Message 03873 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT03832 Message: 4/22 L3 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] 7 Thesen zum "Krieg gegen Amerika"



Hallo Horst und alle,

H.R. wrote:

> ich versuche jetzt mal diese beiden Argumentationsfiguren
> (die meinen Denkfiguren fremd sind)

Ich habe mir gedacht, dass du da eigentlich nicht mitgehen willst. Aber
du siehst an anderen Reaktionen, in welche Schublade du gepackt wirst.

> in meinen Anmerkungen wiederzufinden.
> Oder besser: reiche mir doch bitte die Stelle(n) nach,
> auf die Du Dich beziehst.

Ok.

>>1. Antiamerikanismus=Antisemitismus vs. Zivilisation - kulminierend in
>>der Forderung (nicht bei dir), im Zweifel, den Kapitalismus mit Bomben
>>zu verteidigen: Das ist sozusagen nicht der grüne Weg zu den Bombem,
>>sondern der "linksradikale".

Dieser Eindruck hatte ich durch deine Zuschreibung des Antiamerikanismus
an Christoph Spehr mit deiner Ergänzung, es handle sich bei dem Anschlag
um das Resultat eines "offensichtlichen Antisemitismus". Das durchzieht
deinen Text und kulminiert in der schon anderswo zitierten Passage: "Als
würden sie nicht ein riesiges rückwärtsgewandtes, antisemitisches,
ethnorassistisches, religiös-fundamentalistisches, frauenfeindliches,
homophobes Lumpenproletariat repräsentieren!" - Das Gegenbild bleibt
dann nur noch die "westliche Zivilisation" (von der du nicht sprichst),
die aber "Anti-Deutsche" aufbieten, um - im Extremfall - die
Verteidigung derselben mit Waffengewalt zu fordern.

Ich finde daran ganz viel merkwürdig: Wird nicht durch den Bezug auf
"Nationen" oder "Regionen" (was ist "Amerika"? - USA??), sei es als
Negation (antideutsch), genau das ethnisch-nationalistische Raster
benutzt, das sonst vehement abgelehnt wird? Reproduziert man nicht
gerade dadurch scheinbare Kollektividentitäten? Sitzt man nicht gerade
dadurch gerade solchen "identitär" argumentierenden Rassisten auf?

>>2. Wer über Gründe nachdenkt, rechtfertigt die Tat - kulminierend in
>>Zuschreibungen wie "Identifikation mit den Tätern", "verborgener
>>Antisemitismus" etc.: Das führt zu (letztlich moralisch:-((
>>gegründeten) Diskursverboten.

Hier beziehe ich mich auf Passagen, in denen du "Ursache" (Gründe) und
"Legitimaton" kurzschliesst, z.B.: "Verdächtig fix und ohne ein Wort
gegen die barbarische Bestialität der Anschläge kommst C.Spehr hier
(fast schon) verständnisvoll auf USA-Verbrechen zu sprechen, als seien
sie Ursache und Legitimation für die Anschläge."

Oder dieser Teil (erst C. Spehr):
"-
> Es geht um das Anerkennen der Tatsache, dass es auch
> Hass gibt und dass er auch reale Gründe hat.

Überschwappender Judenhass vor allem, der übrigens
ganz real und trotzdem irrational ist.
-"

Zu sagen, wer nach Ursachen/Gründen fragt, der legitimiert auch, und zu
sagen, der Anschlag sei "irrational", entzieht jeglichem Diskurs den
Boden. Da bleibt nur noch ein Entsorgen der "Wahnsinnigen". Die
Irrationalisierung ist aber auch genau das, was der herrschende Diskurs
will: Keine Frage soll gestellt werden, nach der eigenen Verantwortung,
der eigenen logischen Verstrickung in die Taten. "Das waren die ganz
anderen, die mit uns und unseren Werten nichts zu tun haben". Siehe dazu
auch den Text von Robert Kurz, den du gepostet hast.

Ciao,
Stefan

PS. Ich bin jetzt ein paar Tage offline.

--
     Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di
     Internetredaktion
     Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin
--
     stefan.meretz verdi.de
     maintaining: http://www.verdi.de
     private stuff: http://www.meretz.de
--




________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT03832 Message: 4/22 L3 [In index]
Message 03873 [Homepage] [Navigation]