle Debian-CDs im Umsonstladen abholt und dann
eine Straßenecke weiter für 5 Euro pro Stück verkauft. Der Preis
wäre nur dadurch zu erklären, daß es in dem Moment keine CDs
umsonst gibt. Welche Möglichkeiten gibt es, das zu verhindern,
und soll es überhaupt verhindert werden? Einige Szenarien:
* Zwei so operierende Geschäfte ruinieren sich gegenseitig.
* Der Umsonstladen verlangt eine geringe Schutzgebühr. Der
Weiterverkäufer kann nicht mehr beliebige Mengen abnehmen,
ohne Verlust zu machen.
* Alle Produkte tragen einen Stempel, welcher besagt: "Dieses
Produkt wurde im Umsonstladen so-und-so verschenkt."
* Im Umsonstladen gibt es ein Reservevorrat für
Kleinmengenabnehmer oder eine Warteliste, auf welcher die
Abnehmer weniger Exemplare bevorzugt werden.
Einige Kuriositäten werden später vielleicht auch für Sammler
interessant, z.B. von Selbstdruckern seltsam gebundene oder von
Verlagen hergestellte Bücher aus dem Jahre 2002, und auf
Auktionen teuer verhökert. Die Auswirkungen sind mir noch nicht
ganz klar. Ich vermute, es gibt keine. Diese Form des Kommerzes
ist also vermutlich weder nützlich noch schädlich (sondern
einfach nur unnütz und unschädlich).
cu,
Thomas
}:o{#
PS: Ich hab noch schnell gegoogelt, ob schon irgendein
"Umsonstladen Debian" oder ob wenigstens irgendein "Umsonstladen
Linux" anbietet: Nichts. Es kommen nur irgendwelche Äußerungen
von Oekonuxis, aber die Begriffe kommen in den Seiten eher
zufällig zusammen vor.
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