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[ox] Re: Distribution, Produktion und Knappheit



Hi Benni und alle!

2 weeks (15 days) ago Benni Baermann wrote:
On Thu, Feb 14, 2002 at 12:50:33AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Dein Gedankenexperiment hat mich auch nochmal auf einen Punkt
gestoßen, auf den ich auch früher hätte kommen können: Die
Umsonstläden setzen auf der Distributionsebene an.

Ja, tun sie. Erstmal.

Zumindest was ich
mir unter GPL-Gesellschaft vorstelle, setzt aber in erster Linie auf
der Produktionsebene an.

Dann hast Du damit die Sinnlosigkeit dieses bescheuerten (sorry)
Wortes "GPL-Gesellschaft" wieder mal unter Beweis gestellt.

Nimm's doch einfach als an sich inhaltsleeren Bezeichner ähnlich
Selbstentfaltung ;-) .

Die GPL
setzt nämlich auch nur in der Distributionssphäre an. Wo denn sonst?

Hmm...

Ist eigentlich auch klar, daß auf der
Distributionsebene Knappheit nicht überwunden werden kann.

Natürlich. Aber die GPL zeigt, dass es da schon Einflüße gibt. Das,
was die Knappheit bei FS überwindet ist ja die GPL zusammen mit der
allgemeinen Verfügbarkeit des Internet. Also ein Zusammenwirken von
Produktion (Internet) und Distribution (GPL).

Hier müssen wir nochmal genauer unterscheiden.

Im Internet fallen Distribution und (Re-)Produktion zusammen. Die
digitale Kopie ist ja eine (Re-)Produktion eines digitalen Guts. Von
daher ist das Internet - wie prinzipiell jede (digitale)
Kopiermaschine - auch direkt eine Produktionseinrichtung. Klingt
vielleicht erstmal ein bißchen ungewohnt, aber tatsächlich produziert
ja jeder Abruf z.B. einer Web-Seite ein Vervielfältigungsstück in
irgendeinem Speicher des abrufenden Rechners.

Die Rückwirkungen der GPL auf den - ich sag mal: - kreativen
Produktionsprozeß selbst sind hier nochmal eine ganz andere Liga. So
wäre es grundsätzlich ja auch vorstellbar, daß die Quellen zwar offen
sind und sich so die gleiche kreative Dynamik entwickelt, die Binaries
aber nicht allen einfach so zugänglich sind. Na gut, das ist für
Software ein bißchen absurd, bringt uns aber in die Nähe der
materiellen Güter, bei denen die Konstruktionsunterlagen (Sourcen)
Frei sind, die fertigen Produkte aber kommerziell und knapp bleiben.

Sowas für Umsonstläden
und wir haben gewonnen ;-)

Ja, du brauchtest neben der Befruchtung des kreativen Prozesses eben
auch noch die Materialisatoren. Aber da bist du ja sehr skeptisch.

In deinem Gedankenexperiment hast du allerdings Jeans auf Halde
produziert. Wozu? Produktion on demand ist ressourcenschonend (keine
Halde), hochindividuell (Einzelstücke planbar) und beim Stand der
Technik (Informatisierung der Produktion) relativ leicht auf schon
breiter Basis zu haben.

Oh mein Gott, dann muss ich ja am Ende eine Woche auf meine Jeans
warten! Ob das mit meiner Selbstentfaltung vereinbar ist? ;-)

Du sprichst da einen Punkt an. Ich kann mir vorstellen, daß die
Akquisition von (nicht völlig alltäglichen) Gütern in einer
GPL-Gesellschaft ganz anders stattfindet als heute. Ich könnte mir
vorstellen, daß Menschen es als Bereicherung empfinden, die Dinge mit
denen sie dann später umgehen auch genauer zu überdenken. Heute haben
sie die Möglichkeit jedenfalls nur sehr eingeschränkt - oft nur als
Auswahl.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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