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Re: [ox] Re: Moral und anderer Schrott



Hi Stefan,

ich finde unsere Diskussion sehr unteressant, komme aber leider gerade
nicht dazu, sie intensiver zu verfolgen, da die Arbeit (die "außer
mir") wieder mal bis über beide Ohren steht. Trotzdem zwei kleine
Anmerkungen: 

Wir können uns also ruhig auf diesen deskriptiven Aspekt
zurückziehen, das ist mir sogar sehr lieb, denn es bringt meine
Frage klarer heraus: Was steht hinter den Werten, die den 'Alltag'
bestimmen, was kommt also zum Vorschein, wenn diese 'Alltagswerte'
wegbrechen? Das ist eine rein deskriptive Frage,

Hinter den - *überwind* - "Werten" stehen die Denkformen, oder besser:
"Werte" sind die Arten und Weisen, über (Alltags-) Realität nachzudenken
und sie zu _bewerten_ (hier passts). Wenn ich das nun wörtlich nehme,
was du schriebst, dann kann ich nur feststellen: Alltagsdenken bricht
nicht weg - es verändert sich. Auch die Frage nach dem
"zum-Vorschein-kommen" legt nahe, hinter dem Denken gäbe es da noch was
Urtümliches, Instinkte oder was. Das halte ich für Kappes: Spezifisch
menschliches Handeln muss immer durch das Denken hindurch - wenn ich das
mal so formulieren darf (damit meine ich gerade nicht Reflexe oder so
was).

Ich weiß nicht so recht. Meine eigene Praxis ist so, dass ich manches
Handeln sehr stark reflektiere und anderes eher 'gewohnheitsmäßig'
betreibe. Insofern ist das Denken, das menschliches Handeln begleitet,
unterschiedlich tief, wage ich mal zu behaupten, und sitzt da 'unten'
auf irgendwas auf. Aus kommunikationstheoretischer Sicht wäre das der
gemeinsame 'background', ohne den Kommunikation schlichtweg unmöglich
ist (und der sich selbstredend im Zuge der Kommunikation dynamisch
verändert). In dem Sinn kann Alltagsdenken durchaus wegbrechen, wenn
nämlich der kommunikative Hintergrund in der bisherigen Form nicht
mehr gegeben ist. Wie fasst Du dieses 'etwas', das zwar nicht
unabhängig von "je mir" ist, aber trotzdem eine Eigendynamik hat, die
von der "je mir"-Dynamik verschieden ist?

allerdings ist nach [PWB] Moral(praxis) klassengebunden und die
herrschende Moral(praxis) die der herrschenden Klasse. Diese
Weisheit halte ich auch heute noch in groben Zügen für gültig ...

Das mit der "Klassengebundenheit" sehe ich heute anders. Ich würde von
"Lebenslagen" sprechen, denn auch faktisch überlappen sich die realen
Lebenslagen der - altverständig gedacht - verschiedenen Klassen. Siehe
der "Arbeitskraftunternehmer". 

Ack. Meine Überlegungen gehen in dieselbe Richtung. Die Unterscheidung
in Klassenmoralen ist nur die erste Stufe der Anerkennung, dass es so
etwas wie eine allgemeingültige Moral nicht gibt, sondern dieselbe von
konkreten Lebensumständen und Erfahrungen abhängt. Der Zugang würde
bedeuten, auch die Moraldiskussion mal vom Kopf auf die Füße zu
stellen und konsequent von innen nach außen zu denken.  Damit ist die
Frage der Herausbildung von Kohärenz unter solchen
"Lebenslagen"-Moralen (also den "Komplexen von Gründen") aber nicht
von Tisch.

So, muss jetzt leider los. 

-- 
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
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Organisation: projekt oekonux.de


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