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In einer eMail vom 06.03.2002 12:24:38 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt 
thomas.berker gmx.de:

<< Advocatus diabolissimi: Sind nicht auch gerade Bereiche, wie "Empathie, 
 Sinnlichkeit, Zärtlichkeit, Wut, Haß, Sorge, Fürsorge, alltägliche 
 'Konsumption' etc. etc." (aus deiner vorletzten Mail) als "das ganz Andere" 
 des Buergers immer nur seine Konstruktion? Er mag es manchmal fuerchten, 
 manchmal sehnsuechtig anschwaermen, aber immer formt er es nach seinem 
 Gegenbilde. Es ist nur, damit er es nicht ist. Er ist nur, damit er es 
 nicht ist.  Er sieht es ueberall, die ganze Welt ist ihm entweder er selbst 
 oder das ganz Andere. Was sich nicht dem Schema fuegt, ist unrein und ist 
 zu reinigen, wenns sein muss mit nie, nie dagewesener Gewalt.  Wir haben 
 ein paar Jahrhunderte dieser Reinigung hinter uns, viel ist nicht uebrig 
 geblieben, dazu ist des Buergers Kriegsapparat zu effizient. Und er macht 
 ihn immer besser.
 
 Wildekinderfrauen, die sind das ganz Andere.  Vor denen graut ihm, zu denen 
 zieht es ihn und nur als das existieren sie. Das Abgespaltene, 
 Unterdrueckte, das Andere freilich kommt so wirklich in die Welt und ist 
 ebenso erbaermlich anzusehen wie der Buerger selbst. Immerhin gesteht der 
 Buerger seinesgleichen einige Rechte zu, Menschenrechte: Insofern lebt es 
 sich deutlich besser wenn man ihm aehnlich ist, sich nach seinem Bilde zu 
 emanzipieren macht durchaus Sinn heutzutage.
 
 Ich schreib das, weil ich gerade an Versuchen rumarbeite, die die 
 alltaegliche Konsumption auf ihr Widerstandspotential abklopfen. Historisch 
 haut das fuer das 18. Jh. noch leidlich hin (wunderschoener Artikel von EP 
 Thompson zu den Englischen Food Riots), danach werden die Beschreibungen 
 immer duenner. Vielleicht weils da nichts zu beschreiben gibt?
 
 Was schade ist.
  >>
Lieber Thomas,
gefällt mir gut Dein "issimi"., wie auch unser beider Konsumption (sumere: 
sumo, sumpsi, sumptum, - oder?). Das mit dem Widerstandspotential seh ich so 
wie Du. Ich wollte lediglich darauf hinaus, daß das Bürgerliche Subjekt, wie 
von Adorno als Emanzipationsträger beschrieben, alls eben dieses eher nicht 
infrage kommt. Was, wie Du ja auch sagst, schade ist. Eben.
Liebe Grüße, Petra
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