Message 05613 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT05345 Message: 82/91 L6 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Zum Begriff der Herrschaft



Benni Baermann schrieb:
Auch hab ich den Eindruck, dass Macht und Herrschaft einfach nochmal
zwei paar Stiefel sind und dass wir Macht mit der Unterteilung in
potentia und podestas (oder so) schon ziemlich gut charakterisiert
hatten. Das hat mich jetzt eher wieder verwirrt.
Ausserdem ist das englische "pover" ja auch nicht das selbe, wie das
deutsche "Macht".

Vielleicht ist das Wort Macht zu negativ belegt. Um aus diesem Dilemma zu entkommen führen wir entweder verschiedene Dimensionen von Macht ein, oder wir suchen nach Unterschieden.

Ich habe die vorhergehende Diskussion nicht mitbekommen, weil ich erst seid einigen Tagen auf der Liste stehe, deshalb kann es sein, dass ich jetzt verschiedene Dinge wiederhole, die schon längst abgehandelt sind, vielleicht aber auch nicht...

Nach meinem persönlichen Empfinden hängen Macht und Verantwortung eng miteinander zusammen, ja bedingen sich. Verantwortung wiederum hängt eng mit den Tu-Wörtern (Betonung liegt auf Tun) können und wollen zusammen. Nur derjenige, der vor einer Sache Ahnung hat (können) und auch Zeit und Muße findet (wollen) kann seiner Verantwortung gerecht werden. Maintainer verkörpern diese Einstellungen zu ihrer Sache und übernehmen als solche die Verantwortung für die Sache. Das damit auch die Ausübung von Macht verbunden ist, liegt in der Natur der Sache und zwar in zweifacher Hinsicht:

1. Sie Verantworten den Prozess und sein Gelingen. Damit setzten sie sich zumindest selbst unter Druck, weil sie ein Projekt zu ihrer Sache machen und die Energien, die dafür verwendet wurden nicht verloren gehen dürfen, sowohl ihre eigenen, als auch die des Teams

2. Sie sind in der Regel Initiator und Maintainer gleichzeitig und damit geht es vor allem um die intrisische Motivation, die ja bekanntlich stärker ist als alle anderen künstlich herbeigeführten Motivationsgründe.

Beides führt dazu, gute Entscheidungen treffen zu müssen. Da häufig der demokratische Weg mit Kompromissen (also ein bischen davon und ein bischen davon) verbunden ist, der Prozess erheblich verlängert wird, hat sich meiner Meinung nach die Gemeinde bei der Entwicklung von z.B. Linux dazu entschlossen, Lösungsangebote an den Maintainer zu machen, in der Hoffung, ihre Lösung ist die vernüftigste.

Mit Freiheit oder Unfreiheit hat das also wenig zu tun (weil mein Handeln selbst ja nicht eingeschränkt wird), Macht heißt nicht, die Freiheit des Anderen einzuschränken, sondern bedeutet, Entscheidungen treffen zu können, ohne Kompromisse machen zu müssen.

So viel erstmal
Guido


--


Guido Brombach
Medienfachkraft
DGB Bildungszentrum Hattingen

http://www.hattingen.dgb-bildungswerk.de
http://www.hyperlernen.de




________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT05345 Message: 82/91 L6 [In index]
Message 05613 [Homepage] [Navigation]