Re(2): [ox] Fw: Fahrrad und Marktwirtschaft
- From: f.nahrada magnet.at (Franz J. Nahrada)
- Date: Tue, 09 Jul 2002 11:33:21 +0200
christoph schreibt:
- Es gibt zwar genug Fahrräder für Alle, aber wie liesse sich diese
"Sättigungs-Lösung" auf seltenere/teurere/umweltzerstörerischere
Gebrauchsgegenstände verallgemeinern? (Und wäre es überhaupt
wünschenswert bzw. für den Planet verkraftbar, dass die Gesellschaft
mit allem möglichen Zeug "gesättigt" wird? Knappheit und Verknappung
kann auch ökologisch sinnvoll sein, z.B. dass sich nicht jeder ein
30L/100km-Auto mit Klimaanlage [schöne planetare Doppelbedeutung!]
leisten kann...)
Da trifft man dann unweigerlich auf das [ox]-"Kernproblem"
(HW-Ressourcen sind sehr endlich, im Gegensatz zu SW-Ressourcen)...
Deswegen muß jeder HW - Ansatz einfach auf der Höhe der Zeit sein,
was das Einsparen von Ressourcen betrifft. Ich las anderntags einen
Artikel der schlüssig bewies daß Autos ressourcensparender sind als
Eisenbahnen, aber diese Denkweise ist überholt. Wir müssen z..B. in
Mobilitätskonzepten denken, in optimalen Kombinationen von Techno-
logien...z.B. elektrifizierte Autobahnen etc.
Die Marktwirtschaft kann das immer weniger, das heißt ihr Produkt
ist eben nur das individuelle, dumme, auf den Einzelfall zugeschnittene
Konzept, dessen Rolle im Gesamtsystem nur mit äußerster Mühe und
Zwang reflektiert werden kann.
Ein Ansatz, der analog FS hardwareseitig arbeitet, muß eben die Kraft der
Interrdependenzen/Synergien aufnehmen, um Ressourcen zu sparen. Die
Herausforderung liegt dabei darin, daß sich der Genuß und die
Lebensqualität zugleich erhöhen müssen.
Ich kann leider nur sagen, daß solche Bemühungen vom einzelnen
"Produkt" her ziemlich sinnlos sind - das ist jetzt meine Sichtweise und
andere teilen sie nicht - und sogar einen "rebound" Effekt erzielen
können. (also das Solarauto, das in Massen produziert, wieder Stau
erzeugt),
Deswegen verstehe ich meine Arbeit (wenn ich bloß mal dazu käme, da
geht es mir wie manchen anderen in der Runde die eben *nicht* genug
Zeit und Ressourcen haben um sich der Sache voll widmen zu können)
als "integrales Design von Lebensräumen", also die Kombination
von Architektur, Ökologie, Kommunikations- und Informationstechnik,
um die Frage zu klären, wie wir insgesamt mit weniger Mobilität
auskommen...dabei habe ich "bloß" das Problem daß zu viele
Systemparameter gleichzeitig geändert werden müssen, aber deswegen
brauchen wir auch die Freiheit des Experimentierens....
HW Ressourcen sind m.E. zwar endlich, aber das sagt nichts aus. Erst
wenn Du das Feuer entdeckst, hast Du ein Brennholzproblem. Wenn
dann die Elektrizität dazukommt, gibt es wieder ein anderes Problem,
während das andere Problem geringer wird. Die Rede von der Knappheit
als prinzipieller Eigenschaft verdeckt gerade die systembedingten
Wurzeln von Mangel und Überfluß. Immer noch gilt daß die Sonne an einem
Tag halb soviel Energie auf die Erde schüttet wie unsere fossilen
Brennstoff-
vorrräte ausmachen. Es ist bloß unsere mangelnde "Software" (= unsere
altertümlichen Wohn-, Technik- und Verkehrskonzeptionen) die bewirkt,
daß wir den realen Reichtum eigentlich immer weniger nutzen, wobei eine
solche Generalisierung natürlich problematisch ist. Der Nutzungsgrad
ist bei vielen Technologien entscheidend gestiegen, doch ist der
Gesamteffefkt
des Systems immer geringer oder anders gesagt immer destruktiver.
Das ist das Paradox, das es zu klären gilt! Hier liegt eine gewaltige
Herausforderung an freies Denken und sie wird auch von vielen wahrgenommen,
die überhaupt nichts von freier Software wissen außer vielleicht daß
es ein Betriebssystem Linux gibt. Das schönste Beispiel dafür ist der
große Aufwschwung des Wissensaustauchs in der permakulturszene etc.
Ich sehe das also genau umgekehrt wie Du, aber hier gilt auch: halbvolles
oder halbleeres Glas.... ;-)
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