Re: [ox] Freie Koop& Wertkritik (4 Thesen)
- From: Horibbeck t-online.de (H.R.)
- Date: Fri, 9 Nov 2001 19:11:25 +0100
Benni Bärmann schrieb:
..................
* Soziale Sicherungssysteme sind eine Möglichkeit auf dem Weg Freier
Kooperation, aber sie taugen nicht für den letzten notwendigen Schritt:
Die Abschaffung des Wertsystems. Insbesondere ist darauf zu achten, dass
diese Systeme einerseits Emanzipation fördern, was nicht
selbstverständlich ist, und andererseits das Wertsystem nicht noch
verfestigen.
Lieber Benni,
selbst in dieser stark "abgespeckten" Form (Du redest ja nicht von der
Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen für alle), sondern
nur von (staatlichen) sozialen Sicherungssystemen als Möglichkeit....,
halte ich es für kontraindiziert, sie in den zentralen Definitionskatalog
einer freien Kooperation aufzunehmen.
Es handelt sich hier m.E.um kein Merkmal einer FK, sondern lediglich um
eine noch vorhandene Abhängigkeit von erzw. Kooperation, die es
überflüssig zu machen gilt. Da es weltweit schon am Finanzierbarkeits-
Vorbehalt scheitern müßte, wäre eine Begrenzung auf Deutschland (Europa)
sofort ein auch Zwang zur Ausgrenzung und Ursache für Nationalismus,
wie real zu beobachten.
Hinzu kommt, daß es ein begründetes und sogar emanzipatorisches Motiv
gibt, freie Kooperation zu betreiben, nähmlich das durch die abnehmende
soziale Potenz der Nationalstaaten ein monetär garantiertes Leben
schubweise obsoleter wird und in weiten Bereichen der Welt schon jetzt
katastrophische Formen angenommen hat.
Außerdem ist monetäre Freiheit immer nur die Freiheit des Konsumenten,
sich die Ware seiner Wahl zu kaufen.
Für Geldsubjekte (egal ob mit oder ohne Geld) gilt glaube ich aber
der Spruch:
Wes' Brot ich ess, des' Lied ich sing.
Deshalb erstmal folgende (gewagte) Thesen:
1.These:
Was bei der Produktion des Linux-Betriebssystems ansatzweise vorgeführt
wurde, war nicht nur der fehlende Zwang zur betriebswirtsch. Rentabilität,
sondern gleichzeitig - weniger offensichtlich- der
ganau so wichtige Aspekt der ansatzweisen Selbstversorgung (mit dem
Betriebssystem).
ich habe mal "keimförmig" durch "ansatzweise" ersetzt.<
2.These:
Diese Selbstversorgung ist zugleich abhängig von der Wertverwertung,
weil "man" Betriebssysteme nicht essen kann UND (tendenziell) unabhäng
von ihr, nähmlich in Bezug auf ihr wichtigstes Gesetz, den
unhintergehbaren Zwang zur betriebswirtschaftlichen Rentabilität.
Es war der noch nicht gescheiterte Versuch, im Falschen das Richtige zu tun
(sozusagen den Dreck zum Dünger umzufunktionieren).
3.These:
Diese scharfe wertkritische Unterscheidung zwischen zwei antagonistischen
Produktionsweisen macht den entscheidenden Unterschied aus zwischen
freier Kooperation und. erzwungener Kooperation.
4.These:
Diese Unterscheidung zwischen "wertloser" Selbstversorgung und
erzwungener Wertverwertung als strikt voneinander abzugrenzender
Bereiche INNERHALB von alternativen bzw. kooperativen Projekten
oder Genossenschaften, wobei es darauf ankäme, den Selbstversorger
bzw-Abkopplungsbereich bewußt immer weiter auszudehnen (quanti- wie
qualitativ) ist neu. Markt und Geld wurden immer als neutral, ja
als geradezu äußerst praktisch weil so schön automatisch angesehen.
Diese BEWUßTE Trennung könnte der Knackpunkt historisch neuer
Alternativprojekte werden.
Den Dreck zum Dünger machen..... Geht das?
MfG
Horst
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