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Re: Re(2): [ox] Re: Soziopathen-Diskurs / war Boden(un)recht



Dieser Satz gaukelt vor, es gäbe eine nicht auf Konkurrenz aufbauende
Gesellschaft.  Ferner verwechselt er das Verlieren einer Spielrunde mit
dem Ausgeschiedenwerden aus dem Spielsystem.  Es gibt Konkurrenzspiele,
bei denen man zwar mal verliert aber auch später wieder gewinnen kann.

Schon kleinen Kindern die sich streiten bringen weise Eltern bei, sich
zu einigen!

Auch bei dieser Einigung wird dann wohl herauskommen, dass das
Verfügungsrecht eine bestimmte Zeit lang unter bestimmten Bedingungen bei
der einen oder anderen Partei ist.  U.u. erfordert die Einigung
komplizierte Verhandlungen ("Transaktionskosten"), die in einem
ungünstigen Verhältnis zum Wert des Verhandlungsgegenstandes stehen, und
das selbst dann, wenn beide Parteien ziemlich
wohlerzogen/kultiviert/sozialkompetent/gut-im-verhandeln sind.
Um solche Kosten zu senken, hat man Eigentumsgesetze, die natürlich im
Einzelfall nicht so gerecht sind wie das Verhandlungsergebnis sein könnte.
Je aufgeklärter die Menschen sind, desto weniger sind sie auf diese
Gesetze angewiesen.
Alles wieder ein Fall für Spieltheorie-Überlegungen.

Mein Töchterlein schafft sich manchmal eine schöne Situation des Fütterns
und Spielens mit Tauben, Hirschen (im Münchener Hirschgarten) oder anderen
Tieren.  Irgendwann platzen dann Kinder von woanders her rein, die sich
einen Spaß daraus machen, die Hirsche oder Tauben zu jagen.  Damit ist das
Spiel meiner Tochter am Ende, es sei denn ich schreite ein und halte die
Kinder fern.  Dann würde ich unversehen zum Verteidiger einer Art
ungeschriebenen zeitweiligen Eigentumsanspruchs, den man natürlich im
Sinne einer größtmöglichen Freiheit für alle o.ä. rechtfertigen kann.
Natürlich würden auch sofort Eltern anderer Kinder, vor allem Väter, auf
den Plan springen und gegen mein Gesellschaftsmodell wettern.  Es würde
sich ein Krieg der Ideologien entspannen, und wahrscheinlich würden
allerlei Leute schimpfend von dannen ziehen, in der Überzeugung, selbst
den Fortschritt zu inkarnieren und gerade gegen eine falsche Gesinnung
gestritten zu haben.  Alle sind auf der Suche nach einer einfachen Regel
und erregen sich, wenn die ihre nicht durchgesetzt werden kann.  Falls ein
Gesetz eine solche bietet, wird die Situation einfacher -- oder auch
komplizierter.   In letzterem Falle handelt es sich um ein schlechtes
Gesetz oder eines, dessen Zeit abgelaufen ist.

Es gibt übrigens umgekehrt keine auf Konkurrenz aufbauende Gesellschaft.
Das ist ein patriarchaler Mythos, den die Subsistenztheorie und der
Feminismus längst auseinandergenommen haben. Darin liegt ihr
bleibendes Verdienst.

http://www.fairwork.com/subsistenz/versorgungswirtschaft.html

Zu ihren Mängeln siehe

http://www.oekonux.de/liste/archive/msg04775.html

Leider kann ich das im Moment nicht überprüfen.
habe schon viel zu viel geschrieben.
Danke trotzdem für die Anregungen und die Rationalität, die du in einige
Diskussionen bringst.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
120000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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