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Re: [ox] Zur Kritik der Freien Kooperation



Hi Thomas und Liste!

5 days ago Thomas Kalka wrote:
Ich will deshalb versuchen, ein wenig zu erläutern, wie ich
FK verstehe, aber auch ein wenig darüber
nachdenken, was Dich in Deine vehemente Kritik treibt.

Mit mäßigem Erfolg ;-) .

Macht scheint für Dich etwas sehr negatives zu sein.
Es hat etwas mit Erpressung zu tun.

Nein. Macht ist - wie andernmails geschrieben - etwas Wichtiges.

Erpressung ist ein zwischenmenschliches Machtmittel, daß ich in der
Tat negativ bewerte.

Tatsächlich geht es aber vor allem Christoph Spehr um die Abschaffung
von Herrschaft und dazu muß natürlich auch über Macht gesprochen
werden - siehe andernmails.

Freiheit dagegen scheint für Dich ein wichtiges Ziel zu
sein.

Ach, mittlerweile will ich Freiheit lieber zusammen mit der Unfreiheit
in einer Synthese aufheben. Zusammen mit Gleichheit und Macht usw.

Und Macht und Erpressung nicht die richtigen Mittel,
um dieses zu erreichen.

Na ja, ein Freiheitsbegriff, in dem Zwang integral dazugehört ist mir
jedenfalls noch nicht untergekommen ;-) .

Es scheint mir, als ob für Dich die FK einen Weg in eine
gewalttätige Welt weist, in der Friede eine Art erpresster
Waffenstillstand ist.

Hmm...

Mir scheint es, als ob für Dich das Wort "Macht" etwas
bedeutet, was ich als Gewalt bezeichnen würde.

Machtmittel sind immer Gewalt - sonst könntest du damit niemenschen
zwingen.

Du scheinst
Dich gegen eine Welt zu sträuben, in der alles nur verhandelt
und unter Zwang geschieht.

???

Ich kann das teilweise nachempfinden, jedoch hat für
mich "Macht" auch andere Bedeutungen. "Ohnmächtig" erscheint
mir als ein nicht wünschenswerter Zustand, Macht als "Potenz"
und "Fähigkeit um zu" erstrebenswert. Bin ich meiner
Stimme mächtig, so kann ich singen, ohne ihr Gewalt anzutun.
Macht an sich, als die Fähigkeit etwas oder andere zu beinflussen,
erscheint mir als weder gut oder böse. Ein "machtvolles Wort"
kann etwas böses verhindern oder dazu anspornen. Emanzipation
würde ich als Bemächtigung übersetzen.

Ja.

Andererseits habe ich mit dem Wort "Freiheit" große Schwierigkeiten.

Zu Freiheit gab's kürzlich einen hochspannenden Thread.

Die "Freie Kooperation" richtet dagegen den Fokus auf den
einzelnen Menschen. Jegliche Interaktion mit anderen bzw.
der Gesellschaft wird als Kooperation bezeichnet.
Die "Theorie der Freien Kooperation" definiert nun ein
Schema, nach dem wir die "Freiheit" dieses gesellschaftlichen
Verhältnises aus der Sicht des einzelnen prüfen können.

Nein. Wir können nur prüfen, was die Theorie der Freien Kooperation zu
diesem Verhältnis "meint". Die Einzelne kann zum gleichen Verhältnis
eine völlig andere Meinung haben.

Wann ist ein einzelner Mensch bezogen auf seine gesellschaftliche
Interaktionen (ob nun mit einem anderen Menschen, mehreren oder
einer wie auch immer abstrakten Gesellschaft) frei ?

Nein. Wann *definieren* wir sie als frei ist das Anliegen der Freien
Kooperation. Die Betroffenen werden ja nicht gefragt, ob sie z.B.
sakrosankte Regeln für einen Befreiuungsschritt halten.

Mir scheinen die von Spehr aufgestellten Kriterien da erst einmal
ganz brauchbar:

a) Mensch ist frei, wenn Mensch wählen kann, d.h. in der Lage ist,
   Einfluß auf die Bedinungen der Kooperation zu üben (im obigen
   Sinne mächtig).

Das geht aber auf millionenfache Art und Weise. Die Freie Kooperation
macht die Menschen nach deiner Lesart dann unfrei, weil sie ihnen
999999 Handlungsmöglichkeiten nimmt.

b) Frei ist Mensch, wenn es Alternativen gibt.

Das ist die Billigversion von Freiheit. Handlungsmöglichkeiten scheint
mir passender und die sind nicht auf (vorgegebene) Alternativen
beschränkt.

   Mensch muß in der Lage sein zu einem für _sie/ihn_ zumutbaren
   Preis (d.h. die sich dann ergebenden Konsequenzen) die Kooperation
   (das gesellschaftliche Verhältnis) zu verlassen.

Mal eine Frage: Woher würdest du denn diesen Preis nehmen? Wenn da
antagonistische Widersprüche aufeinanderprallen...?

c) Eine Kooperation ist nur dann frei, wenn sie von allen
   beteiligten mit ertragbaren Folgen verlassen werden kann.

Wer definiert ertragbare Folgen? Die, die sich im Streit trennen?

Ich verstehe weiterhin nicht, auf welcher Grundlage, d.h. mit
welchem Anspruch Du die FK kritisierst.

Ich kritisiere die Freie Kooperation auf ihrer eigenen Grundlage. Sie
evoziert ein System, das ihren eigenen Zielen widerspricht.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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