Re(2): [ox] Re: Umsonstlaeden
- From: "Franz J. Nahrada" <f.nahrada magnet.at>
- Date: Sat, 16 Feb 2002 09:16:37 +0100
liste oekonux.de schreibt:
Was Kurz damals noch nicht kannte, aber inzwischen ein wenig
kennengelernt und auch verstanden hat, wie wir auf unserem workshop
miterleben konnten, daß es sich bei der "freien software" unter anderem
handelt: um " emanzipatorisches Potential", " autonome Bereiche mit
einer sozialen Identität von Produktion und Konsumtion ", um eine
Keimform der " Entkoppelung an den Endpunkten des Übergangs von der
Produktion in die Konsumtion" , "eines sozialen Raums der Kooperation",
in dem es bereits ansatzweise gelungen ist, " soziale Terrains
kooperativer Tätigkeit von der Warenform zu entkoppeln und nicht mehr in
den Markt zurückkehren zu lassen".
Lieber Uli, liebe Liste,
vielleicht beginnt sich doch die Einsicht durchzusetzen daß die Keimform
weder einfach in der Produktion noch einfach in der Konsumtionssphäre
zu suchen ist. "Keimform" besteht für mich eher in einer sich
herausbildenden
übergreifenden Struktur, einer Logik, die verschiedene menschliche
Aktivitäten
zu verbinden imstande ist.
Ulrich Sigor hat das die "Perspektive des kooperativen Kreislaufschlusses"
genannt als er forderte "..dem virtuellen Unterehmen, mit seinem Ziel
verbesserter
Wettbewerbsfähigkeit, die virtuelle Genossenschaft gegenüberzustellen".
Eine "Keimform" ist also dann im Entstehen, wenn es fraglos rational ist,
daß sich die Aktivitäten von Umsonstläden und freier Softwareentwicklung
gegenseitig unterstützen. DAs ist dann auch keine Frage der "Solidaridät"
mehr wie in der alten Arbeiterbewegung oder in der alten Genossenschafts-
bewegung, sondern vielmehr direkt sich herausbildende Logik der eigenen
Produktivität und Nachhaltigkeit.
Ich denke das ist das zentrale Element nach dem wir suchen, ein Weg, wie
verschiedene Momente unseres sozialen Zusammenhangs in ein
Feedbackverhältnis treten, das es uns gestattet, den zerstörerischen
Einfluß der Markltlogik zunehmend zurückzudrängen.
Vielleicht sollten wir mehr dorthin schauen und weniger darauf, ob
"Prinzipien der freien Softwareentwicklung sich auf andere
Gesellschaftsbereiche
übertragen lassen". In der stofflichen Sphäre gelten wohl etwas andere
Gesetze als im Geistigen. Vielleicht aber auch nicht; vielleicht gibt es
auch
im Geistigen eine Art Ökologie der begrenzten Kapazitäten,
mit der wir uns erst auseinandersetzen müssen ;-)
F
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