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Re: [ox] Re: Fw: Fahrrad und Marktwirtschaft



Wer behauptet, dass der Kapitalismus funktioniert, funktioniert nicht
mehr, höchstens als besoldeter Ideologiesekretär der Marktwirtschaft,
die er blind jeder konkreten Entwicklung zu verteidigen hat.

Sicherlich produziert das Konkurrenzsystem viel Ineffizienz.  Die
deprimierende Wiener Botschaft ist allerdings, dass seine teilweise
Beseitigung selbst in einem sehr begrenzten Bereich eventuell noch mehr
Ineffizienz produziert.  Der Weg zu einer besseren Gesellschaft ist also
beschwerlicher als Schandl gehofft hat, und es nützt nichts, die
Überbringer der schlechten Nachricht zu beschimpfen.

Ich glaube, Schandl weiss sehr gut, wie beschwerlich dieser Weg ist.
Das zeigt ja gerade sein Artikel, weil er aufzeigt, dass die
Zurichtung durch die Wertgesellschaft schon so weit gegangen ist, dass
die Leute quasi direkt autoaggressiv werden - nichts anderes ist ja das
Zerstören der Räder in Wien.

Letzteres ist eine gewagte Hypothese, die nicht belegt wird, und die man
zur Erklärung des destruktiven Verhaltens der Leute nicht braucht.

Vielleicht ist es ja auch die "Zurichtung durch die liberale /
individualistische Gesellschaft" o.ä. und "im alten Preußen gab es noch
mehr Gemeinsinn, weil die Menschen Zucht und Ordnung lernten und sich
nicht als Maßstab aller Dinge betrachteten".

Zwar glaube ich auch obige Erklärung nicht, aber sie scheint mir nicht
weniger (un)plausibel.

Was er uns nur sagen will - und damit hat
er Recht, dass es keine Alternative zur Abschaffung des Kapitalismus
gibt, wenn die Menschheit als Ganzes sich nicht selbst zerstören will,
so wie sie das mit den Fahrrädern in Wien schon vorführt.

Dass Selbstzerstörung droht, dürfte klar sein.  Dass "der Kapitalismus"
schuld ist und seine Abschaffung den Ausweg bringt, ist eine gewagte
Hypothese, die sich schon im Ansatz unerlaubter demagogischer Methoden
bedient.

Festhalten kann man nur, dass das Marktprinzip mehr oder weniger
Verschwendung induziert und aus diesem Grunde in einigen Bereichen mehr
oder gut durch mehr Gemeinsinn voraussetzende Spielregeln ersetzt oder
ergänzt werden könnte/sollte.

Das man da eine Schuldzuweisung an den bösen Kapitalismus reinlesen
kann ist allerdings tatsächlich ein Problem des polemischen Charakters
des Artikels.

Nicht nur des polemischen Charakters sondern der ganzen Denkweise.

Der unerfreuliche Zustand der Menschheit muss als Tatsache hingenommen
werden.  Schuldzuweisung an "...ismus" (= Gegenteil des von mir
versprochenen ...ismus) gilt nicht und ist leider ein grundlegender
Denkfehler im Oekonux-Forum.  Weshalb ich mich dazu gereizt fühlte, den
Schandl-Artikel zu kommentieren.

-- 
Hartmut Pilch, FFII e.V. und Eurolinux-Allianz            +49-89-12789608
Innovation vs Patentinflation                       http://swpat.ffii.org/
120000 Stimmen 400 Firmen gegen Logikpatente    http://www.noepatents.org/


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