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[ox] Über ver.di - für labournet.de



UlrichLeicht t-online.de

Anbei zur Info ein Artikel, den Helmut Weiss und ich für labournet.de 
geschrieben haben. 

Dort finden sich zwei weitere Artikel aus dem Sommer 1999 zu ver.di: 
"Alles ver.di oder was?" und 
"Auf dem Weg zu einer alten Gewerkschaft. Sieben kritische Anmerkungen zur 
Ver.di Programmatik" 

Gruß
Uli


**************************** Dokument - Artkikel *****************************


"Alles ver.di- ver.di über alles?!"
IG Medien goes ver.di! But where does ver.di go?
 

Hoch- und Aufbruchstimmung, Hoffnungen, Herzklopfen, Tränen  Am wenigsten auf 
dem IG-Medien Verschmelzungskongreß (deshalb auch mit 80% die geringste 
Zustimmung). Ansonsten bei allen - auch den vorher genannten Wackelkandidaten 
ÖTV und HBV.
Die ver.di-Gründung wurde zu dem erwünschten "event" (wie es so schön 
neudeutsch jetzt auch in updatet Gewerkschaftskreisen heißen wird - 
professionelles Marketing bertelsmann-gestiftet ist ja "in"), den sich die 
engagierten Werbestrategen ausgedacht hatten. Zwar mehrere 10 
Millionen-Mitgliederbeiträge schwer, aber will mensch ver.di als Paukenschlag 
in die Welt setzen, dann muss sie einem lieb und vor allem auch teuer sein. Das 
Ergebnis: neben den Gefechten in Mazedonien, dem anlaufenden Widerstand gegen 
den Castor-Transport, für einige Tage ist "ver.di" die Top-Meldung, immer in 
den Schlagzeilen und live auf Phoenix und im Internet. Das lässt selbst 
ver.di-Skeptiker und -kritiker wie uns nicht einfach zur Tagesordnung  
übergehen. Zumal am Tag danach ver.di "live" weiter Schlagzeilen macht. Auf  
bundesdeutschen Flughäfen stehen Räder still. 


Soziale Bewegung ...

Also doch dem neuen zusammengebastelten Megageschöpf eine Chance geben? Ist 
nicht vielleicht ein wie auch immer gearteter Neuanfang immer noch besser und 
hält mehr Optionen offen als ein ausgeleiertes "weiter so"? Grämen wir uns auch 
nicht, daß in der Wochenendausgabe der Zeitungen am 24. März der Werbekampagne 
zweiter Teil (noch einmal 10 Millionen) zum fortgesetzten Paukenschlag in der 
"Fläche"- Öffentlichkeit ausholt. Also noch mal nach dem Motto: "mehr bewegen",  
"ver.di - die neue Kraft", "hier geht nicht nur die Post ab" und mit 
gewerkschaftstuntypischen werbe-"gagicken" und unkonventionellen Sprüchen: 
"ver.di Zukunft gestalten will, braucht ver.di und neue Ideen", "aufregend 
bunt, beruhigend stark", und last but not least die Einladung: "Wegen Umbau 
geöffnet". Aufbruch, gar Umbruch aller Orten? Das Signal hatte der neue 
Vorsitzende, Frank Bsirske, ein quasi sozialdemokratischer Grüner, in seiner 
Grundsatzrede gegeben und verkündet, was dem noch rechtzeitig gut 
ent(ver)sorgten Herbert Mai wohl nie über die Lippen gekommen wäre:
              
"Im Wissen um solche Erfahrungen (gemeint ist der Kampf der hbv bei Schlecker - 
die Verf.) wird sich ver.di für ganz neue Bündnisse und Aktionsformen öffnen. 
Wenn sich, Kolleginnen und Kollegen, ver.di, die Gewerkschaft der 
Dienstleister, mit den Bürgerinnen und Kunden zusammentut, die auf die 
Dienstleistungen angewiesen sind, dann wird es ganz spannend: Da kann ver.di 
Verbündete von sozialen Bewegungen und kann ver.di selbst soziale Bewegung 
sein. Wir können von Greenpeace eine Menge lernen - ich denke, das sollte man 
klar sagen -; aber nicht nur von Greenpeace, sondern auch von unseren 
HBV-Kolleginnen und -kollegen. Also, Kolleginnen und Kollegen: Trauen wir uns! 
Raus aus den Gewerkschaftsghettos, rein ins Leben."

Gewerkschaften als andere nicht bevormundende soziale Bewegung, like 
Greenpeace und Robin Wood, am Puls der Menschen nicht nur in den Betrieben - 
zu solchen Formulierungen war die ver.di - Programmarbeitsgruppe noch nicht 
vorgedrungen. Aber ist ein guter Bsirske-Satz neben altbekannten Argumenten 
und Mustern schon ein Neuanfang, zumindest ein Hoffnungsschimmer? 
Möglicherweise auch zu schön, um wahr zu sein. Wir fürchten, die ernüchternde 
andere Realität wird uns wieder einholen. 


... oder "nichts neues auf dem Mega-Schiff ver.di"

Und am 31. März in Dortmund holte sie uns schon mal wieder ein wenig ein. Den 
Schwung aus Berlin mitnehmend und die ersten sein wollend bei der Gründung 
eines ver.di Bezirks (zumal des größten der Republik mit 53.000 Mitgliedern) 
der Paukenschlag vor Ort. Dortmund - schon bislang die heimliche Hauptstadt 
des Fußballs und der SPD - jetzt auch der "new economy" und die der 
zukünftigen ver.di-Gewerkschaft. Aber auch dies hier so wenig wie der 
ver.di-Gründungsprozeß am Puls zumindest der Mitgliedschaft, dafür aber wie in 
Berlin am Puls der politischen Klasse oder zumindest dem jetzt regierenden Teil 
von ihr. Der nächste Akt einer Gründung von oben, wie sich's gehört im Rathaus, 
zum Schein auch Wahlen mit SED-Mehrheiten, alles fein ausgesucht nach den 
Regeln der Quotierung. Damit könnte Mensch sich ja noch abfinden, wenn nicht 
erste Anzeichen aufkeimten, dass das mit der "sozialen Bewegung" und "der Nähe 
zu den neuen Bündnispartnern" des grünen Bsirske nicht alle verstehen werden 
können und eine Gründungs-Eintagsfliege bleibt..
 
Unser neuer nach Organisations-Quotierung gestrickter ver.di 
Bezirks-Vorsitzender dachte in seiner Jungfern-Rede, nachdem er die Schikanen 
und Demo-Verbote für unsere Rank-Xerox-Kollegen anlässlich der Cebit geißelte, 
nicht,  wie es jedem Menschen  in Dortmund, dem wiederholten Aufmarsch-Ort von 
Neonazis als erstes einfallen würde, über Verbote solchen Treibens, sondern 
laut über das Verbot von Anti-Castor Demonstrationen nach. Also des Engagements 
solch sozial bewegter Menschen wie Greenpeace- und Robin-Wood-Aktivisten, die 
wir uns doch laut Bsirske auch als Vorbild nehmen wollten. 
Kaum hatte Mensch dieses verdaut, kamen die nächsten Proteste von 
ver.di-bewegten und ver.di beäugenden Menschen wegen Äußerungen in einem 
Interview der Ruhr Nachrichten. Da tat der neue Vorsitzende gleich öffentlich 
kund, man halte einen Drückraum im Gesundheitsamt für ein "schwachsinniges 
Konzept". Immerhin ein Konzept von Medizinern und Sozialarbeitern, die 
wahrscheinlich ein bisschen mehr davon verstehen. Die "Ärzte ohne
Grenzen" z.B. waren etwas mehr als erstaunt ob solcher Aussagen des neuen 
Dortmunder ver.di-Chefs. Zu eilige, auf Effekt bedachte und vornehmlich 
Organisatorisches regelnde Gründungen, zumal solche von oben, provozieren halt 
solche Entgleisungen. 


Beweglicher schon ...

Sicher wir lassen uns trotz solcher Dinge nicht den Mut und das 
Selbstbewusstsein nehmen, auch in ver.di den notwendigen (Frei)Raum und das 
(nötige Klein-)Geld zu aktivieren für solch offene und innovative Projekte, um 
die sich die Aktiven der kleinsten der 5 Verbund-Gewerkschaften vor Ort (2200 
Mitglieder), bislang in den Reihen der IG Medien gekümmert haben:  Eine Zeitung 
für Callcenter - CallZ, einen Arbeitskreis International - AKIM, ein Mobiles 
Einsatzkommando Software (www.mek-software.de), einen "Betrieb aktiv-Treff", 
einen solchen für lesende Arbeitslose, das Engagement mit anderen sozialen und 
politischen Initiativen und manches mehr. Dabei sind wir auch ein bisschen 
erstarkt, weil wir immer versucht haben - und des öfteren erfolgreich - mit 
allen Diskussionen und Auseinandersetzungen eine gemeinsame Basis für die 
Arbeit zu finden. Weil wir mit den Neuerungen manches Mitglied und nicht selten 
Noch-Nichtmitglieder interessieren  und zur Mitarbeit bewegen konnten, zum 
Entwickeln eigener Vorschläge. Dazu dienten auch offene Vorstandssitzungen - 
ebenso wie ein eigenes Mitgliederinfo. Unsere kleinen Erfolge resultierten zu 
einem guten Teil aus der erfolgreichen Zusammenarbeit von Sekretären und 
engagierten Mitgliedern.
Dies alles - und wir mit unseren paar Erfahrungen - treffen nun auf ein fast 
25mal so großes Gebilde: mit einem den Modernen zuzurechnenden Geschäftsführer 
(natürlich - richtigerweise - der Ex-ÖTV, die über die Hälfte aller Mitglieder 
am Ort hat), und einem Vorsitzenden, der aus der DAG kommt und einer jener 
SPD Ratsherren ist, die bei der letzten Wahl von den Wählerinnen qua 
Nichterscheinen abgestraft wurden. Das ist die Dortmunder Variante von 
"aufregend bunt" und Mensch muss zugeben, dass sich so recht kein Herzklopfen 
einstellen will. Wir lassen uns gerne überraschen. Und überhaupt, Gewerkschaft 
macht letztlich immer das aus, was wir selbst auf den Weg bringen. Ein Klima 
und eine politische Kultur der Toleranz, wie sie die IG Medien/vormals IG Druck 
schon immer auszeichnete, ist allerdings unverzichtbar, sonst können wir auch 
auf ver.di verzichten.


... aber nicht nur moderner und al.di

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Auch für die IG Medien galt, was für 
bundesdeutsche Gewerkschaften allgemein und ver.di gilt. Sie werden zum 
Auslaufmodell, wenn sie sich nicht runderneuern. 
Nicht in dem Sinne, wie es gerade auch in Zusammenhang mit dem 
ver.di-Zusammenschlussprozess zu geschehen scheint: 

1.	ein wenig mehr al.di ?allgmeine Dienstleistungen', von der  
Sterbegeldversicherung bis zu Reiseangeboten à la Wiener Opernball oder 
Ballermann. Dinge, die wir als Gewerkschaft nicht unbedingt feilhalten sollten, 
eine verbilligte Bahncard wie der Presseausweis und ähnlich sinnvolle Dinge 
d'accord;
2.	mehr Modernität. Den Kapitalismus mit seinen eigenen Waffen schlagen: 
marketing - professionelle Werbekampagnen,  Effizienzsteigerung durch 
Zielvereinbarungen, Einübung von Methoden jenseits von inhaltlichen 
Fragestellungen - mit einem Wort: Verbetriebswirtschaftlichung, mehr markt- 
sprich kundengerechtes Denken.

Gefragt ist vielmehr eine stärkere Öffnung und Orientierung auf 
gesamtgesellschaftliche, lebensweltliche Fragen und Initiativen, die nicht nur 
dem Produktions - sondern auch Reproduktionsbereich, dem ganzen 
Lebenszusammenhang und den -bedürfnissen der noch arbeitenden wie der aus dem 
Arbeitsprozess herausgefallenen Rechnung trägt. 
Die Überwindung einer bestimmten Betriebsborniertheit und Fokussierung auf den 
alten klassischen Betriebsrats-bestückten Großbetrieb. In dem Sinne, dass dem 
Thema der abstrakten, nur den kapitalistischen Verwertungsbedingungen  und dem 
Gelderwerb dienenden Arbeit, auch den Inhalten und Auswirkungen derselben  und 
der unbedingt notwendigen Arbeitszeitverkürzung mehr Aufmerksamkeit geschenkt 
wird. 
Angesichts des absehbaren weiteren Abbaus von Arbeitsplätzen nicht nur in der 
klassischen Druckindustrie wie in anderen industriellen, aber auch in 
Dienstleitungs-Sektoren, gilt es sicher, dem Gedanken an nicht markt- und 
profitorientierte Sektoren von Solidarwirtschaft, sozialen Betrieben in 
Eigenverantwortung, Hilfsvereinen und Netzwerken für soziale, kulturelle und 
ökologische Anliegen und Bedürfnisse, dem Genossenschaftswesen auf höherer 
Stufe neue Impulse zu geben.


Am Puls der Menschen - das ist bewegend ...

Wir wollen an dieser Stelle nicht näher auf die ganzen inhaltlichen, 
programmatischen Defizite und Ungereimtheiten, das Problem der 
Claims-Absteckung mit anderen Gewerkschaften im DGB um industrienahe 
Dienstleistungen, die mögliche weitere Schwächung des DGB durch die dritte 
große "DGB-Verdrängungsgewerkschaft", die notwendige transnationale Vernetzung 
sozialer Bewegungen und somit auch von Gewerkschaften eingehen. 
In der ver.di-Diskussion ging es ja immer auch um das Problem der Repräsentanz 
in der Fläche. Wobei mancher Hauptamtliche ?verständlicherweise' wohl meist 
seinen ?Besitzstand', sein örtliches Keisbüro, im Auge hatte. Uns geht bei dem 
Gedanken an das Problem  "Fläche" vor allem durch den Kopf und so möchten wir 
Frank Bsirskes Aufforderung: "Raus aus den Gewerkschaftsghettos, rein ins 
Leben" verstehen: in Zeiten wo die Vernetzung und Kommunikation unter sozialen 
Bewegungen und Gewerkschaften und im gewerkschaftlichen Engagement immer 
wichtiger, aber auch dank der neuen Möglichkeiten besser zu gewährleisten ist, 
muß neben notwendiger  Dienstleitung für die Mitglieder, den Möglichkeiten der 
Gegeninformation, des Gegengewichts gegen eine weitverbreitete mediale 
Desinformationsgesellschaft neue Aufmerksamkeit geschenkt werden. Heißt: keine 
gewerkschaftlichen Bürotrutzburgen sondern gewerkschaftliche Stadt-Büros, 
Kommunikationszentren und Infoläden auch in Kooperation mit anderen 
Institutionen und Initiativen gesellschaftlichen Engagements in 
Wohngebietszentren, Technologieparks, usw. Orte des Gedankenaustauschs der 
Aktions-Absprache, des Internetzugangs, der Begegnung von Jugendlichen und, 
und, und. Dafür Millionen eingesetzen, kann tragfähige Fundamente schaffen und 
verhallt nicht wie teurere (image-mächtige) Paukenschläge.
Dies hat im übrigen viel mehr mit "raus zu den Menschen und in die Fläche 
gehen" zu tun, als seine Büros neben die Zentren der politischen Macht und 
Repräsentation zu platzieren, um für ein Plätzchen am Katzentisch der Bündnisse 
und für den parlamentarischen Dienstweg in Berlin und andernorts gut gerüstet 
zu sein

Die meisten drängenden Fragen und sich daraus ergebenden Folgen und 
Folgerungen sind aus unserer Sicht noch gar nicht richtig in ver.di 
aufgeworfen. Dazu gehören z. B. die nach der strukturellen Krise des 
warenproduzierenden kapitalistischen Systems und der sie tragenden 
Arbeitsgesellschaft. Die Frage nach der Lebens- und Tragfähigkeit oder eher 
fata morgana einer Dienstleistungsgesellschaft und einer new economy, der 
wachsenden staatlichen, öffentlichen und privaten Haushaltsverschuldungen mit 
verheerenden Folgen für die Ausdünnung notwendiger infrastruktureller Aufgaben 
und Leistungen, sozialer Sicherungssysteme und der Lebensqualität wachsender 
Bevölkerungsteile. Der BSE-Wahnsinn ist sozusagen nur das sinnfällige und 
aktuelle Beispiel eines im wahrsten Sinnen des Wortes wahnsinnigen Systems der 
gesellschaftlichen Produktion und Versorgung unter der Maßgabe von 
Verwertungszwecken und Geldinteressseen um ihrer selbst willen, bei denen die 
Bedürfnisse des Menschen und seiner Umwelt nicht im Vordergrund stehen.


... noch "aufregend bunt e r  und be u n ruhigend stark"

Die Fragen und Probleme stehen, ob IG Medien oder ver.di. Entscheidend ist, 
dass sie angegangen werden. Die Voraussetzungen unter denen die IG Medien dies 
in ver.di tut, haben wir nie geteilt. Das etwas widerspenstige und lustlose 
Mitmachen und nur unter der Maßgabe, wir erhalten unsere vielgepriesene 
Identität, die wir nie so erlebt haben, wie sie oft verklärt wird, in dem wir 
geschlossen in dem Fachbereich 8 aufgehen, hat sachlich-fachlich und politisch 
sinnvollere Konstellationen und Vermischungen (Logistik, Call-Center, 
Industrielle Bereiche) nicht möglich gemacht. Da war die "linke 
Gewerkschaftsvorhut" ausgesprochen konservativ und unbeweglich. 
Gewerkschaften sind kein Selbstzweck Dass Konkurrenzen abgebaut und Kräfte 
gebündelt werden, hat natürlich etwas für sich. Aber die real existierende 
ver.di im DGB ist keineswegs ein befriedigende Lösung. Sie hat zwangsläufig 
auch neue Abgrenzungen und Gegenformierungen geschaffen, herausgefordert. Die 
einzig vernünftige und zukunftweisende Option heißt nach wie vor: ein freier 
ganz neuer Gewerkschaftsverbund aller unter einem Dach und transnationale 
Vernetzungen. Halbheiten sind ärger- und hinderlich. Wir alle und in ver.di 
sollten nicht aufhören, uns dafür stark zu machen. Wer nicht 
Selbstzweckinteressen verfolgt, kann nicht gegen eine Mitgliedergewerkschaft 
DGB oder richtiger eines neuen gewerkschaftlichen Vernetzungsbundes sein.

Eine solche würde noch eher die Voraussetzungen schaffen, für das, was der 
alte "Charly" wohl gar nicht so falsch vor nahezu 140 Jahren als Aufgaben der 
Gewerkschaften formuliert und bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat:

"Gewerkschaften tun gute Dienste als Sammelpunkte des Widerstands gegen die 
Gewalttaten des Kapitals. Sie verfehlen ihren Zweck zum Teil, sobald sie von 
ihrer Macht einen unsachgemäßen Gebrauch machen. Sie verfehlen ihren Zweck 
gänzlich, sobald sie sich darauf beschränken, einen Kleinkrieg gegen die
Wirkungen des bestehenden Systems zu führen, statt gleichzeitig zu versuchen, 
es zu ändern, statt ihre organisierten Kräfte zu gebrauchen als einen Hebel 
zur schließlichen Befreiung der Arbeiterklasse, d.h. zur endgültigen 
Abschaffung des Lohnsystems." (Karl Marx. Lohn, Preis und Profit)

So könnte Gewerkschaft vielleicht auch bei uns "noch aufregend bunt e r und 
be u n ruhigend stark" werden. Matrix - horinzontal und vertikal - das hatten 
wir in der Verbundgewerkschaft IG Medien auch schon. Eine dritte Dimension - 
Vernetzung zwischen Betrieben und mit Kräften außerhalb unserer Reihen - da 
wird's spannend. Und wenn die ver.di-Oberen es hinkriegen (wenn sie denn 
wollen), dass wir auch in gesellschaftspolitischen Interventionen 
flächendeckend auf die Pauke hauen, Tarifauseinandersetzungen gleichzeitig 
initiieren, neben Lohn- und Gehaltserhöhungen z.B. vor allem neue merkliche 
Schritte für Arbeitszeitverkürzung und Weiterbildung, gegen Arbeitsverdichtung 
und Überstundenabbau usw. angehen - ja, dann wäre der gemeinsame teure 
Neuanfang ja vielleicht nicht völlig umsonst gewesen.

Ulrich Leicht, Helmut Weiss (bislang Sprecher der IG Medien Dortmund, zukünftig 
Mitglied des Bezirksvorstandes ver.di Dortmund)


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Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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