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Re: [ox] Schenken?



Hallo Stefan und Liste,

die Mails auf die ich antworte werden immer älter, es besteht also Hoffnung,
dass ich so langsam aufhole. Oekonux als Vollzeitjob ;-)

On Sun, Nov 25, 2001 at 02:26:04PM [PHONE NUMBER REMOVED], Stefan Merten wrote:
Es gibt ja auch eine Form des Schenkens, die sozusagen anonym abläuft.

Vielleicht haben wir mal wieder ein Begriffsproblem. Ein anonymes
Schenken ist für mich einfach kein Schenken mehr. Die Anonymität
zerstört ja gerade den persönlichen Charakter, der im Begriff Schenken
für mich sehr stark mitschwingt.

Hm. Ok. Wir können ja vorerst einfach von "anonymen Schenken" und
"personalem Schenken" sprechen um das zu differenzieren.

Ich
schenke einfach etwas in einen Pool und jeder kann es sich nehmen.

Hier müssen wir vielleicht wirklich in die Mikromotivation einsteigen.
Wenn ich Freie Software zur Verfügung stelle, dann tue ich eben das:
Zur Verfügung stellen. Ich tue das vielleicht auch mit dem
Hintergedanken, anderen etwas gutes zu tun, aber mein Interesse ist
auch ganz unmittelbar mein eigenes: Dadurch, *daß* ich sie zur
Verfügung stelle ermögliche ich anderen Verbesserungen, die auch
meinem eigenen Interesse zu Gute kommen. Da hat sich's dann irgendwie
ziemlich schnell mit der Selbstlosigkeit, die für mich beim Begriff
Schenken ebenfalls mitschwingt.

Hm. Im Potlatsch hats ja auch keine Selbstlosigkeit. Selbstloses Schenken
gibt es doch sowieso nicht und wenn es nur ist um das Gewissen zu beruhigen.

So
funktioniert Freie Software und ein Potlatsch.

Ein Potlatsch - so wie ich es bisher verstanden habe - ist vor allem
eine soziale Einrichtung gewesen, bei der die Personen *sehr* konkret
in Erscheinung getreten sind und bei der eine soziale Regulation
durchaus ein Teilziel der ganzen Aktion war.

Bei der Masse Freier Software ist aber weder etwas von konkreten
Personen - im Sinne, daß ich da mehr als eine eMail-Adresse und einen
Namen kenne - noch von einer sozialen Regulation zu sehen.

Na, damit widersprichst Du aber zumindestens Stefan Mz. der bisher immer
gerade das personal-konkrete an der Produktionsweise Freier Software
hervorgehoben hat. Und auch Dich hatte ich bisher immer so verstanden, dass
Dir das wichtig ist. Also einmal das personal-konkrete an FS hervorheben und
ein andermal kleinreden, grad wie es Dir passt, das ist nicht so clever,
oder?

In beiden Fällen erhält
derjenige, der viel gibt trotzdem etwas dafür: Anerkennung. Insofern gibt es
da auch so etwas wie ein soziales Gefälle aber vielleicht abgeschwächt.

Wo bekommen denn die allermeisten Freien-Software-EntwicklerInnen
monstermäßig Anerkennung? Die zwanzig Stars vielleicht - aber sonst?
Die Anerkennung dürften sich die allermeisten doch eher bei sich
selbst holen, indem sie ihr Handeln für anerkennenswert halten und
deswegen sich quasi eine virtuelle Anerkennung verschaffen, die sich
aber i.d.R. nirgends so doll kokretisiert.

Ich kann nur aus meiner eigenen Erfahrung berichten, dass ich schon die
positive Rückmeldung eines Maintainers auf einen simplen kleinen Bugreport
als größere Anerkennung erlebt habe als fünfstellige Kontoauszüge. 

Übrigens interessant für das Spannungsfeld Tauschringe-Schenken-FS finde ich
auch das Konzept von Umsonstläden. Das wäre mal spannend für uns das
aufzudröseln wo deren Vor- und Nachteile liegen. Das geht definitiv über
Tauschringe hinaus:

http://co-forum.de/index.php4?UmsonstLaden

Grüße, Benni
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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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