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Re: [ox] Friede den Huetten



Hallo!

Ich antworte nur mal hier so abundzu sporadisch auf einzelne Mails.
Mehr schaff' ich zur Zeit nicht (Ist für den Traffic vielleicht auch
eh besser so ;-)

... über Hütten, Bananen und Fraktionen ...

On Thu, May 24, 2001 at 11:28:00AM [PHONE NUMBER REMOVED], Jobst Quis wrote:
Vielleicht kann man sich ja drauf einigen, dass jeder in der
Behausung leben koennen soll, die er mag, nur wird das fuer manche
eben auch ein Palast sein. Ich brauch auch keinen, dafuer hab ich
vielleicht in anderen Bereichen Beduerfnisse, die andere nicht
nachvollziehen koennen.

Ich wuerd mich schon gerne mit allen darauf einigen, dass jeder nach
seinen Vorstellungen und Beduerfnissen leben kann. Das rechtfertigt
aber noch kein Tabu, ueber sie zu diskutieren. 

Ja, aber es rechtfertigt auch nicht jemandem was vorzuschreiben. Ich
geh mal davon aus, Du bist kein Verfechter der Ökodiktatur.

Es waere fatal wenn so
etwas nicht mal mehr in Zusammenhaengen kritisiert werden duerfte,
die sich emanzipatorisch nennen.

Auch hier Zustimmung. Nur hat diese weit verbreitete 80er-Jahre
Untergangsrhetorik eben gerade keinen emanzipatorischen Gehalt
sondern kann umgekehrt auch zur Abweisung berechtigter Ansprüche
eingesetzt werden. Bei Spehr sind das sie progressiven Aliens, die
diese Story intensiv einsetzen um ihre Herrschaft zu begründen.
Emanzipation ist erst mal unabhängig von Verzicht oder Konsum.

Nur was ich schon stark machen wuerde, waere, dass man sich an den
Beduerfnissen der Leute orientiert und nicht an denen rumkrittelt und
ihnen von oben herab sagt, was gut fuer Sie ist. 

Warum sollte ich mich an den Beduerfnissen "der Leute" orientieren?

Woran sonst? Das ist eine ernstgemeinte Frage. 

Wer sind denn "die Leute"? 

JedeR (Für Stefan streu ich mal ein grosses R ein ;-) Einzelne (und
alle zusammen).

Die Mehrheit? 

Nein, natürlich nicht.

Ich sehe gerade ein
grosses Problem darin, dass sich "die Leute" an "den Leuten"
orientieren. 
Es fuehrt zu Traegheit gegenueber dem Notwendigen und
macht sie anfaellig fuer Manipulation. Es gibt keine Emanzipation
ohne den Mut zur Abweichung von "den Leuten" und ohne Bemuehung um
Unabhaengigkeit der eigenen Wahrnehmung und die Entwicklung von
eigenen Wertvorstellungen.

Um in Spehrscher Terminologie zu reden (kannst Du mir da folgen,
sonst erklär ich das nochmal): Es wird immer Zivilisten geben und
ohne die Zivilisten auf Deiner Seite zu haben, erreichst Du nichts.

Es waere ja nicht mal gut fuer "die Leute", wenn ich mich an ihnen
orientiere und sie sinnlos bestaetige, anstatt manchmal an ihnen
rumzukritteln. Kritik ist nicht nur Angriff, sondern auch Geschenk.
"Die Leute" haben viel mehr von mir, wenn ich anders bin als sie,
wenn ich sehe was sie nicht sehen, wenn ich auf Gedanken komme, die
ihnen fernliegen. Und natuerlich brauche ich auch sie, weil sie
anders sind als ich, weil ich oft nicht sehe was sie sehen, weil ich
manchmal nicht auf Gedanken komme, die fuer sie vielleicht
alltaeglich sind.

Dann bist Du so eine Art Avantgarde? 

Verzicht ist naemlich
auch nicht emanzipatorisch, genauso wenig wie Konsumrausch.

Die Fragestellung "Ist Verzicht emanzipatorisch? " ist schon
sinnlos. Denn es ist unmoeglich nicht zu verzichten. 

Für jedeN EinzelneN macht es aber sehr wohl einen Unterschied, ob er
oder sie auf etwas verzichten muss, was ihm oder ihr wichtig ist.
Will sagen: Was (unzumutbarer) Verzicht ist, bestimmst eben nicht Du
oder sonst irgendeine höhere Instanz, sondern "die Leute". Du kannst
das zwar nicht mögen. Sie werden Dich aber schlicht ignorieren wenn
Du sie (und ihre Bedürfnisse) ignorierst und weiter den Aliens
nachlaufen.

Natürlich sind viele dieser Bedürfnisse "falsch" in einem rationalen
Sinn und vom falschen System geprägt. Nur kann es ja auch nicht Sinn
der Sache sein, erst auf eine bessere Menschheit mit mehr Einsicht
zu warten, bevor man daran geht etwas an den Verhältnissen zu ändern. 

Ich wohne nicht in einer Huette und will darin bleiben, um Held des
Verzichtes zu sein, sondern gerade deshalb weil ich auf einiges
nicht verzichten moechte. 

Ja, ich auch - naja nicht gerade eine Hütte, aber doch nun wirklich
auch kein Palast. Nur gibt es eben Leute, die das anders sehen. 

Das ist hier und heute so, ja. Muss ja nicht so bleiben.

Ich glaube, dass eher das Beduerfnis nach Palaesten verschwindet als
der Aufwand fuer Palaeste.

Sicher. Irgendwann in ferner Zukunft. Nur was machen wir auf dem Weg
dahin? 

Uebrigens, ich habe Huettendoerfer erlebt, da waren Bananen
sozusagen das Hauptnahrungsmittel. Das spricht gegen die Einteilung
von Franz in Huetten- und Bananenfraktion.

:-) 

und zum Schluss noch was vom Anfang zum Thema Umlaute:
Bei mir kamen sie voellig Ok zurueck, und auch die Quoten von anderen
hatten dies Problem nicht. Hat also wohl auch mit deinem Mailprogramm
zu tun. 

Das ist ein nicht zulässiger Schluß, da es nicht drauf ankommt, ob
sich zwei beliebige Programme verstehen, sondern ob die Programme
den Standards entsprechen. Was im konkreten Fall jetzt richtig ist,
hab ich aber grad auch weder die Zeit noch die Energie zu
überprüfen, die Erfahrung lehrt nur: Im Zweifel gegen Windows. 

Grüße, Benni

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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