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[ox] Schenken? (was: [ot:buchprojekt] Re: [ot:oekonomie_von_unten] Projekt 'oekonomie_von_unten')



Hi Benni!

Yesterday Benni Bärmann wrote:
Ich hoffe, dass funktioniert auch per Mail...

Ja, aber landet nicht im Text. Da dieser Thread ohnehin auf die
Oekonux-Liste gehört, lenke ich es gleich mal dahin um.

On Sat, Nov 24, 2001 at 06:00:01AM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Schenken - noch besser. Habe ich in der Marktöknomie mit ein bißchen Glück
wenigstens die Möglichkeit mich mit strukturellem Zwangsmittel (vulgo:
Geld) auszustatten um meinen Bedürfnissen zur Befriedigung zu verhelfen,
kann ich ein ähnliches Pfund sogar bei einem Tauschring in Ansatz bringen,
so bin ich beim Schenken dann ganz und gar auf den Gnadenakt der
EigentümerIn angewiesen. Und das soll emanzipatorischer sein?
Das Problem mit dem Begriff "Schenken" ist, daß er sehr stark an
persönliche Beziehungen gebunden ist. Das finde ich aber nicht notwendig
emanzipatorisch wie jedeR bestätigen wird, die z.B. die Enge einer
Dorfgemeinschaft mit ihrem engen Geflecht solcher persönlicher Beziehungen
incl. der individuellen Abhängigkeit davon erlebt hat.

Es gibt ja auch eine Form des Schenkens, die sozusagen anonym abläuft.

Vielleicht haben wir mal wieder ein Begriffsproblem. Ein anonymes
Schenken ist für mich einfach kein Schenken mehr. Die Anonymität
zerstört ja gerade den persönlichen Charakter, der im Begriff Schenken
für mich sehr stark mitschwingt.

Ich
schenke einfach etwas in einen Pool und jeder kann es sich nehmen.

Hier müssen wir vielleicht wirklich in die Mikromotivation einsteigen.
Wenn ich Freie Software zur Verfügung stelle, dann tue ich eben das:
Zur Verfügung stellen. Ich tue das vielleicht auch mit dem
Hintergedanken, anderen etwas gutes zu tun, aber mein Interesse ist
auch ganz unmittelbar mein eigenes: Dadurch, *daß* ich sie zur
Verfügung stelle ermögliche ich anderen Verbesserungen, die auch
meinem eigenen Interesse zu Gute kommen. Da hat sich's dann irgendwie
ziemlich schnell mit der Selbstlosigkeit, die für mich beim Begriff
Schenken ebenfalls mitschwingt.

So
funktioniert Freie Software und ein Potlatsch.

Ein Potlatsch - so wie ich es bisher verstanden habe - ist vor allem
eine soziale Einrichtung gewesen, bei der die Personen *sehr* konkret
in Erscheinung getreten sind und bei der eine soziale Regulation
durchaus ein Teilziel der ganzen Aktion war.

Bei der Masse Freier Software ist aber weder etwas von konkreten
Personen - im Sinne, daß ich da mehr als eine eMail-Adresse und einen
Namen kenne - noch von einer sozialen Regulation zu sehen.

In beiden Fällen erhält
derjenige, der viel gibt trotzdem etwas dafür: Anerkennung. Insofern gibt es
da auch so etwas wie ein soziales Gefälle aber vielleicht abgeschwächt.

Wo bekommen denn die allermeisten Freien-Software-EntwicklerInnen
monstermäßig Anerkennung? Die zwanzig Stars vielleicht - aber sonst?
Die Anerkennung dürften sich die allermeisten doch eher bei sich
selbst holen, indem sie ihr Handeln für anerkennenswert halten und
deswegen sich quasi eine virtuelle Anerkennung verschaffen, die sich
aber i.d.R. nirgends so doll kokretisiert.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan
--
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