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[ox] Was hat Linux eigentlich im Bundestag zu suchen?



Hallo!

Nach der zugegeben auch von meiner Seite reichlich verbiesterten Aufklaerungs- und Machtkritik habe ich da mal eine voellig unverbiesterte Frage. Und wenns das schonmal gab auf der Liste bin ich fuer den Link dankbar.

Also: Ist nicht eine wirklich spannende Lehre aus Freier Software, dass im Zusammenfallen von Usern und Produzenten eine wirklich neue Produktionsform entstanden ist? Wenn ja, dann stellt sich die Frage, ob dies nicht aufgegeben wird in dem Masze, in dem z.B. GNU/Linux denen nahe gebracht wird, die den Computer als Black Box sehen wollen, z.B. Parlamentariern.

Erklaerung:

Ausgangsthese: Historisch ist Freie Software dadurch entstanden, dass ein paar Programmierer sich ihre eigenen Werkzeuge gebaut haben und sie untereinander teilten und kontinuierlich nach ihren Beduerfnissen verbesserten (mittels _Peer_-Review). Bei Raymond ist das (glaub ich) der "common itch", der genug Leute motiviert mitzumachen. Dadurch wird natuerlich ziemlich "gute" Software gebaut, denn wer koennte besser entscheiden was er oder sie braucht als der User selbst und wer koennte es besser umsetzen?

Wenn GNU/Linux als Server weite Verbreitung findet, dann bleibt das noch einigermassen im Rahmen dieser Geschichte, Administratoren (die hier die eigentlichen User sind) werden hauefig ziemlich technisch begabt sein (hoffentlich). Aber wenn GNU/Linux aufs Desktop im Bundestag (oder sonstwo in einem nicht-technischen Umfeld) kommt (was es ja jetzt nicht tut), dann ist die Spaltung zwischen Usern und Programmierern wieder da. Und ploetzlich muessen dann Features von den Produzenten eingebaut werden, die sie selbst fuer Bloedsinn halten, was sicher nicht der Selbstentfaltung Vorschub leistet. Und vielleicht auch nicht der Guete.

Steckt hier also _tendenziell_ ein Problem? Je weiter Freie Software sich ausbreitet, desto mehr verliert sie ihre eigentliche Staerke? Muss Freie Software in Sachen Features nun Microsoft-Produkten hinterher rennen, weil sie um Marktanteile "konkurrieren" will? Wer genau braucht ein Office-Paket, wo es doch Tex gibt?

Soziologisch verquaster, aber ausfuehrlicher habe ich das letztes Jahr hier versucht auszudruecken:
http://www.informatik.uni-frankfurt.de/~berker/publications/software-wissen.html

mgug (mit gaenzlich unverbiesterten Gruessen)

Thomas B

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