Re: [ox] Re: Macht in der Freien Software
- From: RAUNHAAR aol.com
- Date: Thu, 27 Dec 2001 14:34:12 EST
In einer eMail vom 27.12.2001 19:51:33 (MEZ) Mitteleuropäische Zeit schreibt
benni obda.de:
<< Es gab eine im Anschluss an die Diskussion um Freie Kooperation.
Stefan Mn. hat diese als "vermachtet" angegriffen und ich hielt
dagegen, dass Macht was anderes als Herrschaft ist und hab mich da an
der Unterscheidung, wie sie Christoph im Alienbuch macht orientiert.
Ich hab das dann versucht in
http://www.oekonux.de/liste/archive/msg03788.html mal aufzudröseln. >>
Hallo Männer,
irgendwie auffällig, daß Beiträge von Frauen "nicht erinnerlich sind". Dazu
fällt mir ganz spontan ein, daß "Codierer eben codieren". Hauptsache
Systemtheorie, weil das System ansich eben die einzige und wahre und
unhintergehbare Konstante ist. Hier darf ontologisiert werden, was das Zeug
hält. Und Frauen sind eben "mehr mittelorientiert" (O-Ton Stefan Mz.,
nachzulesen in vom Benni gestarteten "Patriachats-Thread). Schon ist der
Schritt nur noch ein kurzer festzustellen, daß Frauen eben alles andere
stehen und liegen lassen, um sich im Wege der spezifisch weiblichen
Selbstenfaltung der konkreten Bedürfnisse anderer anzunehmen. Schön, dann
kann Mann sich ja im hiesigen Kontext der "Kontrolle" der
Gesellschaftsmaschine zuwenden.
Merke: Nur der bürgerliche Warenfetisch (ein besonders perfider, zugegeben)
ist der Fetisch, den wir meinen. Alles vorher war personal-konkret systemisch
richtig und krankte lediglich an "Herrschaft". Das wird Mann in Zukunft
besser machen. Die Lösung haben wir "schon in der Tasche" (siehe englische
Mailing-List). Das ist Utopismus in Reinkultur, oder: Wir wissen, wie das
System beschaffen sein muß, in dem jede/r "frei" sein kann. Und bist Du nicht
willig/gläubig, dann geh doch ... nach drüben.
Mit widerspenstigen Grüßen, Petra
P.S. Nachstehend mein Kommentar zur damals von Stefan Merten angerissenen
Machtfrage:
Am 08.10.01 schrieb Stefan Merten:
"*Das* kapiere ich auch nicht. Bin ich der einzige, der Christophs
Regularien zu Ende denkt?"
Trete hiermit Stefan in Fragen der "Macht" als Streitgenossin bei. Als ich
Spehr zum ersten Mal gelesen habe, fand ich manches anfangs ganz "nett", aber
je weiter ich vorwärts kam, desto mehr habe ich eine "Riesenwut" gekriegt.
NB: Habe vergeblich nach einem Glossar für all die wunderbaren abbreviations
gesucht; - mE ist es ganz schön abmachend, wenn man beim Lesen erst mal auf
den Fingern rumkaut, bis dann die Erleuchtung kommt, was gemeint sein könnte
- in my humble opinion and just by the way.
"S. 23:
- alle Beteiligten frei sind, die Kooperation zu verlassen, ihre
Kooperationsleistung einzuschränken oder unter Bedingungen zu
stellen, und dadurch Einfluss auf die Regeln der Kooperation zu
^^^^^^^^^^^
nehmen;
Hier ist die Erpressung formuliert. Die Einschränkung der Kooperation,
das Verlassen der Kooperation ist keine Entscheidung aus
Selbstentfaltung, sondern ein Instrument - genauer: ein
Machtinstrument. Das kritisiere ich fundamental. Einerseits wegen der
Perpetuierung von Macht und andererseits wegen der
Instrumentalisierung eigenen Verhaltens für einen dritten Zweck."
Ich denke, hier legt Stefan (Merten) den Finger auf den wunden Punkt. Der
spehrsche "dritte Weg" führt eben
auch nur zum altbekannten "Dritten Selbst", seien es nun die Ahnen, die
Götter, der Eine Gott oder die säkulare kybernetische Gottmaschine (WVG) mit
der wir es heute zu tun haben. Im spehrschen Ansatz wird mE Macht
ontologisiert und von diesem Ansatz ausgehend dann versucht, dieser den Zahn
zu ziehen. Macht, was Durchsetzbarkeit derselben einschließt - sonst wäre sie
keine - ist aber mE gesellschaftlich konstituiert. Sie bedarf im Unterschied
zu kruder Gewalttätigkeit im Sinne von "weil ich groß und stark bin, hau ich
Dir was in die Fresse, wenn Du das jetzt nicht machst" der Rückkopplung auf
etwas Sakrosanktes, dem alle Mitglieder der entsprechenden Kooperation
gleichermaßen unterworfen sind. Macht ist das von Qualitäten, Bedürfnissen
und Fähigkeiten der Individuen im Konkreten absehende Raster nach welchem die
Handlungsmöglichkeiten der Individuen einer Vergesellschaftung sowohl
abstrakt bestimmt als auch limitiert sind. Die Ausformung kann
unterschiedlich sein, aber alle Macht"gesellschaften" teilen, daß der Verkehr
der Individuen untereinander nur mittelbar über den gesetzte "Dritte"
abläuft. Hieran ändert sich auch nichts, wenn das Dritte in der Weise
gestaltet wird, daß die Gesellschaftsmitglieder hierüber abstimmen dürfen.
Sie verändern nur abstrakte Inhalte und betreiben wie Stefan (Merten) mE
richtig anmerkt "die Perpetuierung der Macht" indem sie nämlich über das
"Gesetz(te)" nicht hinauskommen (es aufheben) und sich bewußt
vergesellschaften. Da eine solche Macht sich nicht selbst "durchführt", wird
das von den Individuen erledigt, die sich dann nicht als Menschen, sondern
als Funktionierende und/oder Funktionsträger gegenüber treten. Die
gesellschaftlichen Beziehungen sind dann "Instrumentalisierungen eigenen
Verhaltens für einen dritten Zweck" (Stefan Merten). Die Ursache für die
"alte Scheiße" in neuen Kleidern liegt mE darin, daß bei Spehr das der
individuellen Kooperation beitretende Individuum gegenüber dem Produkt dieser
Kooperation schon als Dritte/r gesetzt ist, bzw. immanent unterstellt ist,
daß es einen ausschließlichen Zuordnungszusammenhang zwischen Produkt und der
Kooperation gibt. Nur in diesem Fall kann ja die Frage eines
"Scheidungspreises" für den späteren Fall überhaupt relevant sein, welcher
dann sicherstellt, daß das ausscheidende Individuum nicht materiell
notleidend wird und auch eine Mitgift hat, mit welcher es sich in einer
anderen Kooperation "einkaufen" kann. Diese Konzeption läuft mE auf
Braut(selbstver)kauf mit im liberalen Sinne "freien" Bräuten hinaus.
d.O.
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