Message 03347 [Homepage] [Navigation]
Thread: oxdeT03282 Message: 6/6 L1 [In index]
[First in Thread] [Last in Thread] [Date Next] [Date Prev]
[Next in Thread] [Prev in Thread] [Next Thread] [Prev Thread]

Re: [ox] Re: Gewaltformen und noch mehr Beispiele...



Hallo Casimir

Die Vereinfachungen und Pauschalisierungen, die Du mir in Deinem letzten
Beitrag unterstellst, sind nun wirklich eine Selbstbeschreibung Deiner
eigenen Beiträge.  Ich habe selten so boshafte (oder bloss ignorante?)
Verdrehungsversuche gelesen:


Casimir Purzelbaum schrieb gestern:
Als ich nur zwei Wörter frei hatte, um zu beschreiben, in welchem
Licht die Dinge erschienen, da war um mich alles hell oder
dunkel. Oder gar beides. Böswillige Bekannte hätten gesagt, ich
lebte in einer schwarz-weißen Welt, aber die könne sich gar nicht
vorstellen, wie kompliziert die Konstruktion einer schwarz-weißen
Welt ist. Inzwischen habe ich aber diverse neue Wörter gelernt,
wie z.B. gelb, dunkelbraun, weinrot, flieder, graugrün und so
weiter. Welche der Begriffswelten besser geeignet ist, die
Realität zu "begreifen", mag jeder selbst beurteilen.

Mit dem von Dir angeführten Begriff von Gewalt scheint es sich
ebenso zu verhalten, wie mit meinem Begriff "dunkel" (außer daß
Gewalt kein positives Gegenstück hat, oder?). Nur kann man mit
diesem Begriff keine Welt begreifen, die differenzierter ist, als
man mit lieb/böse, gut/schlecht, Schaden/Nutzen,
Gewalt/Nichtgewalt beschreiben kann.

Ich habe SEHR WOHL differenziert zwischen verschiedenen Gewaltformen
("Farben" im obigen Vergleich), und alles andere als binär argumentiert.
Du bist hier derjenige, der unzulässig vereinfacht und Unterdrückung
verherrlicht, indem Du z.B. Demagogie als Nicht-Gewalt bezeichnest --
in Ignoranz oder gar Leugnung darüber, wie wichtig Demagogie als
Viktimisierungswerkzeug ist.  (Mein Goebbels-Beispiel hast Du ignoriert.)


In einem solchen Schema verschwimmen aber auch Begriffe, die
sonst unterschiedliche Bedeutungen haben, z.B.:

Dann bring doch mal ein Beispiel, wo sich Herrschaft _nicht_ auf Gewalt
gründet.  Wenn die Unterordnung _echt_ freiwillig ist (wo gibt's das?),
dann ist es keine Herrschaft, denn die sich Unterordnenden können dem
"Herrschenden" ja jederzeit ihre Unterordnung entziehen, ohne dass der
was dagegen tun kann (er hat sie ja nicht "in der Gewalt").

-- Gewalt als Gegenstück zur Freiwilligkeit! Natürlich, wo Gewalt
herrscht, ist Freiwilligkeit eingeschränkt. Aber ist denn alles
Gewalt, was nicht freiwillig ist? Ich bin z.B. (in meinem
Verständnis!)  weder 'freiwillig' geboren worden, noch habe ich
Gewalt erlitten, aber die Geburt ist bei Dir bestimmt auch schon
ein Akt von Gewalt und daher jeder Mensch nicht mehr Erbsünder,
sondern so eine Art Erbopfer... -- ?

Hier weichst Du der Frage aus.  Gesucht ist natürlich ein Beispiel
mit Individuen mit einem eigenen Verstand -- das Geburts-Beispiel ist
unsinnig, weil Ungeborene (in diesem Fall genauer: Ungezeugte) wohl
keine Entscheidungsfähigkeit haben (oder glaubst Du an Wiedergeburt?).
Es gelingt Dir nicht, ein Beispiel zu finden, wo sich Herrschaft _nicht_
auf Gewalt gründet.  Also bringst Du ein unsinniges "Beispiel" und
bildest Dir ein, damit sei meine Behauptung schon widerlegt.  Was tut
man nicht alles, um sein illusionäres Weltbild zu "stützen"...


Ähnlicherweise verschwindet offenbar in dieser Theorie auch die
Komplexität von Systemen oder gar Organismen, bis hin zur
Komplexität einer menschlichen Existenz...

Mitnichten.  Die (Über)Vereinfachungen entstammen Deiner Feder.  Z.Bsp.:

Kann ich es anders denn als verwirrend interpretieren, wenn Du
mich erst über den Unterschied zwischen psychischer und physicher
Gewalt 'aufklärst' (und mir geradezu unterstellst, ich hätte von
psychischer Gewalt noch nie was gehört), und wenn Du dann im
nächsten mail erklärst, die Unterscheidung zwischen Physis und
Psyche sei völlig überflüssig?! -- :

Ich hatte nicht gesagt, die Unterscheidung sei "völlig überflüssig",
sondern ich hatte Deine Darstellung korrigiert, physische und psychische
Gewalt hätten unterschiedliche "Objekte der Einwirkung".  Es ist dasselbe
Objekt (Person), aber das heisst gar nicht, dass die Unterscheidung der
Gewaltform überflüssig ist.  Insbesondere auf der Täter-Seite ist diese
Unterscheidung wichtig, da psychische Gewalt viel leichter "vervielfältigt"
werden kann als physische, und somit bei der indirekten Gewalt die
Hauptrolle spielt.

Siehst Du Casimir, es sind solche _konstruierten_ "Widersprüche" und
falsche Unterstellungen, die eine Diskussion mühsam und unproduktiv
machen, und dann noch "gewürzt" mit Unsachlichkeiten wie...:

Aber vielleicht kannst Du ja auch wieder wortreich erklären, wie
bspw. ein Radio direkter gewaltsam auf meine Physis einwirkt, als
ein Schmetterling auf einen Sack Reis oder so (-- von dem Schild
am Haus mal ganz abgesehen).

Dass psychische Gewalt _direkt_ auf Physis einwirkt, habe ich nirgends
behauptet.  Aber mittelbar wirkt sie sich sehr wohl darauf aus -- sie
schafft eine geistige Grundhaltung, die viktimologisch Prädisponierte
(VPs) zu physischer Gewalt gegen sich (und Andere) bewegt.  Das Radio
war z.Bsp. Hitler's wichtigstes Propagandawerkzeug.  Dass solchermassen
aufgehetzte Leute dann Aktionen begingen, die sich auf ihre Physis (und
die von Anderen) krass auswirkten, dürfte in Deutschland ja bekannt sein.
Subtilere Beispiele sind vom Radio eingeredete Konsumhaltungen, falsche
Ernährungs"tips" oder Idol-Anbetung (und wenn dann im Radio durchgesagt
wird, dass sich der Popstar X umgebracht hat, dann bringen sich einige
Teenies (Fans) um -- alles schon vorgekommen).


Ich habe durchaus den Verdacht, daß die viktimologischen
Begriffe, die Du hier eingeführt hast, durchaus gewinnen könnten,
wenn sie sich auf eine differenziertere und weniger verwischende
Vorstellung von Gewalt beziehen würden.

Wenn Du Dich um ein differenzierteres und weniger verwischendes Zuhören
bemühen würdest, könntest Du Dir den "Gewinn" vermutlich erschliessen.

Schlusswort:

Ob man Viktimisierungsformen als "Gewalt" bezeichnet oder anders:  Was
zählt ist, dass man Viktimisierungs-Mechanismen erkennt und bewusstmacht,
und sein Handeln -- individuell und kollektiv -- danach optimiert (z.Bsp.
Vermeidung von VP-Signalen und D-Zustand).  _Das_ ist der Zweck der
IAC-Theorie, und das ist ganz klar nicht im Interesse der Herrschenden.
Ob die Nicht-Herrschenden die Theorie verstehen wollen, oder lieber die
Theorie beschimpfen und sich "weiter so" viktimisieren {lassen} wollen,
ist ihr Bier.  Besser dran wären sie m.E. mit ersterem.

Grüsse,
Christoph


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


[English translation]
Thread: oxdeT03282 Message: 6/6 L1 [In index]
Message 03347 [Homepage] [Navigation]