Re: Re(2): [ox] WOS2 -- Wohlstand
- From: sabine.nuss prokla.de
- Date: Sat, 3 Nov 2001 19:21:55 +0100
Hallo Dirk, hallo alle,
Dirk schrieb:
Das mit der Tautologie der Wirtschaftswissenschaften habe ich nun verstanden,
ein Kritikpunkt, den ich erst hier wirklich verstanden habe, aber auch hier
habe ich ein Problem: Was sollte denn die Wirtschaftswissenschaft sonst tun,
wenn nicht die NUN MAL FAKTISCH EXISTIERENDEN UMSTÄNDE zu untersuchen und
nicht Modelle, die lediglich in den Köpfen einiger Menschen existieren, aber
die Wirklich, in der wir alle, Du und ich doch leben, noch weniger abbilden
können als die klassische BWL/VWL ?!?
Jetzt weiß ich nicht recht, was Du im Kopf hast. Ich will nicht über
andere Theorien reden, die gut oder nicht gut die Realität zu
erklären versuchen. Wir haben über die BWL/VWL geredet. Dabei
bleiben wir doch erst mal, find ich. "Die anderen sind auch
scheisse" ist kein Argument *für* die BWL/VWL.
Demzufolge gibt es keine "Wahrheit",
sondern immer nur noch nicht falsifizierte Behauptungen, aber diese muss man
falsifizieren, und wenn die Falsifizierung erst 4 Ebenen unterhalb der
eigenen These möglich, dann muss man eben dort anfangen. Allerdings ist mir
nicht klar, wie man die reale Welt mit dem herrschenden Gesellschaftssystem
als "unwahr" beweisen möchte, aber genau das ist wohl notwendig, um die
Ökonomie aus ihrem Bann der Tautologie zu befreien.
Hast Du Dich da verschrieben? Die reale Welt als unwahr zu
beweisen? Ich glaube, das will und kann niemand. Es geht
lediglich darum, die *Auffassungen* über die reale Welt auf
Plausibilität zu prüfen. Die Tautologie der
Wirtschaftswissenschaften ist beispielsweise ein Kriterium gegen
Plausibilität. Zumindest für mich.
Die Property-Rights-Theorie ist nur EINE Theorie, es gibt auch andere, im
Zusammenhang mit Wissen und Wissensmanagement trifft man häufig sowohl auf
die Principal-Agent-Theorie
Diese steht im Zusammenhang mit der Property Rights Theorie
(sie ist eine Art Subtheorie). Sie bewegt sich exakt auf der
gleichen Ebene der Tautologie, wie die Property Rights Theorie
auch. In einer gegebenen Gesellschaft gibt es Principal und
Agents, wobei der Agent, wenn der Principal ihm Verfügungsrechte
über die Ergebnisse seiner Arbeit abtritt, einen höheren Anreiz hat,
zu arbeiten. Deshalb, so die Empfehlung vieler Ökonomen, ist es
mitunter von effizientem Nutzen, Eigentumsrechte an den Agent
abzutreten. Aber: Wieso gibt es Principal und Agent ? Woher
kommt die offensichtlich hier bereits vorausgesetzte
Machtasymmetrie? Wieso erhöhen die Verfügungsrechte über die
Ergebnisse der Arbeit die Arbeitsmotivation? Stimmt das
überhaupt? Unter welchen Umständen stimmt das? Unter welchen
nicht? All diese Fragen sind dem Principal-Agent-Modell aber
schon als gegebene Annahmen vorausgesetzt. Ein Modell,
welches eine gegebene Welt als Matrix benutzt, "es ist so", aber
Zusammenhänge dieser Matrix ("warum ist es so?") nicht erklären
kann (oder es tut mit einem gesetzten Menschenbild, wie
beispielsweise der Mensch ist des Menschen Wolf....). Immanent,
im Rahmen dieses Modells, sind natürlich alle möglichen Schlüsse
richtig. Hakelig wirds dann aber logischerweise, wenn Phänomene
in der Realität auftauchen, die den Prämissen widersprechen, dann
kann die darauf aufbauende Theorie nicht mehr greifen (so ist das
beispielsweise mit Freier Software, da gibt es Phänomene, die
einigen Annahmen der Property Rights Theorie widersprechen). Die
ökonomische Theorie hinterfragt aber dann nicht ihre Prämissen,
sondern sie bastelt weiterhin eifrig am "Überbau" ;-) rum, um die
Theorie wieder an die Realität anzupassen.
Oder es geschieht umgekehrt: Die Realität wird der Theorie
angepasst. Nichts anderes ist die künstliche Verknappung von
digitalen Inhalten, wenn die dann knapp sind, passt auch die
Theorie wieder. Dann können wir wieder von einer Knappheit an
Gütern ausgehen. Toll. Ne? Das alles ist ein einziger Zirkelschluss
und bewegt man sich in dieser Tautologie, sind viele Aussagen
durchaus schlüssig und daher hat sie auch eine so hohe
Anziehungskraft. Beginnt man aber, den Rahmen dieser Theorie zu
hinterfragen, dann wirds kompliziert. Aus der Tautologie
rauszukommen ist eine ziemlich verfahrene Angelegenheit. Ich
gerate da regelmäßig durcheinander. Daher auch meine Frage in
der letzten Mail.
als auch auf die Strukturationstheorie von
Gidden. Auch eine interessante Argumentation bietet in diesem Zusammenhang
die Transaktionskostentheorie, die im Zusammenhang mit Schumpeter die
Bedeutung von Unternehmen erklären kann.
Transaktionskosten erklären die Kosten, die Wirtschaftssubjekte
außer Boden, Kapital und Arbeit noch haben. Was meinst Du
damit, dass sie die "Bedeutung von Unternehmen" erklärt????
produzieren. WESHALB IBM & Co. dies taten, ist hierbei für mich
nebensächlich, für mich stellt sich eher die Frage, wo wir denn heute wären,
wenn es so etwas wie IBM nicht gäbe, wenn Wissen öffentlich wäre, und dann
Wissen nur dann zustande käme, wenn rein "humanistische" Anreize vorhanden
wären, neue Dinge zu entwickeln.
Was ist der Anreiz von IBM zu produzieren?
Liebe Grüße
Sabine
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