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Re: [ox] leben ohne geld: heidemarie s. :: u.a.



Olaf Krische fragte:
Wie sozial ist es, aus Opportunismus den Wenigerprivilegierten "ihre"
Arbeit wegzunehmen?

Also zumindest ich kann da keinen Opportunismus entdecken, Opportunismus
hiesse doch, den Kopf immer in die Richtung zu lenken, wohin der Wind
weht, oder? Was meinst du denn mit Opportunismus auf sie bezogen?

Mit Opportunismus meine ich, dass Frau Schwermer (gemäss dem Artikel)
so ziemlich jeden Gelegenheits-Job annimmt, der gerade am Weg liegt.
                 (Gelegenheit = opportunity)
Das muss sie anscheinend, um genug zu "verdienen".  Mit Freiheit hat das
allerdings wenig zu tun -- klingt eher nach "working poor"...


Ansonsten, geht man denn eine Verpflichtung ein, wenn man sich fuer
bestimmte Taetigkeiten qualifiziert hat?

Juristisch wohl nicht, aber gesellschaftlich ist es nicht sinnvoll,
dass eine Ausbildung "vergeudet" wird, indem Leute unter ihrer
Qualifikation arbeiten.  Hochqualifizierte Leute sind eh schon
zu selten, und tiefqualifizierte können nicht hochqualifizierte
Arbeiten übernehmen -- also geht dieses "Modell" nicht auf.
Wohlgemerkt: _Egal_ ob mit oder ohne Geld!


Ich verstehe nicht, wie es unsozial sein kann, den "Wenigerprivilgierten"
(Gaensefuesschenspringen) ihre Arbeit wegzunehmen, indem man einfach selbst
arbeitet, so wie man lustig ist.

Ich meine, Arbeit ist doch nicht etwas, das man sozial verteilen muesste?

Frag' doch mal einen der vielen Arbeitslosen in D, der keine Arbeit findet,
"nur" weil er unterqualifiziert ist.  Der findet's wahrscheinlich nicht
lustig, dass ihm eine "gelernte Psychotherapeutin" den Fensterputz-Job
wegschnappt (und das erst noch in Schwarzarbeit).


Ein Pilot, der ein Haeuschen hat, darf der dann eigentlich noch seinen
Garten bestellen? Oder ist das unsozial?

"Gewerbsmässig" wird er das eh nicht tun (sondern nur kurz in der Freizeit
und für sich selbst) -- hat also nichts mit Frau Schwermer's Ansatz zu tun.


abgesehen von den Sozialabgaben, die sie (und ihre "Arbeitgeber")
bei diesen Schwarzarbeiten einspart -- auf Kosten der Allgemeinheit.
Womit restlos klar wird, wie asozial ihr "ach so sozialer" Lebensstil
ist...

Ich weiss nicht, was ich dir entgegnen soll. Ich finde daran nichts asoziales.

Ist es sozial, _Sozial_abgaben zu unterschlagen?


Sie baut ihr Leben auf Dingen auf, die ihr wichtig erscheinen, der Kontakt
mit Menschen zum Beispiel, ihr soziales Geflecht, das daraus entsteht.
Sie knuepft Kontakte, sie nutzt den Ueberfluss, sie kuemmert sich
um Menschen, ein reges Geben und Nehmen.

Warum arbeitet sie dann nicht in ihrem Beruf ?  Psychotherapeutin wäre
doch ideal geeignet für den "Kontakt mit Menschen" -- jedenfalls besser
als Fensterputzen und Rasenmähen -- und mehr nützen könnte sie so den
Leuten obendrein (falls sie ihren Beruf schnallt, was anscheinend nicht
der Fall ist).

Aber egal was sie arbeitet:  Wo liegt der Unterschied zur Lohnarbeit ?

Sie wohnt z.B. "bei Freunden" und erarbeitet sich die "Miete", und sie
erarbeitet/erbettelt sich auch das Essen.  Wäre eine eigene Behausung
und ein eigener Garten nicht emanzipierter?  Wie "frei" ist es denn,
für alles auf Andere angewiesen zu sein?  Aber nein, dazu müsste man ja
das Boden(un)recht angreifen, und das wollen wir doch nicht!? (Tabu!)
(V.a. chrismon.de will das nicht -- die Kirche wurde ja schliesslich
 durch Boden-Erbschaft gegen Ablasshandel reich und mächtig...)
Da lieber reitet sie auf Nebenschauplätzen wie Geld herum, während
auch noch in Russland der Boden privatisiert wird.  Die gute Frau
blickt's nicht, wo der Hase im Pfeffer liegt...


Dagegen erscheint mir eine Sozialabsicherung doch recht blass. Man geht
zum Amt, beantragt das Geld, und geht wieder.

Der Vergleich ist nicht mit dem Sozialamt, sondern mit Lohnarbeit (die
Dame arbeitet ja).


Dieses armselige "Gemüse-Betteln und Gelegenheits-Fensterputzen" kann
jawohl nicht Modell für eine GPL-Gesellschaft sein...?

So verstehe ich das nicht. Sie lebt ganz real, haelt Vortraege, arbeitet mit
Leuten zusammen, setzt ihre Talente, ihre Qualifzierungen ein, etc.. Sie
steht
meines Erachtens nicht auf dem Acker und schuftet fuer ein paar Brotkrumen.

Gemäss dem Artikel arbeitet sie grösstenteils unterhalb ihrer Qualifikation.

Die hier [ox] relevante Frage heisst doch:  Lässt sich Frau Schwermer's
Ansatz auf die ganze Gesellschaft verallgemeinern ?  Die Antwort gibt
sie gleich selbst:  "Ich würde um Himmels willen aber nicht sagen, dass
alle Menschen es genauso machen sollen wie ich."  -- Also was soll's dann?


http://www.chrismon.de/ctexte/2002/5/5-2.html

Auch hier wird munter verwischt und vermischt zwischen den Themen Geld und
Unfreiheit.  Herr Lautenschläger hätte auch ohne Geld (durch Tausch)
sehr reich werden können!  Und Frugalist kann ich auch innerhalb der
Geldwirtschaft sein (bin's sogar) -- sogar ohne fensterputzen für Andere.

Gruss,
Christoph


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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