Re: [ox] Prinzipielles/Teil II
- From: sabine.nuss gmx.de
- Date: Mon, 16 Apr 2001 14:00:35 +0200
Hallo Stefan Mn., hallo alle,
Stefan Mn. schrieb:
Solche wichtigen Störungen sollten nach meiner Erfahrung sofort
bearbeitet werden, da ihre Nicht-Klärung mehr Energie kostet als
die
Unterbrechung.
Aber das geht doch gar nicht "sofort" und das ist doch jetzt auch
erst mal nicht weiter tragisch. Ich habs mal gesagt, das war wohl
irgendwie nötig, und nun stehts im Raum und jetzt kann man mal
sehen, wies weiter geht.
Ich finde es gut, daß du das vor der Konferenz nochmal auf den Punkt
gebracht hast. Ich erinnere mich, daß du solcherlei Bedenken schon
öfter geäußert hast und die oft ein bißchen untergegangen sind.
Hm.
Was
können wir/ich tun um das zu ändern? Was kannst du tun um das zu
ändern?
Das mit dem "untergegangen" ist der Knackpunkt. Bei vielen
Diskussionen, die wir um die Form hatten (Titel der Konferenz,
Name der Mailingliste, usw.), hatten wir immer Diskussionen, die
*natürlich* ins Inhaltliche gingen und was wir im Verlauf von
Monaten nicht hinkriegen, nämlich einen Konsens in allen
wesentlichen Punkten zu finden (was auch überhaupt nicht
schlimm, sondern eher normal, ist), konnten wir natürlich auch
nicht in so zeitlich eingegrenzten Debatten um Namen und Titel
und sonstiges Formales leisten.
Also hab ich halt manchmal an Stellen (zu?) früh aufgehört zu
streiten und abgewunken und gedacht, "ach, macht halt". Vielleicht
war das ein Fehler, aber ehrlich gesagt: Hätt ich das nicht
gemacht, hätten wir heute noch keinen Namen für die Mailingliste.
;-) Und wie Du selbst immer mal wieder erwähnst: Es ist auch eine
Frage von Kapazität, das mit dem Sich-Einmischen.
Hier hätte ich einen systematischen Einwand. Kann ein Projekt, in dem
immerhin auch die Überwindung des Tausches geredet wird, überhaupt von
den allermeisten anders wahrgenommen werden als spinnert? Ich glaube
nicht.
Vielleicht ist genau in diesem Randgedanken der (Oster)hase
begraben.....
Den Anspruch hab ich schon noch, dass die Kritik am Tausch von
Freunden und Bekannten und Leuten gerade nicht als spinnert
wahrgenommen wird. Ich will mich auch selbst nicht von dem
Leben "hier", von den "allermeisten" entfernen, ich bin auch die
allermeisten.
Wenn Du Dich damit abfindest, dass die "allermeisten" das Projekt
"spinnert" finden, hättest Du Dich ja just mit dem abgefunden, was
Du der Krisis zum Vorwurf machst (wobei ich die zu wenig kenne,
um etwas dazu zu sagen). Das Einigeln im Elfenbeinturm der
Superschlauen oder der Traumtänzer. Das gerade willst Du doch
gar nicht. Oder?
Da sind die einen, die in Oekonux eine politische
Bewegung sehen (wenn ich dich, Stefan Mn. in deiner Mail so richtig
verstanden habe, wenn Du sagst: "Oekonux ist jedenfalls mit Abstand
der beste Hebel, der mir in zwölf Jahren radikalem politischen
Engagement über den Weg gelaufen ist") und die anderen, die darin
ein thematisch abgestecktes Diskussionsforum sehen, wobei das Thema
neu und mit offenem Ausgang vor uns liegt (das wäre dann ich).
Ich bezweifele, daß sich das so sauber trennen läßt. Ich habe
jedenfalls auch Anteile "deiner" Position in mir. Aber das nur BTW.
Ja, klar. Das läßt sich nicht so sauber trennen. Und, wie
andernmails von Franz Nahrada schon gesagt wurde: Diese beiden
Pole machen ja die Diskussionen aus. Aber nochmal: Gegen die
existierenden Pole hatte ich nie was einzuwenden, nur gegen die
Repräsentation der einen Seite..... Mann! Nun beginne ich mich zu
wiederholen....
Ulrich hatte andernmails gesagt, er sehe da keine Vereinnahmung
durch andere. Das hatte ich ja auch so nicht gemeint, dass andere
uns "vereinnahmen" - es ging um Wahrnehmung, nicht um
Vereinnahmung.
Andererseits ist es wohl richtig, wie Ulrich sagt, dass die meisten
Leute, *die sich näher damit beschäftigen* (dies nun mein Zusatz),
schon noch differenzieren können. Insofern habt ihr mich ja auch
langsam wieder etwas auf den Boden geholt. ;-)
Mein Unbehagen beruhte nun
lediglich darauf, dass eine der beiden Sichtweisen die
Hauptrepräsentationsform des Projekts einnimmt und selbst da würde
ich sagen, okay, dann ists halt so,
Das ist für mich nicht "halt so". Da besteht Änderungsbedarf und da
ich schlecht deine Position so einnehmen kann wie du, würde ich mir
wünschen, daß du - und andere mit deiner Position - dich da mehr
einbringen
....bin mittendrin, das zu tun....
Ebenso steht in der Definition (Homepage) dessen, was Oekonux ist,
nicht drin, dass es ein Diskussionsforum sei, welche die
ökonomischen und politischen Formen der Freien Software diskutiert
oder untersucht, sondern es steht drin:
"Das Projekt Oekonux arbeitet seit Juli '99 an der Frage, ob und
inwieweit die Prinzipien Freier Software-Entwicklung -
Verwertungsfreiheit, individuelle Selbstentfaltung, kollektive
Selbstorganisation und globale Vernetzung - als Grundlage für eine
neue, Freie Gesellschaft dienen können".
Wo findest du das, was du unpassend findest? [... grep ...]
Dazu kurz einen Thread-Teil aus der Mail von Franz Maria Tabei:
<snap>
Sabine schrieb:
Ebenso steht in der Definition (Homepage) dessen, was
Oekonux ist, nicht
drin, dass es ein Diskussionsforum sei, welche die
ökonomischen und
politischen Formen der Freien Software diskutiert oder
untersucht,
Franz schrieb:
das ist genau das, was man machen kann - realistischerweise,
was sinn macht,
meiner meinung nach - was möglicherweise andere nicht so
nachvollziehen - mit
starkem praxisbezug. da würde auch die "keimform"vorstellung
hineinpassen.
</snap>
Ah, im
Call-for-Paper für die Konferenz. Ist irgendwo auch mal diskutiert
worden. Vielleicht fehlt dein Beitrag? Und ich habe ihn beim Schreiben
damals nicht antizipiert :-( .
Wir hatten uns mal um die Wörtchen "ob" und "wie" gestritten
(wann das nun war und ob es just beim Call-for-Paper war, weiß
ich nicht mehr).
Ist ja ein Unterschied:
"Das Projekt Oekonux arbeitet seit Juli '99 an der Frage, *ob* die
Prinzipien Freier Software-Entwicklung -....als Grundlage für eine
neue, Freie Gesellschaft dienen können..."
oder:
"Das Projekt Oekonux arbeitet seit Juli '99 an der Frage, *wie* die
Prinzipien Freier Software-Entwicklung -....als Grundlage für eine
neue, Freie Gesellschaft dienen können..."
Letzteres hat gar keine Fragen mehr daran, *ob* es überhaupt
ginge und will nur noch das "wie" rausfinden. Daher habe ich gegen
das "wie" argumentiert. Mit der Kombination aus "ob und inwiefern"
haben wir dann den Kompromiss gefunden, bei dem ich immer
noch Bauchschmerzen hatte. Das nächste war das Wörtchen
"frei". Ich fand, dass wir das Wort "frei" - auch im Konf.-Titel -
inflationär benutzen, habe dann wenigstens für ein Fragezeichen
plädiert, usw. Aber generell habe ich sowieso Schwierigkeiten mit
"großen" Begriffen, wie "frei", die halt nix und alles heißen können.
Dies hab ich nur nochmal kurz erzählt, weil ich nicht den Eindruck
habe, mich nicht eingemischt zu haben. Aber mir fehlten auch die
Kapazitäten und die Aufmerksamkeit, dass überall und immer
wieder zu tun. Den Schuh zieh ich mir an und deshalb - nun
nochmal: Ich mach niemandem einen Vorwurf, ich fühle mich
mitnichten zu wenig beachtet, oder sonstwas. Alles, wie es lief, ist
ersichtlich und war allzeit zu beobachten und sehr transparent. Ich
habe und hatte nie Fragen an ein, "wie konnte das passieren".
Man. Ich wollte doch nur sagen: Ich will ein wenig zurückbleiben
und irgendwie entspricht das auch meiner Rolle, die ich in der
Mailingliste habe/hatte: Immer ein wenig stille (wenn auch nicht so
still wie andere....), aber wenn mal nicht stille, dann als
Meckerliese ;-) - so wie jetzt wieder (seufz).
Nagut. Ich freu mich auf alle Fälle auf die Konferenz.
Liebe Grüße
Sabine
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