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Re: [ox] post-conference mail





Olaf Brandt wrote:

Tach!


morgen allerseits!


freie software unterscheidet sich da imho nur in zwei (vielleicht
wesentlichen) details: zum einen die oben angesprochene privilegierte
lage von informatikerInnen, zum anderen die nonhierarchische vernetzung
ueber digitale kommunikation. aber welche rolle spielen plattformen wie
sourceforge, slashdot etc. im kontext der gerade diskutierten aspekte?
sie fuehren ressourcen an einen punkt zusammen, und machen sie damit
ausbeutbar. sind nicht die slashdot-leser die kapitalisten von morgen?


Das mag für einige so sein, aber eine Notwendigkeit besteht da nicht, dass
viele
Slashdotleser Kapitalisten werden. Den meisten fehlt eh das Kapital dazu,
oder
sie haben keinen Bock darauf, dauernd für das eigene "Business" verfügbar zu
sein.

ok, ok, ich geb schon zu da ist im eifer des postens vielleicht ein bissl die
argumentation mit mir durchgegangen (vor allem im absatz weiter unten). aber was
ich damit - und ich glaube das ist ein kernpunkt - ansprechen wollte, ist ja die
frage nach der rolle von z.b. sourceforge. ich meine, da fliesst am anderen ende
der welt (geographisch und ideologisch) venture-kapital in ein projekt, das infra-
struktur gratis fuer open-source projekte zur verfuegung stellt. aus den augen des kapitalismus muss dies doch voellig obskur erscheinen. tut es aber nicht,
weil der wert darin liegt, die ressourcen zu _zentralisieren_ und damit _ausbeutbar_
zu machen - mensch kann dort suchen, statistiken ansehen, alles ist in eine
hierarchische struktur gegliedert. und das _mensch_ im vorigen satz bezieht sich
sowohl auf die open-source community, die sicher davon profitiert - aber die hat
sich vorher auch schon organisiert, ueber unis und kongresse, mailinglisten und
newsgroups - als auch auf die leute, die mit freier software kohle machen wollen.
und fuer die ist ein sourcforge weit besser ueberschaubar als eine community,
die sich dezentral organisiert.

wuerde mich daher wirklich interessieren, wie die leute auf dieser liste sourceforge
sehen / rezipiert haben?

Und: selbst wenn sie Kapitalisten werden, sollte das nicht personalisiert
werden.
Zum einen legen _diese_ Umstände es Informatikern schon nahe,
Kapitalist zu werden. Da braucht es schon eine ordentliche Portion
(vielleicht
sogar moralisches) Bewusstsein sowas nicht zu machen. Was aber auch eine
Selbstbeschissperspektive unter den jetzigen Verhältnissen
darstellen kann.

aber _diese_ umstaende beinhaltet ja auch, dass _wir_ in wirklichkeit keine andere
(materielle) perspektive anzubieten haben. ich kanns den leuten auch schwer vorwerfen,
wenn sie aus der wahl "ausbeuten oder ausgebeutet werden" ersteres waehlen, darum
gings mir ja garnicht. mir gings darum nachzufragen, ob wir _wirklich_ keine andere
perspektive haben. und "klassenkampf", mit verlaub, kann ja nicht die antwort sein.
wofuer? wohin? das war meine frage.

ist nicht .org das .com von morgen? in der struktur des web ist die
notwendige zentralisierung und "eindeutige" strukturierung von
information (= wissen = macht?) ja schon angelegt, weil man sonst nichts
findet. ausser dem hyperlink gibt es keine peering- oder
nonhierarchischen aspekte im web.

und genau diese peering-aspekte halte ich fuer ganz zentral. vielleicht ist geld
ja deshalb so erfolgreich, weil es das einfachste und leistungsfaehigste peer-to
peer kommunikationsmittel bis dato ist? vielleicht ist das netz dabei, ihm diesen
rang abzulaufen, und erstmals eine leistungsfaehigere kommunikationsstruktur zu
ermoeglichen? wenn wir daran glauben, dann sollten wir intensiv in diese richtung
denken & arbeiten. open source (und freie information im generallen) ist eine feine
sache. aber immer, wenn es mehr information gibt, als ein/e einzelne/r aufnehmen
und verarbeiten kann, entsteht macht, und zwar dort, wo diese information
(notwendigerweise!) strukturiert wird. "keine macht fuer niemenad" wird nur dann
moeglich, wenn ich selbst, durch mein selbstbestimmtes netz von "nachbarn" oder
"freunden" (peers) diese strukturierung vornehmen und steuern kann.

2: Wie funktioniert die foerderung von rohstoffen, die herstellung
industrieller gueter und die landwirtschaft in einer freien gesellschaft?


oder anders formuliert: wie verbessert sich durch freie software und die
daraus abgeleitete gesellschaftsvision die lage eines minenarbeiters in
afrika?


Das hängt davon ab, was die historischen Subjekte (wir) unter den Umständen
daraus machen können und wollen.
Abstrakt: Klassenkampfergebnis

s.o. ich habe gefragt "was wollen wir ?" und du hast geantwortet "das kommt darauf
an was wir wollen" ;) ueber den weg (= "klassenkampf" in deiner argumentation)
mache ich mir noch gar keine gedanken, solange ich nicht weiss wohin ich will.

f/0

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