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Re: [ox] Friede den Huetten



Hallo,

Benni schreibt:
Hallo Habende,

btw: Eure Umlaute sind kaputt.
Bei mir kamen sie voellig Ok zurueck, und auch die Quoten von anderen
hatten dies Problem nicht. Hat also wohl auch mit deinem Mailprogramm
zu tun. Doch egal, ich kann sie auch ganz vermeiden. 


On Mon, May 14, 2001 at 11:05:00PM +0200, Jobst Quis wrote:
Was haben dir die H=FCtten (oder die Menschen, die darin wohnen,) getan,
da=DF du ihnen den Krieg erkl=E4rst? Ich kann ja noch verstehen, wenn du
davon tr=E4umst in einem Palast zu wohnen, wie ich auch verstehen
kann, dass Hungrige sich nach einem Schlaraffenland sehnen. Aber=20
mu=DFt du deshalb allen Pal=E4ste aufzwingen, auch denen, die wie ich
lieber in ihrer H=FCtte bleiben wollen? Meinst du, dass du besser=20
als die Leute selber wei=DFt, was gut f=FCr sie ist?

Vielleicht kann man sich ja drauf einigen, dass jeder in der
Behausung leben koennen soll, die er mag, nur wird das fuer manche
eben auch ein Palast sein. Ich brauch auch keinen, dafuer hab ich
vielleicht in anderen Bereichen Beduerfnisse, die andere nicht
nachvollziehen koennen.

Ich wuerd mich schon gerne mit allen darauf einigen, dass jeder nach
seinen Vorstellungen und Beduerfnissen leben kann. Das rechtfertigt
aber noch kein Tabu, ueber sie zu diskutieren. Da nicht jeder einen
Planeten fuer sich hat, kann das Streben nach Befriedigung der
Beduerfnisse der Einen gravierende Auswirkungen auf die
Lebensmoeglichkeiten von Anderen haben. Zum Beispiel bewirken die
mehrheitlichen Lebensgewohnheiten in den Industrielaendern eine
Klimaveraenderung, die woanders auf der Welt Landstriche und sogar
ganze Inseln im Meer versinken laesst. Auch sonst gibt es reichlich
Faelle, wo die Beduerfnisbefriedigung einiger weniger Menschen in
Machtpositionen anderen das Leben kostet. Es waere fatal wenn so
etwas nicht mal mehr in Zusammenhaengen kritisiert werden duerfte,
die sich emanzipatorisch nennen.


Nur was ich schon stark machen wuerde, waere, dass man sich an den
Beduerfnissen der Leute orientiert und nicht an denen rumkrittelt und
ihnen von oben herab sagt, was gut fuer Sie ist. 

Warum sollte ich mich an den Beduerfnissen "der Leute" orientieren?
Wer sind denn "die Leute"? Die Mehrheit? Ich sehe gerade ein
grosses Problem darin, dass sich "die Leute" an "den Leuten"
orientieren. Es fuehrt zu Traegheit gegenueber dem Notwendigen und
macht sie anfaellig fuer Manipulation. Es gibt keine Emanzipation
ohne den Mut zur Abweichung von "den Leuten" und ohne Bemuehung um
Unabhaengigkeit der eigenen Wahrnehmung und die Entwicklung von
eigenen Wertvorstellungen.

Es waere ja nicht mal gut fuer "die Leute", wenn ich mich an ihnen
orientiere und sie sinnlos bestaetige, anstatt manchmal an ihnen
rumzukritteln. Kritik ist nicht nur Angriff, sondern auch Geschenk.
"Die Leute" haben viel mehr von mir, wenn ich anders bin als sie,
wenn ich sehe was sie nicht sehen, wenn ich auf Gedanken komme, die
ihnen fernliegen. Und natuerlich brauche ich auch sie, weil sie
anders sind als ich, weil ich oft nicht sehe was sie sehen, weil ich
manchmal nicht auf Gedanken komme, die fuer sie vielleicht
alltaeglich sind.

Verzicht ist naemlich
auch nicht emanzipatorisch, genauso wenig wie Konsumrausch.

Die Fragestellung "Ist Verzicht emanzipatorisch? " ist schon
sinnlos. Denn es ist unmoeglich nicht zu verzichten. Wir koennen
nicht entscheiden, ob wir verzichten, sondern nur auf welche von
zwei Seiten einer Angelegenheit wir verzichten. Das gilt selbst im
Konsumrausch der eindimensionalen Warenwelt. Wenn wir nicht auf die
Ware verzichten, muessen wir in der Regel auf das Geld verzichten,
das sie kostet.

Ich wohne nicht in einer Huette und will darin bleiben, um Held des
Verzichtes zu sein, sondern gerade deshalb weil ich auf einiges
nicht verzichten moechte. So ist es mir sehr wichtig, moeglichst
viel selbstbestimmte und frei verfuegbare Zeit zu haben, zum
Traeumen und zum Ausschlafen, fuer Liebe und Freundschaften, zum
Geniessen, Gruebeln und Trauern. Oder auch um die notwendige Arbeit
von Druck und Hektik freizuhalten. Das waere alles sehr stark
eingeschraenkt, wenn ich mich um einen Palast oder auch nur um ein
groesseres Haus kuemmern muesste, egal ob als Mieter fremdbestimmt
fuer die Miete arbeiten oder als Eigentuemer zur Abbezahlung der
Kredite. Selbst geschenkt waere es mir immer noch ein zu grosser
Aufwand, es in Ordnung, warm und sauber zu halten.


Dass es generell besser sei in Pal=E4sten zu wohnen, kann nur
behaupten, wer die Kosten f=FCr Bau und Wartung v=F6llig ignoriert.
Entweder m=FCssen die Bewohner den gr=F6=DFten Teil ihres Lebens daf=FCr
arbeiten, oder wie in den meisten realen F=E4llen andere ausbeuten.

Das ist hier und heute so, ja. Muss ja nicht so bleiben.

Ich glaube, dass eher das Beduerfnis nach Palaesten verschwindet als
der Aufwand fuer Palaeste.


Gruesse, Benni (heute mal wieder fuer die Bananenfraktion)

Uebrigens, ich habe Huettendoerfer erlebt, da waren Bananen
sozusagen das Hauptnahrungsmittel. Das spricht gegen die Einteilung
von Franz in Huetten- und Bananenfraktion.

Gruss, Jobst 

## CrossPoint v3.11 R ##

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