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[ox] Schnipsel



Hi!

Und wieder ein paar (ältere) Schnipsel.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan

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Aus c't 6/2001, S. 60

Peace, Love & Linux

So lautet das Motto einer neuen Kampagne mit der IBM das
Open-Source-System vor allem kleineren Firmen und auch Privatanwendern
näher bringen will. Aus IBM-Kreisen verlautete, mit der Aktion wolle
man Kernelemente der Linux-Bewegung wie freie Meinungsäußerung,
Kreativität, Innovation und Zusammenarbeit betonen. Zudem will IBM
`Peace, Love & Linux' als Parole für offene Standards verstanden
wissen.

Gleichzeitig hat Big Blue weitere konkrete Linux-Maßnahmen
angekündigt: Buisness Partner erhalten bis zu 3000 Dollar
Unterstützung für jeden Angestellten, der sich in Sachen Linux
qualifiziert. Außerdem bietet IBM seinen Partnern eigene
Linux-Schulungen an. Diese und weitere Linux-Angebote sind auf
www.ibm.com/partnerworld/linux zusammengefaßt.

[Garniert ist das Ganze mit einem Bild, daß ihr unter

	http://www-1.ibm.com/servers/eserver/pll/pll_passport.html

bewundern könnt. Die Seite ist überhaupt *sehr* interessant, gibt sie
doch ein Statement von IBM und ihrer Beziehung zu (GNU/)Linux wieder.]

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Aus c't 6/2001, S. 80

Erik Möller

Das Netz der Nutzer

Peer-to-Peer-Netze auf dem Vormarsch

In San Francisco trafen sich vom 14. bis zum 16. Februar Entwickler
und Investoren, um über die nächste Generation von
Internet-Applikationen zu diskutieren. Die Themen waren so vielfältig
wie die Möglichkeiten, übers Netz zusammenzuarbeiten.

[Findet sich vollständig unter

	http://www.ix.de/ct/01/06/080/

Noch ein interessanter Ausschnitt, sei hier reproduziert.]

Reality-Napster

Einer der letzten Vorträge war deutlich futuristischer. Marshall Burns
und Jamie Howison von der Ennex Corporation erklärten, wie sich das
Napster-Modell auch auf die materielle Welt anwenden lasse. Sie
stellten so genannte `Fabber' vor, Maschinen, die bei der Erstellung
von Industrie-Prototypen eingesetzt werden. Diese Geräte schneiden
beispielsweise aus Plastik exakte Reproduktionen eines 3D-Modells.
Fabber würden immer kostengünstiger und leistungsfähiger und könnten
in Zukunft - mit Fortschritten in der Mikro- und Nanotechnologie -
möglicherweise hochkomplexe Produkte erzeugen.

Fabber würden bereits in vielen Anwedungsbereichen eingesetzt:
Autoteile, Spielzeuge, Möbel, Verpackung, Medizin und sogar Kunst
würden im Eiltempo und in durchaus akzeptabler Qualität mit den
Maschinen hergestellt. Bereits heute gebe es Firmen, die aus von
Kunden gelieferten 3D-Mustern physische Produkte machen:
Toybuilders.com [http://www.toybuilders.com/] etwa produziert
maßgeschneiderte Spielzeuge ab 25 Dollar, 3DQ [http://www.3dq.com/]
und Bits2Parts [http://www.bits2parts.com/] stellen Prototypen für die
Industrie her.

Die 3D-Modelle, die als Grundlage der Produkte dienen, stünden kurz
vor der `Napsterisierung'. Bereits heute tausche die Fabber-Community
auf Mailing-Listen die begehrten Daten. In Zukunft müsse man Wege
finden, die Schöpfer der Modelle zu bezahlen - wobei Jamie Howison
hier vor allem an freiwillige Modelle und Vorauszahlungen glaubt.

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Aus c't 6/2001, S. 158

Gundolf S. Freyermuth

Die Besteigung des Mount Evernet

Vom Internet zum allgegenwärtigen Evernet

Allgegenwärtig und immer an - nach dem Internet kommt das Evernet. Die
drahtlose Breitbandzukunft verspricht ökonomische Umwälzungen und
einen neuen digitalen Alltag.

[Ziemlich langer und lesenswerter Artikel mit deutlich visionärem
Einschlag - leider nicht online :-( . Zwei Ausschnitte, die besonders
in unseren Diskurs passen.]

...

Neue Technologien und insbesondere solche, die vernetzen, pflegen
traditionell kaum vorhersehbare Umwälzungen im Leben der Individuen
wie der Gemeinschaften nach sich zu ziehen. Mit dem Leitungswasser,
das nicht mehr vom Brunnen geholt oder von Wasserträgern zugeliefert
wurde, kamen eben nicht nur Zeit- und Geldersparnisse im Hinblick auf
den etablierten Gebrauch von Wasser. Seine problemlose Verfügbarkeit
sorgte für neue Gewohnheiten, die sich unter dem Begriff Hygiene
zusammenfassen lassen.

Ebenso erhellte das Gaslicht nicht nur, was die Menschen bis dahin nur
beim Kerzenschein ohnehin getan hatten. Es produzierte vielmehr
unerwartete Verhaltensweisen rund um das Kunstlicht, von der drastisch
gesteigerten Lesetätigkeit der Berufstätigen bis zur Erfindung der
städtischen Nacht mit ihren spezifischen Vergnügungen. Nicht anders
waren die Langzeitwirkungen von Telefon oder Automobilisierung samt
Ausbau des Straßennetzes.

Die Überziehung des Planeten mit Glasfaserleitungen und drahtlosen
Datenverbindungen stellt nun zweifelsfrei die nächste Stufe dieser
seit Jahrhunderten fortschreitenden Vernetzung dar. Sie mobilisiert
die digitalen Technologien, wie einst die Eisenbahn die Dampfmaschinen
ds Laufen lehrte, und setzt damit zwangsläufig ökonomische Umwälzungen
in Gang. Deren soziale Konsequenzen und insbesondere die Folgen für
das eigene Leben zu imaginieren fällt jedoch schwer, solange man keine
persönlichen Erfahrungen mit den neuen Technologien sammeln konnte -
so schwer, wie es etwa noch 1997 war, ahnungslosen Opfern des
zentraleuropäischen Gebührenterrors verständlich zu machen, warum eine
/Flatrate/ und damit der permanente Internetzugang für produktive
Online-Erfahrungen unabdingbar war (beziehungsweise ist).

...

[Über seine Erfahrungen mit einer solchen schnellen Flatrate:]

Wesentlicher als die neuen Nutzungsformen erwies sich aber eine
grundsätzliche Erfahrung: die des nahtlosen Verschmelzens von Real-
und Datenraum. Internet und WWW, die zuvor für wenige Stunden am Tag
und primär am Schreibtisch als ein von der Wirklichkeit getrennter
Medienbereich erfahren wurden, integrierten sich in den Alltag und
wurden zu seinem kaum mehr eigenständig wahrgenommenen Teil. Auf den
globalen Datenbestand wird unter Evernetbedingungen so umstandslos
zugegriffen wie auf die Festplatte des eigenen Computers oder die
Daten im LAN. Man surft nicht mehr, man liest schlicht eine Zeitung,
recherchiert in Datenbanken, sucht Adressen, lädt Programme herunter,
kauft etwas, nimmt an einer Diskussion teil, hört Musik.

So wenig, wie man heute bewußt Elektrizität nutzt - man schaltet das
Licht an, schaut Fernsehen, saugt Staub -, so wenig geht man unter den
Bedingungen allgegenwärtiger Breitbandvernetzung noch ins Internet.
Das Evernet integriert den Datenfernverkehr auf dieselbe Art und Weise
in die eigene Lebenssphäre, wie das Immer-an-Stromnetz die aus der
Ferne kommende Elektrizität zum unmerklich-selbstverständlichen Teil
des Wohnens machte. Die Trennung von off- und online verliert sich.

Parallel dazu wandeln sich Orts- und Zeitgefühl. Zunehmend undenkbarer
wird es, Informationen nicht sofort zu erhalten. Echt- wird zur
Normalzeit. Ein Freund empfiehlt einen interessanten Artikel? Schon
liest man ihn auf dem Bildschirm. Ein anderer mag einen neuen Song?
Schwupp kommt er per E-Mail. Die Kinder haben Zeitzonen entfernt einen
neuen Haarschnitt - das ist das Foto oder Live-Video. Die Zeitlücke
zwischen einem Verlangen und seiner Erfüllung löst sich auf. An die
Stelle des Wartens - eine Selbstverständlichkeit unter analogen
Verhältnissen, in denen zugleich materieller Raum überwunden und
soziale Abstimmung mit anderen Interessenten erreicht werden muß -,
tritt die Dauererfahrung von Simultanität und damit ein eskalierender
Unwille, auch nur die geringste Verzögerung noch hinzunehmen.

Drahtlose Breitbandvernetzung beschleunigt so erneut das generell von
der Digitalisierung beförderte `Ende der Geduld', wie es David Shenk
in seiner Aufsatzsammlung `The End of Patience' weniger beschrieben
als beklagt hat. Mit dem Zeitempfinden verändert solche
Dauersimultanität zudem auch das Raumgefühl: Wo zuvor die stete
Erfahrung geographischer Trennung war, entsteht nun die instinktive
Ansicht, daß alle und alles am selben ortlosen Ort existierten - eben
im Datenraum.

...

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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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