Re: [ox] Re: Monopole und Kooperation
- From: Hans-Gert Graebe <graebe informatik.uni-leipzig.de>
- Date: Thu, 23 Aug 2001 14:53:16 +0200 (MET DST)
Hi Thomas und alle !
Thomas schrieb
Hmmm... da scheint es wohl zwei Stufen von Monopol zu geben:
Eigentlich gibt es ja gegen Monopole ein Kartellamt; daß es
dennoch Monopole gibt, ist nur dadurch zu erklären, daß sie vom
Gesetzgeber gewollt sind:
Das Monopol von Post, Bahn und Telekom ist gesetzlich
herbeigeführt, klar... Die Inkompatiblitätsmonopole sind aber
ebenso gesetzlich gewollt: Urheberrecht und
Geschmacksmusterschutz geben ein Monopol auf eine
Implementation, Patentrecht und Gebrauchsmusterschutz sogar auf
sämtliche Implementationen einer Spezifikation. Gäbe es diese
Monopolsrechte nicht, gäbe es Windows-CDs für 5,-- DEM bei
LinISO und anderen Herstellern, alle Drucker und Autos wären
jeweils Ersatzteilkompatibel, und der GEM-Desktop wäre die
Standard-Benutzeroberfläche auf allen Rechnern.
BTW: Die Beispiele aus der freien Software sind natürlich
*keine* Beispiele für Monopole, schließlich gibt es unzählige
Hersteller, sondern eher dafür, daß die *Abwesenheit* von
Monopolen unzertrennlich verknüpft ist mit Standards.
Die beziehen sich alle auf die gemeinsame kommunikative und was auch
immer Infrastruktur. Das Wichtige dabei ist in der Tat der Standard
und darauf ist ja M$ auch groß geworden. Wenn die nicht gewonnen
hätten, dann ein anderer (HAL?) - die Welt sähe heute nicht viel
anders aus. Was nicht zusammengeht ist proprietär und Standard, denn
damit hat der Sieger eine Lizenz zum Gelddrucken in der Tasche.
Deshalb ist der Run auf proprietäre Infrastruktur aber auch besonders
groß (Bahn, TK, Kabelanbieter usw.). Jetzt will ein Großer (RWE) die
Leipziger Stadtwerke schlucken und die Stadtoberhäupter freuen sich
auch noch (na ja, Aliens!). Bei der Bahn wird aber schon wieder
zurückgerudert, da sollen die Schienen von einem Staatsunternehmen
gewartet und an die Fahrbetriebe vermietet werden. So wenigstens in
gewissen Sandkastenspielen. Jedenfalls alles Bereiche, wo die
Geldlogik komplett versagt.
Die Alternative sehe ich nur in der _gemeinsamen_ Entwicklung von
Infrastruktur, also Kooperation, wie sie die FS vormacht. Wie das
allerdings in Bereichen wie Bahn oder TK aussehen soll, ist mir
weitgehend unklar (jenseits des Staatsmonopols, was aber auch eine
Monopolform ist, weil hochgradig vermachtet).
--
Mit freundlichen Gruessen, Hans-Gert Graebe
________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de