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[ox] GPL-Gesellschaft - Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft -- Teil 2



3. Gegenwart
============

Die geschilderten teilweise sehr alten Phänomene bestehen natürlich
nach wie vor. Beim Nachdenken über eine GPL-Gesellschaft sollten diese
Phänomene genau studiert werden, um ihre genaue Natur zu ergründen.

Doch gibt es auch heute einige Phänomene, die auf eine
GPL-Gesellschaft hindeuten. Es ist klar, daß die heutigen Keimformen
einer solchen GPL-Gesellschaft immer nur in gebrochener Form vorliegen
können - in Reinform sind sie im Kapitalismus prinzipiell nicht
möglich. Es ist jedoch sehr spannend, aktuelle Phänomene auf ihre
Relevanz für eine Entwicklung hin zu einer GPL-Gesellschaft zu
untersuchen. Dabei wird es in der Regel einen Kern einer Keimform
geben, in dem sich die GPL-gesellschaftlichen Aspekte mehr oder
weniger rein entwickelt hat, während im Umfeld um die Keimform
natürlich Anschlüsse an die nach wie vor dominante kapitalistische
Welt existieren müssen. KeineR kann schließlich einfach vollständig
aus der Gesellschaft herausspringen.

3.1. Selbstentfaltungsanteile in der Lohnarbeit
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Selbst in kapitalistischer Lohnarbeit kann es Aspekte von
Selbstentfaltung geben[21]. Es ist klar, daß die Selbstentfaltung in
der Lohnarbeit auf vielfältige Weise gebrochen ist, da
kapitalistisches Verwertungsinteresse zwar gegenüber der
Selbstentfaltung der Agierenden grundsätzlich neutral ist, durch die
vielfältigen Entfremdungseffekte aber die Möglichkeiten für
Selbstentfaltung mehr oder weniger stark eingeschränkt sind. Ein wenig
scheint diese Möglichkeit zu individueller Selbstentfaltung in der
freien Berufswahl durch, die in kapitalistischen
Vergesellschaftungsformen üblich ist.

3.1.1. Die FloristIn ist beseelt von ihrer Arbeit
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Ein beliebig rausgegriffener Beruf, ist der der FloristIn. Viele
FloristInnen sind mit Leib und Seele bei ihrer Arbeit. Sie lieben das
Material mit dem sie arbeiten, sie lieben den Umgang damit und sie
lieben die kreativen Möglichkeiten, die ihnen ihr Beruf gibt. Diese
Möglichkeiten hat sie auch in einem auf Verwertung ausgerichteten
Betrieb.

Aber auch die Pflegeberufe bieten für viele Menschen Möglichkeiten
sich über Hilfe für andere selbst zu entfalten.[22]

3.1.2. KassiererIn ist genervt von der Maloche
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Im Gegensatz zu den genannten Beispielen ist die KassiererIn genervt
von der täglichen Maloche. Sie geht einer völlig entfremdeten,
anstrengenden und noch dazu stupiden Arbeit nach. In dieser Tätigkeit
ist praktisch kein Spielraum vorhanden um sich zu entfalten, sondern
es zählt alleine der Tauschwert der Arbeit.

Während die vorgenannten Berufsgruppen relativ leicht in eine
GPL-gesellschaftliche Form gebracht werden könnten, ist der Beruf der
KassiererIn nicht anzupassen. Solche Berufe sind im Interesse einer
GPL-Gesellschaft entweder durch Maschinen zu ersetzen oder ganz
überflüssig zu machen. Da in einer geldlosen GPL-Gesellschaft das
Kassieren von Geld ohnehin zu einer aussterbenden Kunst gehören würde,
wäre das Problem für den Beruf der KassiererIn leicht zu lösen.

3.1.3. InformatikerInnen können sich partiell selbstentfalten
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IngenieurInnen im Allgemeinen und InformatikerInnen im Besonderen
haben teilweise erhebliche Möglichkeiten zur Selbstentfaltung in ihrem
Beruf. Sie sind beseelt von ihrer Aufgabe und empfinden das was sie
tun oft genug als eine persönliche Herausforderung. Klassische
gewerkschaftliche Herangehensweise scheitert an MitarbeiterInnen, die
freiwillig und ohne Aufforderung Mehrarbeit auch am Wochenende
leisten, die zu allem Überfluß oft genug unbezahlt ist.

InformatikerInnen verfügen in ihrer Tätigkeit über erhebliche
Freiräume und können ihre kreativen Potenzen vielfältig einbringen.
Ihre exklusive Kompetenz auf weiten Gebieten ihres Arbeitsfelds
verschafft ihnen einerseits nennenswerten Einfluß, andererseits wird
es aber auch als eine Herausforderung an die eigene Verantwortlichkeit
verstanden.

3.1.4. Moderne Management-Ideologien wollen Selbsttätigkeit fördern
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Nicht zuletzt entdecken auch UnternehmerInnen das Potential von
Selbstentfaltung als neue Quelle von Mehrwertproduktion. Es ist auch
den Managern klar, daß Menschen, die gerne arbeiten, auch besser
arbeiten. Während dieser Aspekt der Mehrwertschöpfung unter
fordistischen Produktionsverhältnissen weitgehend vernachlässigbar
war, müssen alleine aufgrund der oft kreativen Arbeitsinhalte neue
Formen gefunden werden: Während einem Menschen mit gewisser
Effektivität befohlen werden kann, den ganzen Tag eine bestimmte
Handbewegung zu machen, ist es nicht effektiv möglich, Menschen zu
befehlen, kreativ zu sein.

Zahllose neue Management-Ideologien versuchen, dieses
Selbstentfaltungspotential zu aktivieren. Es muß aber klar sein, daß
dies wegen der grundsätzlichen Entfremdung kapitalistischer Arbeit nur
in Grenzen gelingen kann. Der positive Effekt für die MitarbeiterInnen
ist aber auch heute schon da und wird der einen oder anderen
MitarbeiterIn das Leben schon heute leichter machen.

3.1.5. Gruppenarbeit in kapitalistischen Betrieben
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Auch die Gruppenarbeit, die eine Zeit lang in einigen Betrieben
eingeführt wurde, versucht Entfremdung zurückzunehmen. Menschen werden
ganzheitlicher gefordert und arbeiten an größeren
Produktionsabschnitten eines bestimmten Produktes als in der
tayloristischen Organisationsweise von Produktion.

Diese Gruppenarbeitsmodelle können aber nur eingeschränkt
funktionieren, da sie nach wie vor in ein stark entfremdetes Umfeld
eingebettet sind. Einerseits kommen die Vorgaben für die
Arbeitsergebnisse nach wie vor von Außen und die Gruppenmitglieder
untereinander setzen sich untereinander unter erheblichen sozialen
Druck, diesen äußereren Vorgaben auch zu genügen. Andererseits stehen
die einzelnen Gruppen nach wie vor in Konkurrenz zu anderen Gruppen im
gleichen Betrieb, obwohl eine Kooperation der Gruppen untereinander
vermutlich in vielen Fällen die sinnvollste Organisationsweise wäre.

Fazit: Wo Menschen beseelt sind von ihrer Aufgabe, da ist Freiheit
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Es sollte klar geworden sein, daß auch in Lohnarbeitsformen
Möglichkeiten zur Selbstentfaltung liegen. Diese sind aber immer durch
die Entfremdung eingeschränkt. Menschliche Selbstentfaltung kann sich
offenbar auf ungeheuer viele Inhalte beziehen, wie das Beispiel der
KassiererIn aber zeigt, gibt es auch Tätigkeiten deren immanentes
Selbstentfaltungspotential sehr gering ist.

Während in der tayloristischen Produktionsorganisation Menschen zu
Fortsätzen der Maschinen gemacht wurden, käme es in einer
GPL-Gesellschaft darauf an, die Maschinen zu Fortsätzen menschlicher
Selbstentfaltung zu machen.

3.2. Wandel im Kapitalismus
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Doch nicht nur in der unmittelbaren Organisation von Lohnarbeit sind
spannende Entwicklungen im real existierenden Kapitalismus zu sehen.
Auch die stoffliche Organisation der Produktion verändert sich in
einer Art und Weise, die Hinweise auf eine GPL-Gesellschaft geben.

3.2.1. Industrieroboter
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Ein mittlerweile säkularer Trend in der materiellen Produktion ist der
Einsatz von Industrierobotern und anderen Produktionsautomaten. Große
Teile materieller Produktion, die noch vor wenigen Jahren durch den
Einsatz menschlicher Arbeitskraft bewältigt wurden, werden heute von
Industrierobotern erledigt. Dabei werden genau die Arbeiten ersetzt,
die nach dem je aktuellen Stand der Technik stupide genug sind, um von
Maschinen ersetzt zu werden.

Gleichzeitig bieten Industrieroboter aber auch einen ungleich höheren
Freiheitsgrad als die Maschinen, die sie ersetzen. Sie sind von
vorneherein als universelle Maschinen konzipiert, die für einen je
konkreten Anwendungsfall nur noch wenig oder gar nicht mehr mechanisch
umgerüstet[23] werden müssen. Die produktive Kompetenz steckt vielmehr
in den Steuerungsprogrammen, mit denen diese Maschinen gesteuert
werden. Hier ist bereits eine deutliche Verschiebung zu erkennen, wo
sich der Schwerpunkt auch der materiellen Produktion immer weiter auf
die Informationsproduktion verlagert.

Dieser höhere Freiheitsgrad moderner Industrieroboter hat zwei Folgen,
die für die Fragestellung des Beitrags von großer Bedeutung sind.
Einerseits ermöglicht die hohe produktive Flexibilität eine ungeahnte
Individualisierung der Produktion. Losgröße 1 ist heute kein fernes
Ziel mehr, sondern täglich praktizierte Realität[24].

Andererseits erfordern die Industrieroboter die Entwicklung einer
Steuerung, die geeignet ist, die kreativen Anteile eines Menschen zu
entfalten. So wie es Spaß machen kann, programmierend die ungeheuren
Möglichkeiten eines Computers zu erforschen, genauso kann es Spaß
machen, einen Industrieroboter für eine konkrete Aufgabe zu
programmieren. Das Selbstentfaltungspotential der Tätigen steigt also
durch den Einsatz modernster Produktionsautomaten an.

Menschen werden durch den zunehmenden Einsatz von Industrierobotern
immer mehr aus Teilen der Produktion verdrängt. Was sich wegen der
starren Kopplung von Lohnarbeit an Einkommen[25] im Kapitalismus als
Katastrophe erweist, wäre in der GPL-Gesellschaft ein Segen. Dort
könnte sich das beFreiende Potential dieser Produktivitätssteigerung
voll zugunsten der Menschen auswirken, die so von Notwendigkeiten
beFreit würden.

3.2.2. Fabber als Universalmaterialisator
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Doch neben Industrierobotern und anderen Produktionsautomaten werden
immer mehr Maschinen entwickelt, die in gewisser Weise noch
universeller sind. Sogenannte Fabber
[http://www.ennex.com/fabbers/fabbers.sht] sind Maschinen, die aus
einer amorphen Masse datengesteuert und ohne äußere Eingriffe
dreidimensionale Werkstücke produzieren. Mit unterschiedlichen
Methoden wie z.B. einem Laserstrahl[26] werden bestimmte Pulver oder
Flüssigkeiten zu festen Materialien aufgebaut, die direkt verwendet
oder mit Hilfe geeigneter technischer Verfahren in für den je
konkreten Einsatzzweck angemessene Materialien transformiert werden
können. Hier ist der Weg aus dem CAD-Programm in ein dreidimensionales
Werkstück so kurz, daß von Universalmaterialisatoren gesprochen werden
kann.

Solche Maschinen, die den Schwerpunkt des materiellen
Produktionsprozesses noch ein erhebliches Stück weiter in die Welt der
Information verlegen, sind bereits im Kapitalismus offensichtlich eine
nützliche Sache. In einer GPL-Gesellschaft könnten sie die Grundlage
der gesamten materiellen Produktion bieten. Wenige verschiedene, dafür
aber sehr universelle, hochflexible und datengesteuerte Maschinen
spiegeln in vielerlei Hinsicht die Eigenschaften von Computern.

Besonders spannend ist, daß sogar eine Firma [http://www.ennex.com/],
die solche Fabber herstellt, dieses revolutionäre Potential
[http://www.ennex.com/fabbers/index.sht#Vision] sieht. Die Parallelen
zu Freier Software sind nun mal auch frappierend. Folgerichtig bildet
sich eine Community von NutzerInnen, die die produktive Information
für solche Fabber ähnlich wie Freie Software entwickeln. Dieser Prozeß
wird durch ein überschaubares Schnittstellenformat erheblich
unterstützt.

Solch eine Community bildet einen Vorschein von ähnlichen Communities
in einer GPL-Gesellschaft, die in einem Prozeß ähnlich der Entwicklung
Freier Software Information erzeugen, die die materielle Produktion
steuert. Die konkrete materielle Produktion selbst könnte dann ähnlich
dem Einsatz Freier Software bei den je konkreten NutzerInnen vor Ort
erfolgen. Wenige, universelle und datengesteuerte Maschinen könnten in
lokalen oder regionalen Maschinenparks zusammengefaßt werden, an denen
sich die NutzerInnen der Produkte mit Hilfe von Produktions-Software
aus dem Internet ihren je konkreten Bedarf an materiellen Gütern
decken könnten.

3.2.3. Uniformierte Individualität vs. individualisierte Massenproduktion
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Die stark durch tayloristische Konzepte geprägten Produktivkräfte, die
im Kapitalismus[27] bisher wirksam waren, haben immerhin eine
Massenproduktion ermöglicht, mit der mindestens in den
hochindustrialisierten Zentren breite Bevölkerungsmassen mit Waren
versorgt werden konnte, die das Leben verbesserten. Allerdings war mit
den bisherigen Produktivkräften lediglich eine uniformierte
Individualität möglich: Jedes Individuum konnte zwar über eine
individuelle Warenmenge verfügen, die Waren selbst waren aber
weitgehend uniform und nicht an das konkrete Individuum angepaßt. Der
klassisch gewordene Ausspruch des frühen tayloristischen Unternehmers
Henry Ford, daß jedeR jede Autofarbe haben könne solange es Schwarz
sei, illustriert diesen Umstand recht gut.

Dieses Prinzip der uniformierten Individualität schlägt sich nicht nur
in der materiellen Warenwelt nieder, sondern auch viele
Dienstleistungen oder Medienangebote sind stark uniformiert - es wäre
z.B. an den uniformierten Massentourismus oder die großen Massenmedien
wie Fernsehen zu denken.

Diese Produktionsweise wird bereits im Kapitalismus zunehmend durch
eine individualisierte Massenproduktion abgelöst. Waren die Ergebnisse
klassischer industrieller Produktivkräfte durch eine starke
Standardisierung gekennzeichnet, so entwickelt sich heute bei vielen
Produkten eine immer stärkere Individualisierung. Wer heute z.B. ein
Auto oder eine Einbauküche kaufen möchte, hat zahllose Möglichkeiten,
sich das gewünschte Produkt vielfältig zu konfigurieren.

Auch hier spiegelt sich die Entwicklung der Maschinen wider. Während
tayloristische Maschinen nur standardisierte Produkte zuließen, sind
die heute verfügbaren, hochflexible Maschinen in der Lage, jedes
Produkt individuell zu gestalten. Die Flexibilität wird durch eine
Software-Steuerung erreicht, so daß wir auch auf dieser Ebene sehen
können, wie sich der Schwerpunkt der materiellen Produktion zunehmend
in die Informationsproduktion verwandelt.

Die zunehmende Informatisierung der materiellen Produktion bis hin zu
den NutzerInnen läßt sich auch als Vorschein einer direkt von den
NutzerInnen gesteuerten Produktion an sich erkennen. Es gehört nur
noch wenig Phantasie zu der Vorstellung, daß die Entwürfe, die mit
Hilfe einer Web-Site gemacht werden, direkt die Produktionsmaschinen
steuern, die das gewählte Design dann tatsächlich herstellen.
Technisch wäre so etwas vermutlich sogar heute schon möglich.

Zusätzlich begünstigen die so möglichen individualisierten Produkte
die individuelle Selbstentfaltung, so daß auch hier ein Trend Richtung
GPL-Gesellschaft sichtbar wird.

3.2.4. Business-to-Business rationalisiert Logistik
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Auch im Bereich der Logistik machen uns die Unternehmen immer mehr
vor, wie eine Internet-gestützte Organisation eines Waren- bzw.
Güterflusses aussehen kann. Zwar pressen die heutigen Versuche von
B2B-Commerce den stofflichen Güterfluß noch durch die Geldform, es
wird jedoch sichtbar, wie eine globale Kooperation verschiedener
GüterproduzentInnen auch jenseits der Geldform mit Hilfe modernster
Technik effizient organisiert werden kann.

3.2.5. Globale Kooperation häuft sich
-------------------------------------

Auch auf dem Feld der globalen Kooperation entwickeln sich in den
letzten Jahren interessante Phänomene. Kooperationen zwischen Firmen,
die eigentlich konkurrieren häufen sich immer mehr. Auch die
Übernahmen können als globale Kooperationen interpretiert werden.

Die im Kapitalismus notwendige Konkurrenz wird durch solche Übernahmen
und Kooperationen zunehmend ausgehebelt. Was im Kapitalismus
allerdings als eine negative Entwicklung gesehen werden muß, kann in
einer GPL-Gesellschaft eigentlich nur als positiver Faktor gesehen
werden. Wie bei Freier Software werden nicht mehr unnötig Ressourcen
durch Parallelentwicklungen und Betriebsgeheimnisse verschwendet.
Vielmehr kooperieren alle Interessierten beim Erreichen des
bestmöglichen Ziels.

Fazit: Technische Entwicklung begünstigt GPL-Gesellschaft
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Zusammenfassend begünstigt die technische Entwicklung, die bereits im
Kapitalismus stattfindet genau das, was wir in einer GPL-Gesellschaft
brauchen. Notwendigkeiten werden zunehmend auf kreatives Schaffen
verlagert. Während der Einsatz von Muskelkraft schon lange out ist,
wird das Dasein als Maschinenfortsatz immer mehr out.

Die standardisierte Massenproduktion der tayloristischen Phase wird
eine historisches Übergangsphänomen sein und durch die
individualisierte Massenproduktion abgelöst werden. Die so
entstehenden Produkte begünstigen die Selbstentfaltung nicht nur in
der Produktion sondern auch bei der Nutzung. Die globale Kooperation,
die uns multi-nationale Konzerne vormachen, bilden einen Vorschein
einer globalen Kooperation im Rahmen einer GPL-Gesellschaft.

_____________________

[21] Diese Möglichkeit zu leugnen, würde der kapitalistischen Form
eine Totalität zugestehen, die letztlich auch die hier getroffenen
Überlegungen verunmöglichen würde.

[22] Leider bilden gerade die Pflegeberufe einen Bereich, in dem der
Ausbeutungsgrad enorm ist. Es wäre interessant zu klären, ob hier
Zusammenhänge mit dem Selbstentfaltungsaspekt bestehen.

[23] Zum Vergleich: Noch vor nicht allzu langer Zeit mußte die gesamte
Produktion - z.B. in den Werksferien - stillgelegt werden, um den
Maschinenpark auf eine veränderte Produktion - z.B. eines neuen
Fahrzeugmodells - umzurüsten.

[24] So ist z.B. in der Automobilproduktion die individuelle
Anpaßbarkeit so stark gestiegen, daß kaum zwei gleiche Autos die
Bänder verlassen.

[25] Eigentlich ist nicht die Kopplung von Einkommen und Lohnarbeit
das Problem. Dies ist nur das Oberflächenphänomen. Das tiefliegende
Problem im Rahmen des Kapitalismus ist, daß nur menschliche
Arbeitskraft Mehrwert schafft und diese menschliche Arbeitskraft u.a.
wegen der hohen Produktivität immer weniger eingesetzt werden kann.

[26] Die schon seit vielen Jahren eingesetzten CNC-Maschinen werden
als ein bestimmter Typ von Fabber betrachtet. CNC-Maschinen arbeiten
im Gegensatz zu den hier erwähnten Maschinen mit einem
material-abhebenden Verfahren. Neben den aufbauenden und abhebenden
werden noch verformende Verfahren unterschieden. Allen gemeinsam ist
aber, daß sie datengetrieben und ohne Eingriffe von Außen ablaufen.

[27] Analoges gilt übrigens für den sogenannten Realsozialismus, in
dem die tayloristische Organisation der Produktion teilweise noch
durchgreifender geschah als im Kapitalismus.

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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