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Re: [ox] Re: Gewaltformen und noch mehr Beispiele...



Christoph Reuss wrote:

Gabriel Pickard schrieb gestern:
Wenn ich sage, dass eine Kaufentscheidung Gewalt ist, weil diese
Entscheidung dazu führt, dass einem Softwarehersteller an Umsatz
mangelt... dann kann ich auch sagen, dass mein Atmen Gewalt ist, da es
zu einem Luftstrudel beiträgt, der einen Schmetterling in
Zentralaustralien an eine Schuppenwand klatscht, oder der dazu führt,
dass der berühmte Sack Reis einem armen Chinesianer auf die Füße fällt.


Falsch, denn bei der Kaufentscheidung sind Dir die Folgen bekannt und
der Eintritt ist sicher, was beim Luftstrudel des Atmens aber nicht der
Fall ist (die Theorie mit dem Schmetterling ist eh umstritten/Humbug).

mit dem humbug sind wir uns also einig...

Eine Kaufentscheidung ist für mich aber trotzdem (fast immer - ulkige Umstände kann mensch immer konstruieren) keine Gewalt.

Genau genommen hast du aber ja auch das gar nicht gesagt, denn du meinst ja, dass die Nichtkaufentscheidung die Gewalt ist. Hier sind wir wieder bei einem Grundsatz: Gewalt muss immer mit Tat verbunden. Bei der Kaufentscheidung haben wir eine (normalerweise) positive Tat - diese positive Tat kommt aber selektiv einem 'Opfer' zu Gute. Die anderen, die nicht 'bekauft' wurden haben nur dann Gewalt erfahren, wenn der Käufer nicht nur um sie weiss, sondern eine Nichtkaufentscheidung macht, d.H. seinen Kauf gegen diese 'Nichtbekauften' einsetzt. Somit wären wir wieder bei meiner Meinung, dass Gewalt nur beim Täter feststell- und festmachbar ist.


Dies würde dazu führen, dass Tätigkeit Gewalt bedeutet, dass
Entscheidung Gewalt bedeutet, mitsamt der Nichtentscheidung - und im
Endeffekt auch mitsamt des Lebens, des Daseins.


Sag' ich ja:  Leben heisst Gewalt, die Frage ist nur "wieviel/welche
Gewalt gegen wen".  Du brauchst Macht, um zu entscheiden sprich Gewalt
auszuüben.


Im "wieviel/welche gegen wen" (=Quantität, Qualität und Objektwahl)
steckt ein Universum von Möglichkeiten -- so komplex und divers wie
das Leben...

O.K. Es ist ein freies Land. Du kannst das so halten.

Ich kann die Einstellung: "Man kann gar nicht Leben, ohne Gewalt anzuwenden" nur nicht leiden, aus dem einfachen Grunde:

<rant>
"Gewalt gehört zum täglichen Leben dazu. Ich weiss gar nicht wieso du dich darüber aufregst, dass wir ganz einfach mal _m_i_n_i_m_a_l_ 'ne gewalttätige Revolution machen? Hey, das ist doch nur natürlich!"

... nicht nur dass

Im täglichen Leben haut das genauso durch... Dieser Zweckfatalismus.
So'n bisschen darf ich ja... ist doch normal...

Und wenn es dann an die krassen Situationen kommt, dann hat mensch sich ganz einfach nicht genug Atemraum für echte Gewaltlosigkeit geschaffen.
</rant>


Alles Gute! GAbriel.



--

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