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Re: [ox] [Fwd: [pox] joytopia]



Hi Gordan!

Yesterday Gordan Kljajic wrote:
From: "Stefan Merten" <smerten oekonux.de>
Ich habe die erste Hälfte der Geschichte gelesen - das reicht wohl.
Typische GesellianerInnen: Geld beibehalten, Zins abschaffen und das
Ganze dann zu allem Überfluß auch noch "natürlich" nennen.

bielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, die ganze geschichte zu lesen...
;-)

Habe ich nachgeholt und ich muß sagen, daß mich der erste Eindruck nur
bedingt getrogen hat. Präziser: Es ist eine seltsame Melange
gesellianischen Ideenguts (insbesondere Abschaffung des Zinses,
Beibehaltung des Geldes, Schwundgeld, "natürliche Ökonomie", Staat als
Nachtwächter, Cash-Flow == Wertschöpfung) mit Sachen die mir noch
nicht begegnet sind (Geld wird einfach so gedruckt, Parallelwährung in
Punkten) mit in der Tat einigen Versatzstücken aus unserer Diskussion
(lustbetonte Tätigkeit, Abschaffung von Copyright).

Diese wenigen Versatzstücke reichen aber m.E. hinten und vorne nicht,
um eine Nähe zu unseren Gedanken herbeizukonstruieren. Insbesondere
die gesellianischen Anteile haben halt das massive Problem, daß sie
idealistisch glauben, das Geld, der Wert und seine Funktionen sei
einfach nur herbeidefiniert und genauso einfach anders zu definieren.
Da ist der Altmeister Marx allerdings so spurlos an Gesell und
Konsorten vorbeigegangen, daß es geradezu beschämend ist.

BTW ist das auch die Quelle des strukturellen Antisemitismusverdachts.
Wer die ganze kapitalistische Ökonomie alles für eine bösartige Idee
hält, der kommt schnell dazu, die Bösen zu lokalisieren. Ob das jetzt
reale Juden oder andere sind, ist dabei an sich unerheblich.

Ist hier auf der Liste schon mehrfach diskutiert worden und scheint
momentan mal wieder sehr en vogue zu sein. Was ist eigentlich los?
Haben uns die GesellianerInnen jetzt entdeckt und reichen uns jetzt
rum oder was?

ich kenne die liste eigentlich nicht (würd' mich interessieren)

Den ausführlichsten, aber auch anstrengendsten Überblick kannst du dir
sicher im Listenarchiv (`http://www.oekonux.de/liste/archive/')
anschauen. Ein paar Texte, die nicht-repräsentativ ein paar Gedanken
bündeln, findest du unter `http://www.oekonux.de/texte/'.

und hab'
mein e-mail einfach mal drauflosgeschickt ... nichtsahnend das es in einem
forum enden wird. aber ist noch besser ... :-)

Ja...

... es geht ja darum, dass
eine information verbreitet und leute zum nachdenken gebracht werden.

...aber für mich jetzt mal mehr um unsere Position in Abgrenzung zu
schärfen ;-) .

Zum x-ten Mal und noch mal ganz deutlich: Wir reden hier über eine
Gesellschaft

     *ohne* Geld,

    *ohne* Tausch,

      *ohne* (abstrakte) Arbeit

und dennoch

  *ohne* Knappheit.

Diese Gesellschaft ist

  *nicht* natürlich

weil - wie jede andere Gesellschaft - durch und durch Menschenwerk.

wie, und der mensch hebt sich durch dieses "werk" vom natürlichem ab? öhm,
das dürfte wohl einer der gröberen fehler sein, die uns in den letzten 6.000
jahren passiert ist: anzunehmen, wir seien KEIN teil der natur, anders
(besser?) oder sonstwas.

Andere haben sich schon dazu ausgelassen. Unterstreichen möchte ich:
Wenn Menschen einfach so Natur sind, dann brauchst du den Begriff
nicht mehr, weil dann alles Natur ist und der Begriff nichts mehr
unterscheidet. Insbesondere würde es keinen Sinn mehr machen, von
einer nicht-natürlichen Wirtschaftsordnung auch nur zu sprechen und
also auch nicht von einer natürlichen.

Wenn du dennoch an dem nach eigener Argumentation sinnleeren Begriff
festhälst, entlarvst du dich damit so en passant. Genau genommen setzt
du den Begriff Natur nämlich nur ein, weil dir die Argumente fehlen.
Viele Ideologien zeichnen sich dadurch aus, daß sie einen Rekurs auf
die Natur bemühen, wenn sie in Erklärungsnotstand kommen.

Hier dürfte allerdings nun wirklich common sense sein, daß es einen
maßgeblichen Unterschied zwischen Natur und Kultur gibt und das
letztere Menschenwerk ist.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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