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Re: [ox] Freie materielle Gueter



Hallo Stefan u.a.,

On Tue, Mar 19, 2002 at 10:01:00PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
- diese Vision über Informationsprodukte hinausgehen soll;

Definitiv. Nicht zu vergessen ist aber das Modell, wie der
Kapitalismus über die feudale Nutzung des Bodens hinausgegangen ist:
Existiert noch ist aber nebensächlich geworden.

Das halte ich gerade nach meiner Erfahrung bei den Vorträgen für alles
andere als ausreichend. Auch rein logisch zeigt dass nur, dass eine
solche Entwicklung möglich und denkbar ist, aber eben noch nicht, wie
sie konkret ablaufen soll.

These: Was wir neben 'Selbstentfaltung' von der freien Software
brauchen, ist die 'Keimform', also dass die FS mittelfristig im
Kapitalismus funktioniert und *gleichzeitig* das Potential zur
Überwindung desselben innehat. Beide Seiten sind wichtig; wenn die FS
nicht im Kapitalismus funktionieren würde, hätte sie nie eine Chance
gehabt, sich zu entwickeln.

Ich denke, daß es nicht um's reine Funktionieren geht. Das keimförmige
an der Keimform ist ja doch auch, daß sie *besser* funktioniert als
das Vorhandene. Deswegen sind selbstverwaltete Betriebe eben keine
Keimform, weil sie eben nicht (nachvollziehbar) breit attraktiver sind
als Chef-Betriebe. Ebensowenig die Landkommune.

btw. fällt mir auch grad auf, dass es auch ein bisschen schräg ist zu
sagen, man könnte nur im Nachhinein entscheiden, was eine Keimform ist
aber schon jetzt, was keine ist ...

Eine weitere wichtige Komponente des im-Kapitalismus-funktionieren ist,
dass auf diese Weise FS-ProgrammiererInnen nicht gezwungen sind,
proprietäre Software zu schreiben, um sich ihren Lebensunterhalt zu
verdienen-- d.h., den bezahlten Linux-Kernel-EntwicklerInnen ist es
möglich, FS zu entwickeln und sich dadurch ihre Brötchen zu verdienen.
Das sind dann keine echten Selbstentfaltungsbedingungen mehr, aber es
ermöglicht es ihnen, in ihrer Lohnarbeitszeit zum Pool der FS
beizutragen, der die Voraussetzung dafür ist, unter
Selbstentfaltungsbedingungen hochentwickelte FS zu schreiben.

Das ist nett, aber das würde ich nicht als fundamental betrachten.
Letztlich heißt diese Forderung ja nur, daß der Kapitalismus jede
Keimform alimentieren können muß. Das halte ich nicht für zwingend.

Sie muss aber mehr als nur überlebensfähig sein. Es geht schon darum,
dass die eigenen dem Wertsystem innewohnenden Dynamiken genutzt
werden. "Wir" wollen sozusagen auf dem Kapitalismus in eine bessere
Welt surfen, oder? 

Meiner Meinung nach sind diese Punkte der Grund dafür, warum die GPL
besser ist als eine "Any use and modification is permitted for
NON-COMMERCIAL use"-Lizenz. Diese Art von Lizenz führt nicht zur
Entwicklung einer breiten codebase-- u.a. weil ich bei so einer Lizenz
weiß, dass ich mit Arbeit daran nie meine Brötchen verdienen kann, auch
wenn mir das vielleicht unter allen Arbeitsverhältnissen noch das
angenehmste und sinnvollste erscheint.

Zumindest für die Freien-Software-EntwicklerInnen ist das aber ein
untergeordnetes Thema:

	http://floss1.infonomics.nl/stats.php?id=23_1

und

	http://floss1.infonomics.nl/stats.php?id=7_2

Es ist ein Unterschied, ob Geld eine persönliche Motivation ist, oder
ob eine Lizenz prinzipiell jede kommerzielle Nutzung ausschliest. IMHO
gibt es dagegen in der Szene sehr wohl starke Vorbehalte.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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