Message 04153 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT04146 Message: 3/15 L2 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Fetisch



Hi Petra und Stefan,

SMz schreibt
Zitiere RAUNHAAR aol.com:
Das Problem ist nicht die Tatsache, dass sich die
Vergesellschaftung hinter unserem Rücken vollzieht und damit
unsichtbar ist. Das Problem ist, dass es sich dabei nicht um
einen personalen Zusammensammenhang handelt, der dann auch
interventionsfähig ist (wie die FS), sondern um einen sachlichen
(abstrakten, nämlich den von Tauschwerten), der fast nicht
interventionsfähig ist. "Fast" deswegen, weil es natürlich hier
und da was zu "regulieren" gibt, aber der Grundcharakter, nämlich
das sich das Zusammenleben der Menschen nach der Bewegung von
Sachen (Waren/Werten) richtet, kann nicht angetastet werden.

Meine Auffassung habe ich thesenartig im Dschungel-Aufsatz 
(http://www.opentheory.org/dschungel) aufgeschrieben. Das Wesentliche daraus für 
den Kontext hier ist: Gesellschaft ist stets ein sich eigenlogisch selbst 
reproduzierender Zusammenhang, der sich unabhängig von konkreten Einzelnen 
herstellt. Da muss nicht erst eine Blutsideologie oder die unsichtbare Markthand 
kommen, die den Zusammenhang herstellt, sondern das ist sowieso immer so. Die 
Frage kann nun anders, IMHO angemessener gestellt werden: In welcher _Form_ 
stellt sich der Zusammenhang her, wie ist die Eigenlogik beschaffen? Dabei ist 
der Waren-Fetisch nur eine mögliche Form, es kann selbstredend auch 
nichtfetischistische Formen geben.

Meine Antwort auf deine Frage (puh, endlich...) ist also: Nee, ich meine keinen 
"persönlichen" Fetisch, sondern gar keinen Fetisch. Dennoch ist klar, das auch 
eine freie Gesellschaft eine Eigenlogik hat. Die Knackfrage ist: Wie ist diese 
Eigenlogik beschaffen?

In der Systemtheorie spricht man in diesem Zusammenhang (also eines
aus Mikrosystemen aufgebauten Makrosystems) von Koevolution. Das meint
die Frage, wie die beiden Dynamiken sich _gegenseitig_ beeinflussen.
Auf dieses Level müssten m.E. die hier anzustrengenden Überlegungen
gehoben werden. Es geht also nicht (nur) um die Eigenlogiken, sondern
darüber hinaus auch um deren Wechselwirkung. Wobei die Dynamiken sich,
aber das ist in der Systemtheorie nichts Untypisches, zusätzlich auf
unterschiedlichen Zeitskalen bewegen.  Erst das wäre für mich
Überwindung des Fetischcharakters. 

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT04146 Message: 3/15 L2 [In index]
Message 04153 [Homepage] [Navigation]