Message 03972 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT03756 Message: 33/55 L12 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: Re(2): [ox] WOS2 -- Wohlstand



Hallo Dirk, hallo alle,

Dirk schrieb:

Das mit der Tautologie der Wirtschaftswissenschaften habe ich nun verstanden, 
ein Kritikpunkt, den ich erst hier wirklich verstanden habe, aber auch hier 
habe ich ein Problem: Was sollte denn die Wirtschaftswissenschaft sonst tun, 
wenn nicht die NUN MAL FAKTISCH EXISTIERENDEN UMSTÄNDE zu untersuchen und 
nicht Modelle, die lediglich in den Köpfen einiger Menschen existieren, aber 
die Wirklich, in der wir alle, Du und ich doch leben, noch weniger abbilden 
können als die klassische BWL/VWL ?!?

Jetzt weiß ich nicht recht, was Du im Kopf hast. Ich will nicht über 
andere Theorien reden, die gut oder nicht gut die Realität zu 
erklären versuchen. Wir haben über die BWL/VWL geredet. Dabei 
bleiben wir doch erst mal, find ich. "Die anderen sind auch 
scheisse" ist kein Argument *für* die BWL/VWL. 


Demzufolge gibt es keine "Wahrheit", 
sondern immer nur noch nicht falsifizierte Behauptungen, aber diese muss man 
falsifizieren, und wenn die Falsifizierung erst 4 Ebenen unterhalb der 
eigenen These möglich, dann muss man eben dort anfangen. Allerdings ist mir 
nicht klar, wie man die reale Welt mit dem herrschenden Gesellschaftssystem 
als "unwahr" beweisen möchte, aber genau das ist wohl notwendig, um die 
Ökonomie aus ihrem Bann der Tautologie zu befreien.

Hast Du Dich da verschrieben? Die reale Welt als unwahr zu 
beweisen? Ich glaube, das will und kann niemand. Es geht 
lediglich darum, die *Auffassungen* über die reale Welt auf 
Plausibilität zu prüfen. Die Tautologie der 
Wirtschaftswissenschaften ist beispielsweise ein Kriterium gegen 
Plausibilität. Zumindest für mich.

Die Property-Rights-Theorie ist nur EINE Theorie, es gibt auch andere, im 
Zusammenhang mit Wissen und Wissensmanagement trifft man häufig sowohl auf 
die Principal-Agent-Theorie 

Diese steht im Zusammenhang mit der Property Rights Theorie 
(sie ist eine Art Subtheorie). Sie bewegt sich exakt auf der 
gleichen Ebene der Tautologie, wie die Property Rights Theorie 
auch. In einer gegebenen Gesellschaft gibt es Principal und 
Agents, wobei der Agent, wenn der Principal ihm Verfügungsrechte 
über die Ergebnisse seiner Arbeit abtritt, einen höheren Anreiz hat, 
zu arbeiten. Deshalb, so die Empfehlung vieler Ökonomen, ist es 
mitunter von effizientem Nutzen, Eigentumsrechte an den Agent 
abzutreten. Aber: Wieso gibt es Principal und Agent ? Woher 
kommt die offensichtlich hier bereits vorausgesetzte 
Machtasymmetrie? Wieso erhöhen die Verfügungsrechte über die 
Ergebnisse der Arbeit die Arbeitsmotivation? Stimmt das 
überhaupt? Unter welchen Umständen stimmt das? Unter welchen 
nicht? All diese Fragen sind dem Principal-Agent-Modell aber 
schon als gegebene Annahmen vorausgesetzt. Ein Modell, 
welches eine gegebene Welt als Matrix benutzt, "es ist so", aber 
Zusammenhänge dieser Matrix ("warum ist es so?")  nicht erklären 
kann (oder es tut mit einem gesetzten Menschenbild, wie 
beispielsweise der Mensch ist des Menschen Wolf....). Immanent, 
im Rahmen dieses Modells, sind natürlich alle möglichen Schlüsse 
richtig. Hakelig wirds dann aber logischerweise, wenn Phänomene 
in der Realität auftauchen, die den Prämissen widersprechen, dann 
kann die darauf aufbauende Theorie nicht mehr greifen (so ist das 
beispielsweise mit Freier Software, da gibt es Phänomene, die 
einigen Annahmen der Property Rights Theorie widersprechen). Die 
ökonomische Theorie hinterfragt aber dann nicht ihre Prämissen, 
sondern sie bastelt weiterhin eifrig am "Überbau" ;-)  rum, um die 
Theorie wieder an die Realität anzupassen.

Oder es geschieht umgekehrt: Die Realität wird der Theorie 
angepasst. Nichts anderes ist die künstliche Verknappung von 
digitalen Inhalten, wenn die dann knapp sind, passt auch die 
Theorie wieder. Dann können wir wieder von einer Knappheit an 
Gütern ausgehen. Toll. Ne? Das alles ist ein einziger Zirkelschluss 
und bewegt man sich in dieser Tautologie, sind viele Aussagen 
durchaus schlüssig und daher hat sie auch eine so hohe 
Anziehungskraft. Beginnt man aber, den Rahmen dieser Theorie zu 
hinterfragen, dann wirds kompliziert. Aus der Tautologie 
rauszukommen ist eine ziemlich verfahrene Angelegenheit. Ich 
gerate da regelmäßig durcheinander. Daher auch meine Frage in 
der letzten Mail.

 als auch auf die Strukturationstheorie von 
Gidden. Auch eine interessante Argumentation bietet in diesem Zusammenhang 
die Transaktionskostentheorie, die im Zusammenhang mit Schumpeter die 
Bedeutung von Unternehmen erklären kann.

Transaktionskosten erklären die Kosten, die Wirtschaftssubjekte 
außer Boden, Kapital und Arbeit noch haben. Was meinst Du 
damit, dass sie die "Bedeutung von Unternehmen" erklärt???? 

 produzieren. WESHALB IBM & Co. dies taten, ist hierbei für mich 
nebensächlich, für mich stellt sich eher die Frage, wo wir denn heute wären, 
wenn es so etwas wie IBM nicht gäbe, wenn Wissen öffentlich wäre, und dann 
Wissen nur dann zustande käme, wenn rein "humanistische" Anreize vorhanden 
wären, neue Dinge zu entwickeln.

Was ist der Anreiz von IBM zu produzieren?



Liebe Grüße
Sabine
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT03756 Message: 33/55 L12 [In index]
Message 03972 [Homepage] [Navigation]