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Re: [ox] Server und Servants



Hi Andreas, Benni, alle!

Last week (10 days ago) Andreas =?iso-8859-1?q?K=FChne?= wrote:
Ich stimme Bennis Kommentaren zu dem Ingo-Schmidt-Artikel im
wesentlichen zu:

Ich auch - und deinen.

Hierfür
sind neben dem Zugang zu entsprechender Hardware insbesondere
Qualifikationen im Iuk-Bereich notwendig. Die Kostendegression der
Hardwareproduktion und -bereitstellung mag nun zwar die Möglichkeit
schaffen, diesen Gütern eine ähnlich weite Verbreitung zu
ermöglichen, wie sie andere Massenkonsumgüter - zumindest in den
kapitalistischen Metropolen - auch aufweisen. Eine gleichmäßige
Verteilung von IuK-Qualifikationen müsste unter kapitalistischen
Produktionsverhältnissen aber politisch durchgesetzt werden, da sie
der hierarchischen Arbeitsteilung widerspricht, die auch im
Computersektor zur Herausbildung eines gering qualifizierten
High-Tech-Proletariats tendiert.

Der Text trifft da durchaus einen Punkt. Nur sollte man folgendes
Bedenken:

- Auch proprietäre Software benötigt Qualifikationen um sie
einsetzen zu können.

Und vor allem: sie liefert kaum welche zurück - soll heißen: durch
Benutzung von (z.B.) M$-Programmen lernt man wenig über eben die
Benutzung genau dieser Programme hinaus, und das liegt nicht allein an
der Fiesheit von M$, sondern ist eine strukturelle Eigenheit von
proprietärer Software, deren Hersteller kein Interesse daran haben
können, Qualifikationen zu vermitteln, die auch auf die
Konkurrenzprodukte anwendbar sind.  Also: Verkäufer von proprietärer
Software versuchen (durch Werbung und, was viel wichtiger ist, durch
das Design der Software selbst), _den_Eindruck_zu_erwecken_, die
Programme erforderten keine Qualifikation, mit der Folge, dass die User
nicht motiviert sind, sich technisch allgemein schlau zu machen, was
sie wiederum an ihre einmal erlernte »Standard«-Software bindet.

- Diese Qualifikationen könnte man auch als Teil einer
"Massenintellektualität" verstehen, wie sie bei den italienischen
Postoperaisten (Negri und so) immer wieder gerne angeführt wird. Es
handelt sich also durchaus um ein zweischneidiges Schwert von
Ausgrenzung und Chance.

Naja, _diese_ eben nur sehr bedingt, die durch das
Sich-mit-Linux-beschäftigen erlangten schon eher.  Auch GNU/Linux
bietet natürlich die Möglichkeit, auf völlig warenförmige Weise damit
umzugehen, aber es regt nicht sonderlich dazu an, weil ein anderer,
aneignender und zumindest potenziell emanzipatorischer Bezug viel näher
liegt.

Daneben gibt es aber auch noch die Option, daß die
Computer(-Interfaces) sich immer mehr typisch menschlicher Interaktion
annähern. Da gibt es ja in den letzten Jahren ganz interessante
Projekte (ich lohnarbeite auch derzeit selbst in einem solchen). Das
fände ich auch noch einen wichtigen Gedanke.


						Mit Freien Grüßen

						Stefan


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Organisation: projekt oekonux.de


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