[ox] Re: [ox] Re: [ox] Re: [ox] Re: [ox] Re: [ox] Die Finsternis der "Aufklärung"
- From: RAUNHAAR aol.com
- Date: Wed, 6 Mar 2002 07:32:58 EST
In einer eMail vom 06.03.2002 12:24:38 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
thomas.berker gmx.de:
<< Advocatus diabolissimi: Sind nicht auch gerade Bereiche, wie "Empathie,
Sinnlichkeit, Zärtlichkeit, Wut, Haß, Sorge, Fürsorge, alltägliche
'Konsumption' etc. etc." (aus deiner vorletzten Mail) als "das ganz Andere"
des Buergers immer nur seine Konstruktion? Er mag es manchmal fuerchten,
manchmal sehnsuechtig anschwaermen, aber immer formt er es nach seinem
Gegenbilde. Es ist nur, damit er es nicht ist. Er ist nur, damit er es
nicht ist. Er sieht es ueberall, die ganze Welt ist ihm entweder er selbst
oder das ganz Andere. Was sich nicht dem Schema fuegt, ist unrein und ist
zu reinigen, wenns sein muss mit nie, nie dagewesener Gewalt. Wir haben
ein paar Jahrhunderte dieser Reinigung hinter uns, viel ist nicht uebrig
geblieben, dazu ist des Buergers Kriegsapparat zu effizient. Und er macht
ihn immer besser.
Wildekinderfrauen, die sind das ganz Andere. Vor denen graut ihm, zu denen
zieht es ihn und nur als das existieren sie. Das Abgespaltene,
Unterdrueckte, das Andere freilich kommt so wirklich in die Welt und ist
ebenso erbaermlich anzusehen wie der Buerger selbst. Immerhin gesteht der
Buerger seinesgleichen einige Rechte zu, Menschenrechte: Insofern lebt es
sich deutlich besser wenn man ihm aehnlich ist, sich nach seinem Bilde zu
emanzipieren macht durchaus Sinn heutzutage.
Ich schreib das, weil ich gerade an Versuchen rumarbeite, die die
alltaegliche Konsumption auf ihr Widerstandspotential abklopfen. Historisch
haut das fuer das 18. Jh. noch leidlich hin (wunderschoener Artikel von EP
Thompson zu den Englischen Food Riots), danach werden die Beschreibungen
immer duenner. Vielleicht weils da nichts zu beschreiben gibt?
Was schade ist.
>>
Lieber Thomas,
gefällt mir gut Dein "issimi"., wie auch unser beider Konsumption (sumere:
sumo, sumpsi, sumptum, - oder?). Das mit dem Widerstandspotential seh ich so
wie Du. Ich wollte lediglich darauf hinaus, daß das Bürgerliche Subjekt, wie
von Adorno als Emanzipationsträger beschrieben, alls eben dieses eher nicht
infrage kommt. Was, wie Du ja auch sagst, schade ist. Eben.
Liebe Grüße, Petra
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