Re: [ox] Re: Gewalt
- From: cr iac-research.ch (Christoph Reuss)
- Date: Sat, 25 Aug 2001 18:35:13 +0200
Casimir Purzelbaum schrieb heute:
Nach dieser ganzen mail und den Antworten auf meine Fragen habe
ich den Eindruck, daß (für Dich) nicht nur Schädigung ein
Kriterium für Gewalt ist, sondern, daß alles, was mit Schädigung zu tun
hat, bei Dir automatisch als Gewalt eingestuft wird?
Kann man so sagen. Gegenbeispiele sind aber durchaus willkommen, falls
jemandem hier welche einfallen.
Sind die Begriffe für Dich synonym?
Nein. Gewalt ist die Interaktion (gemäss Lexikon: "Ausübung von Macht
durch Anwendung von Zwangsmitteln"); Schädigung _der_Opfer_ (in
Abhängigkeit von deren Status, s.u.) ist _eine_Folge_ dieser Interaktion.
Eine andere Folge dieser Interaktion kann aber auch ein _Nutzen_ für die
Täter (indirekte und direkte), für Dritte, oder gar für die Allgemeinheit
sein (z.B. Beseitigung eines Despoten).
Worin besteht der Unterschied zwischen Schaden-Zufügen und
Gewalt-Ausüben?
-- bzw. zwischen Schaden-Erleiden und Gewalt-Erleiden?
Besonders bei indirekter und kollektiver Gewalt kann das Ausmass des
Schaden-Erleidens zwischen den Gewalt-Erleidern stark variieren, abhängig
von deren viktimologischer Prädisposition. Zum Beispiel können von
einem Gesetz (oder einem Krieg) alle Einwohner eines Landes betroffen
sein (d.h. diese strukturelle Gewalt wird gegen "alle" ausgeübt), der
erlittene Schaden daraus kann aber stark ungleichmässig auf die
Einwohner verteilt sein (manche profitieren sogar) -- Beispiel:
die Folgen der "Globalisierung". Ein "on-topic" Beispiel ist die
milliardenschwere M$-Werbekampagne für Windoof XP, die zwar "alle"
mitkriegen, aber auf die nicht alle reinfallen. ;-)
Auch bei direkter und individueller Gewalt kann dem selben
Gewalt-Ausüben auf Täterseite (z.B. Serien-Einbrecher, Entreissdieb)
ein unterschiedliches Schaden-Zufügen auf Opferseite gegenüberstehen,
wieder in Abhängigkeit von der viktimologischen Prädisposition der
Opfer (d.h. bei der selben Masche desselben Täters kommen einige Opfer
glimpflich davon, andere werden schwer geschädigt oder gar getötet).
Grüsse,
Christoph
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