Re: [ox] Kladde erweitert
- From: Benni Baermann <benni obda.de>
- Date: Fri, 24 May 2002 08:51:57 +0200
On Fri, May 24, 2002 at 04:27:17AM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
| Widerspruch zwischen Freiheit und Gleichheit wird
| aufgehoben
Nanu? Hier hab ich wohl ein Stück Diskussion verschnarcht.
[...] als diesen (scheinbaren) Widerspruch beseitigend.
Was ich erstmal nicht verstehe ist, worin dieser (scheinbare)
Widerspruch überhaupt bestehen soll. (Beispiel?)
Das ist ein klassisches Thema in der politischen Philosophie. Der
Widerspruch entsteht dann, wenn man Einzelinteressen und
Allgemeininteressen als Gegensätze versteht. Das widerum entsteht aus
einem bürgerlichen (aufklärerischen) monadischen Subjektverständnis.
Es ist ein sehr gutes Zeichen, wenn Dir das garnicht einleuchten will,
den meisten Leuten leuchtet das nämlich meist leider sofort ein :-(
| Im Internet hat sich schon einiges gebildet [...]
| Freie Musik
Leider nicht :o(
Nun, es gibt doch schon Musik, die Frei ist,
Ja, solche mit abgelaufenem Urheber- bzw. Leistungsschutzrecht,
z.B. die Noten von "Oh, du fröhliche" oder eine Schallplatte von
"Oh, du fröhliche", die vor 1952 veröffentlicht worden war. :o(
Naja, die meinte ich nun nicht.
auch wenn die Lizenzen vielleicht nicht perfekt sind.
Hmmm... Nö.
Es gibt Musik, die verändert, kopiert und verbreitet werden
darf. Allerdings erlauben die Lizenzen nicht, sie auch
öffentlich aufzuführen, abzuspielen oder zu senden.
Was spricht dagegen, das einfach explizit dazuzusagen? Wir hatten die
Diskussion ja auch schon mal in privater Mail. Wenn ich also Musik
veröffentliche mit dem Vermerk
"Diese Musik darf verändert, kopiert, verbreitet, öffentlich
aufgeführt, abgespielt und gesendet werden, solange der Name des
Urhebers genannt bleibt."
wieso sollte sie dann nicht frei sein? Das ist jetzt sicherlich keine
juristisch wasserdichte Lizenz, aber doch zumindestens mal ein Anfang.
Insbesondere ist das natürlich kein Copyleft sondern eher BSD-artig.
Simples Copyleft könnte man vielleicht schon mit einem Zusatz
"Wer diese Musik kopiert, verbreitet, öffentlich aufführt, abspielt
oder sendet muss Dateien, die den Herstellungsprozess transparent und
veränderbar machen, umsonst zur Verfügung stellen."
erreichen. Sicherlich nicht juristisch wasserdicht, aber ich finde es
sinnvoller einfach anzufangen anstatt erst Freie Musik zu machen, wenn
man eine wasserdichte Lizenz hat.
Des weiteren ist bei elektronischer Musik die Frage nach dem
Sourcecode interessant. MODs werden zwar als Sourcecode
verbreitet, jedoch zumeist ohne freie Lizenz.
Das würde dann sozusagen "Shared Source" entsprechen. Sicherlich nicht
ausreichend. Aber auch hier gilt: Das es sowas überhaupt gibt, ist
doch ein gutes Zeichen. Meinem Verständnis nach gab es Freie Software
ja auch schon lange vor BSD- und GPL-Lizenzen, weil vorher einfach
jede Software frei war. Für mich ist sozusagen ein Informationsgut
immer per default frei. Ich weiss, dass das nicht die juristische
Standardauffassung ist, aber das interessiert mich zunächst mal nicht.
Oder anders formuliert: Die GPL ist eine Widerstandsaktion die erst
nötig wurde, nachdem Software unfrei gemacht wurde.
Ergänzung zum Punkt "Gemeinsam weiter denken":
* Übertragungsexperimente durchführen
Gute Idee. Vorschläge?
Beispiele:
Projekt Bereich
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Debian Software-Distribution
open theory Literatur
F-CPU Technik (Mikroelektronik)
OSCar Technik (Mechanik u.a.)
Open Web School Unterrichtsmaterialien
Achso, ich dachte Du beziehst Dich auf Nicht-Informations-Güter.
(diverse) Musik
Musik scheint mir z.B. sehr knifflig zu sein, so daß es bereits
ein Problem darstellt, das ganze Experiment überhaupt zu
bootstrappen. Wie soll man Erfahrungen mit Live-Konzerten
sammeln, bei denen freie Musik gespielt wird, wenn es noch keine
Lizenz gibt, die solche erlaubt? :o(
Es gab schon Bands, die explizit Mitschnitte ihrer Konzerte erlaubt
haben. Die bekanntesten waren wohl "Greatfull Dead".
Grüße, Benni
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