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Re: [ox] Re: Soziopathen-Diskurs / war Boden(un)recht



Hi Horst,

meines Erachtens gehts Du da einen Schritt zu weit.
Es gibt einen Raum der Freiheit im falschen Leben und tausend Varianten
ihn zu gestalten. Ich weiß, daß die Vokabel "primitiv" selbst zum 
Vokabular derer gehört, die sich mit vollem Genuß darin bewegen
und zu Hause fühlen. Und die Vernunft ist den Menschen natürlich
mit staatlicher Gewalt eingebläut worden, sodaß sie scheinbar
untrennbar mit derselben verbunden ist. Wir hatten unlängst hier
eine Fahrraddebatte, bei der sehr ähnliche Argumente gefallen sind.
Doch: gemeinschaftliche Benutzungskultur entsteht nicht automatisch 
durch Deklamation einer Abschaffung der Konkurrenzgesellschaft. 
Ganz im Gegenteil: Der abstrakte Wille macht sich gerne dort breit,
wo er sich durch öffentliche Rechtstitel auch noch unterstützt oder
nicht negativ sanktioniert weiß. Und die *Aufhebung* des abstrakten
Willens bedeutet auch, sein Verhalten *nicht* mehr an dem auszurichten,
zudem man sich wahr- oder fälschlicherweise berechtigt fühlt,
bloß weil kein Verbotsschild existiert. Warum lehnst Du es ab, auf diesen 
Zusammenhang aufmerksam zu machen? Immerhin beansprucht
Hartmut damit eine Ableitung der Exklusivität von Grund und Boden 
unterstützt zu haben!!!!  Daß er das mit seinem eigenen unmittelbaren
Empfinden vereinbaren kann, fällt mir schwer zu glauben. Daher der
Hinweis.

Um noch eines draufzulegen: die Benutzungskultur öffentlicher Parks
ist vielleicht genauso eine "Keimform" selbstorganisierter 
Gesellschaftsformen wie freie Softwareentwicklung. 

und wenn Hartmut schreibt - Hi Hartmut! - :

Dennoch entsteht hier ein Konflikt, der auf die eine oder andere Weise mit
Gewalt geregelt wird.  Entweder macht jemand im Namen der Öffentlichkeit
von einem Hausrecht Gebrauch oder es wird toleriert, dass Teile des Parks
ab und zu in den Privatbesitz bestimmter (vielleicht nicht einmal immer
ganz primitiv damit umgehender) Gruppen übergehen.  In jedem Falle gibt es
eine begrenzte und unvermehrbare Ressource, über die der eine oder der
andere verfügt.

dann fällt mir nur ein daß Phantasie und Kreativität noch immer die beste
Alternative zur Gewalt gewesen ist. Nimms mal so: wen sich zwei um eine 
Ressource streiten, dann ist etwas faul in ihrer gesellschaftlichen 
Organisationsweise. Wenn es eine nicht vermehrbare Ressource ist, dann 
gibt es verschiedenste Arten und Weisen sie gemeinsam zu benutzen.
Unter anderem kann das bedeuten, andere in die eigene Benutzung
einzubeziehen,
einen Zeitplan aufzustellen, etc. etc. dann gibt es aber längst ein 
gemeinsames Verfügen!
Das kann eine spaßige und interessante Herausforderung sein oder eine
lästige Schranke. Entscheidend ist nur der Grad an Phantasie und
Kreativität.
Es muß halt mehr oder weniger verhandelt werden, aber die guten
Verhandlungen sind die nachhaltigen und das zeigt sich eben nicht
an der Aufkündbarkeit wie in der Theorie der freien Kooperation, sondern
in der Re-usability, wie bei gutem Code.*)
Mit einem antagonistischen Gegensatz wie bei Kapital und Arbeit (deswegen
auch deren Zusammengehören) hat das jedenfalls nichts zu tun.

*) Zum Boden wieder einmal ins Spiel gebracht: Richard Levine
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg04788.html
Ich hätt mal gerne Hartmuts Kommentar dazu!


Franz



H.R schreibt:
Hallo Franz,
soche "soziopathische" "Primitive" gehören zu den (sichtbaren) Verlierern
unserer Konkurrenzgesellschaft, die völlig systembedingt neben 
Gewinnern immer auch Verlierer produzieren muß.
Oder anders:
Eine selbst durch und durch soziopathische Gesellschaftsstruktur 
kann nur immer wieder neben soziopathischen Verlierern eben solche 
Gewinner produzieren und "natürlich" auch solch menschenverachtendes 
Gewinner-Geschreibsel (Parkbeispiel), welches auch nicht den kleinsten
Funken einer kritischen Gesellschaftsanalyse beherbergt und auch
keinerlei 
emanzipatorische Perspektive eröffnet.
Im Gegenteil, es gilt hier die barbarische Parole:
Der Mensch ist des Menschen Wolf.
Oder:  Nur Wölfe rund um Herrn Pilch (besonders in Parks)
- eine wahrhaftige Vollverammlung von zähnefletschenden 
Konkurrenzsubjekten!

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Organisation: projekt oekonux.de


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