Re: [ox] Re: Sun macht [mit StarOffice] ihre eigene Scheisse
- From: Stefan Meretz <stefan.meretz hbv.org>
- Date: Mon, 22 Apr 2002 11:38:06 +0200
Hi Thomas,
Thomas Uwe Gruettmueller wrote:
. Nehmen wir an, es ist so wie du schreibst: Übergabe des
Copyrights an Sun (US-Recht). Wenn Sun OpenOffice-GPL-Code für
prop StarOffice nutzt, dann überträgt sich die GPL-Regelung
auf das StarOffice. Das werden sie nicht tun.
1. Die GPL überträgt sich von selbst überhaupt nicht. D.h. wenn
z.B. irgendjemand eine veränderte Version von Emacs ohne
GPL-Vermerk oder kaum rechtskräftigem Vermerk (z.B. "Dieses
Programm ist unter GNU Copyleft") verbreitet, ist diese
Version nicht automatisch frei. Dies kann die GPL nicht
bewirken. Stattdessen entzieht die GPL die Rechte an dem
einen Programm für den einen Lizenznehmer ab dem Zeitpunkt
der ersten Verfehlung. Für jede weitere Verwertung kann dann
der Lizenzgeber den Ex-Lizenznehmer verklagen, wenn er
überhaupt darauf Bock hat.
Lt. GPL müssen mofizierte Versionen wieder unter GPL stehen. Wenn du
eine modizierte Emacs-Version als Nicht-GPL-Software verteilst, steigt
dir die FSF aufs Dach.
2. Wenn Sun die Rechte an 100% des OpenOffice.org-Codes hat,
sind die an gar nichts gebunden. Der Copyright-Inhaber kann
mit dem Programm machen, was er will, auch ohne GPL. Selbst
wenn Sun ihren Code an sich selbst per GPL lizensieren
würden, könnten sie sich nicht selbst die Rechte entziehen
oder gar sich selbst verklagen.
Ack.
Ja, das ist es, was ich ausdrücken wollte. Dann könnte man
aber vielleicht beides so verknüpfen: "Doppelt Freie Software"
ist Software, die in einem "Doppelt Freien Software-Projekt"
entstanden ist.
(...oder: "Doppelt freie Software ist freie Software aus einem
freien Projekt" (daher "doppelt frei"). Der Begriff "freies
Projekt" ist doch noch frei, oder? ;o) )
Das obige definiert aber den Begriff noch nicht. Vielleicht
sollten wir einen Kriterienkatalog aufstellen?
Mir fallen spontan folgende Sachen (ohne Rangfolge) ein:
* Das Projekt sollte, soweit möglich, unabhängig von
proprietärer Software (bzw. später: von jeglicher prop.
Technik) sein.
* Das Projekt sollte vorwiegend oder ausschließlich freie
Software bzw. freien Content erzeugen.
* Die Ausrüstung des Projekts sollte dem Stand der
Freie-Software-Technik entsprechen: Ist z.B. keine
Mailingliste o.ä. vorhanden, ist keine vernünftige
Zusammenarbeit möglich. Projekte mit zusammengebrochener
Kommunikation sind derzeit z.B. FreeGEM und OSCar. :o(
* Die Teilnahme am Projekt sollte jedem möglich sein. Ein
Projekt, das u.a. freie Software hinter verschlossenen Türen
produziert, ist z.B. Lindows. Selbst Alpha-Testing kostet
eine Jahresgebühr von 99 USD und verlangt zudem, in
Verletzung der GPL, die Unterzeichnung eines NDA.
* (Lizenzkompatiblität von ausgehendem Code)
* (Lizenzkompatiblität von eingehendem Code)
Hier fehlt das Wichtigste: Die freie Software wird nicht "für Geld"
entwickelt.
Ciao,
Stefan
--
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
Internetredaktion
Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin
--
stefan.meretz verdi.de
maintaining: http://www.verdi.de
private stuff: http://www.meretz.de
--
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de