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Re: [ox] Was hat Linux eigentlich im Bundestag zu suchen?



Hallo alle miteinander,

On Wed, Apr 03, 2002 at 12:50:24PM [PHONE NUMBER REMOVED], Thomas Berker wrote:
Gibt es mit wirklich kein zunehmendes Auseinandertreten von Produktion und 
Konsumption in der Praxis der "Popularisierung" Freier Software?

Na, abschliessend wird man das nicht klären können. Ich sehe es nicht
so, wie gesagt.

- Für die besondere Qualität Freier Software reicht es aus, wenn die
Produzenten Konsumenten sind, es müssen _nicht_ alle Konsumenten
Produzenten sein.

Das verstehe ich nicht oder wahrscheinlich falsch: Es wird wohl keinen 
Bereich der Produktion in diesen unseren Gesellschaften geben, in dem 
Produzierende nicht auch Konsumierende sind, auch der Produkte, die sie 
selbst herstellen. Wo ist dann die besondere Qualitaet?

Es gibt aber sonst nur wenige Bereiche, wo die Produzenten, die auch
Konsumenten sind auch gänzlich über die Gestaltung des Produktes
entscheiden.

- Auch für Nur-Anwender wie die Parlamentarier ist durchaus die
Durchläassigkeit der Grenze von Produktion/Konsumtion interessant, wie
ja auch an den guten Argumenten in der Bundestagsdebatte sichtbar
wurde (Ja, es gab auch schlechte). Siehe dazu mein
http://co-forum.de/index.php4?Warum%20Linux%3F

Du argumentierst da zweigleisig: Einerseits sagst du, es gebe Leute, die 
wollten nur Anwenden und das sei nicht moeglich im Falle der 
Universalmaschine Computer. Und dann sagst du, es gebe ein zunehmendes 
Beduerfnis der Konsumenten zu Prosumenten (also aktiv eingreifenden 
Anwendern) zu werden. Ich finde, daraus ergibt sich eine spannende Frage: 
Wo hoert nur-Anwenden auf, wo beginnt Produktion im Bereich von Software? 
Schliesslich wendet ja noch der/die tollste HackerIn Tools an, ist 
Nur-AnwenderIn von bestimmten Maschinen innerhalb der Universalmaschine und 
moechte sich nicht mit irgendwelchen Interna dieser Black Boxes herumstreiten.

Der Übergang ist eben immer fliessend und diesem fliessenden Übergang
wird das Produktionsmodell freier Software mehr gerecht als das
proprietärer Software.

Diese Frage scheint mir fuer deine Argumentation recht wichtig, 
schliesslich meinst du wahrscheinlich nicht, dass z.B. Skins, die das 
Aeussere von Programmen veraendern, schon Produktion ermoeglichen. Oder? 

Doch, spätestens, wenn man sie anderen zugänglich macht, schon.

Toffler, auf den du dich mit dem ProsumentInnen-Zitat beziehst, wuerde das 
allerdings sehr wohl miteinbeziehen.

Ich hab das Wort hier von der Liste, wahrscheinlich von Franz, der hat
es wohl von Toffler, das mag sein.

Gabs das schon mal hier auf der Liste?

Wahrscheinlich schon, ja. Im Archiv gibt es nach kurzem Blick einiges
über Toffler.

Natürlich gibt es eine Tendenz, dass die Linux-Oberflächen
windowsmässiger werden vor allem bei KDE, aber dafür gibt es eben bei
den Entwicklern auch Bedürfnisse. Eines dieser Bedürfnisse - auch wenn
das wahrscheinlich eher selten vorkommen wird - kann auch sein,
Windows User abspenstig zu machen. Und sei es nur, damit man im
Freundeskreis nicht ständig mit nervenden Windowsfragen belästigt wird
;-)

Spass beiseite (gleichwohl auf keinen Fall verbiestert!): Ich glaube, dass 
es ein paar mehr Gruende gibt:
- das Reich des Boesen zu vernichten (durchaus auch im sportlichen Sinn)
- Software zu schreiben, die Markterfolg hat, macht wahrscheinlich noch 
mehr Spass als Software, die kein Schwein nutzt
- fuer die dort erlernten Faehigkeiten gibts vielleicht einen groesseren 
Arbeitsmarkt als fuer die in kryptischen Projekten erworbenen
- Phantasielosigkeit: statt neue Wege zu gehen ist einfacher Windows zu 
kopieren
- ...
Ausserdem kommen wahrscheinlich immer mehr Freie Software EntwicklerInnen 
urspruenglich aus der Windowswelt, statt von anderen Planeten - ein 
Altersphaenomen.

Vielleicht dreht sich das schon wieder um? Schliesslich wird
inzwischen jeder, der sich für Computer interessiert ziemlich schnell
mit Linux in Berührung kommen.

Allerdings sind die Gruende fuer meine Ausgangsfrage unerheblich, wichtiger 
waeren mir die Auswirkungen dessen, dass mehr Windows-aehnliche Software 
als Freie Software geschrieben wird. Sollte eine davon ein 
Auseinandertreten von Produktion und Konsumption sein (real oder auch nur 
"der Moeglichkeit nach"), dann erscheint mir das problematisch.

Die Frage ist, wie weit die Windows-Ähnlichkeit geht. Gegen das ganze
Klicki-Bunti ist ja nix einzuwenden, solange man jederzeit Zugang zum
Maschienenraum hat, so er denn benötigt wird. Der wird einem bei
Windows öfter verwehrt als bei Freier Software und ich denke das ist
auch immer noch so. Allerdings müssen sich dazu wohl mal Leute äußern,
die z.B. KDE intensiv benutzen und Windows kennen. Ich kenne beides ja
garnicht richtig.

Grüße, Benni
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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