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Re: [ox] Re: [ox] Freie Resourcen für Alle!



In einer eMail vom 25.02.01 10:43:21 !!!First Boot!!! schreibt 
benni cs.uni-frankfurt.de:
Horst:
 > Das Grundübel des Kapitalismus, Warenproduktion zum Zweck des 
 >marktförmigen 
 > Verkaufs (Verhandlungsfreiheit) und Wertverwertung durch Arbeit (für 
Geld) 
 > wird hier als weiterhin gelingend und keineswegs als in der Krise 
 >befindlich 
 > vorausgesetzt, gut zu erkennen daran, daß die individuelle 
 > Wahl-u.Verhandlungsfreiheit garantiert sein muß durch eine monetäre 
 > Grundsicherung.
Benni:
 Was Du als "Grundübel des Kapitalismus" bezeichnest, bleibt für
 viele Leute ziemlich abstrakt. Spehrs Ausgangspunkt ist ein anderer,
 nämlich die Herrschaft von Menschen über Menschen. Kapitalismus ist
 da nur eine Herrschaftsform unter anderen (Wenn auch sicherlich zur
 Zeit die wichtigste).
Horst:
Wenn auch mein (wertkritischer) Ausgangspunkt, nähmlich die grundsätzliche 
Kritik der Produktionsverhältnisse (heute Warenproduktion) erstmal als 
"ziemlich 
abstrakt" daherkommt, mag das an der Kraftlosigkeit oder der mangelnden 
Plausibilität meiner Argumentation liegen oder an der mangelnden 
Vorstellungskraft der "vielen Leute" oder an der Komplexität des Themas 
selbst - wichtig ist mir, daß diese Theorie die Herrschaft von Menschen über 
Menschen als zwangsläufige 
F o l g e  der Warenproduktion nicht nur in ihr Gesamtbildnis einschließt, 
sondern auch erklären kann. 
Ich glaube Spehr erklärt eben diese Herrschaft von Menschen über Menschen zum 
ursprünglichen Übel, eine fundamentale Wertkritik, fehlt bei ihm aber 
weitgehend. Sozusagen die offene Flanke seiner Theorie. 
Darüber hinaus sehe ich aber diese zur zweiten Natur gewordenen (gemachten) 
Produktionsverhältnisse selbst als erstmal subjektlose Herrschafts"matrix", 
die medusenartig Herrschaft von Menschen über Menschen immer wieder neu 
erzwingt.
Die Tatsache, daß a l l e Produktion in Warenform gepresst wird, sorgt quasi 
automatisch für z.B. patentierte Produktion - Konkurrenz - 
Verdrängungswettbewerb -Marktbeherrschung. Es herrscht mit Hilfe von 
Funktionseliten (Menschen) eine totalitäre Struktur über Menschen. Herrschaft 
erscheint nur als solche von Menschen über Menschen. Sie wird so konkret. Die 
Ursache ist notwendig abstrakt.
Diese "Weltenlenker" handeln aber letzten Endes immer "unverantwortlich" 
gegenüber ihren Kindern - ihren Enkeln - der Menschheit - dem Weltklima - der 
Umwelt - der Natur - usw. usw.; allein der "Ratio" dieser totalitären 
Herrschaft des Wertes - diesem Abstraktum gegenüber und daneben ihrem 
persönlichen Vorteil fühlen sie sich verantwortlich. 
Aber sie täuschen sich! 
Auch wenn sie sagen werden - es mußte sich doch rechnen (es war ein Befehl) - 
letzten Endes werden sie sich uns gegenüber verantworten müssen, ganz konkret.
 
 > Nicht Kampf um Geld für Alle, 
 > sondern
 > Freie Resourcen für Alle!
Benni:
 Wie schon in "Grundsicherung: Anstatt einer Zusammenfassung"
 geschrieben: Grundsicherung kann und sollte beides bedeuten.
 
 Grüße, Benni
Horst:
OK - Beides. Solange Geld noch was wert ist, taugt es auch zur 
Existenzsicherung des vereinzelten Individuums. Im Unterschied zu Resourcen, 
die sinnlich-konkret sind, ist Geld nur die Realabstraktion von Wert und 
berechtigt lediglich zum privaten Eigentum und Erwerb von Resourcen. 
Zusätzlich verschleiert es durch die Funktion  als scheinbar so praktisches 
Tauschmittel, daß in nur wenigen Sekunden Milliarden wertlos werden können - 
und futsch ist die ganze schöne monetäre Grundsicherung.
Ich fürchte, individuelles Verfügungsrecht über Geld, auch in Form einer 
monetären Grundsicherung, hält eher davon ab, sich emanzipatorisch in z.B. 
"Freien Kooperationen" zu betätigen, statt es zu fördern. Das Individuum, 
welches "frei" entscheidet, w e l c h e Waren es produziert ist zugleich als 
Geldbesitzer "freier" Konsument. Da sind wir denn auch im Prinzip alle 
gleich. 
-Gleich und frei-.
 Das eine ist aber nicht zu haben ohne das andere. Die Forderung nach 
tendenzieller Befreiung von Warenproduktion, das "Paradies" des tendenziell 
"freien" Warenkonsum (monetäre Grundsicherung) aber beizubehalten, ist nur 
scheinbar emanzipatorisch. Der Arbeits-u. Konsum-Fetischist 
wäre dann immer noch  -  Konsum-Fetischist. Auch geistig.
Oder anders gesagt: 
Die Behauptung, zumindest im Westen sei eine monetäre Grundsicherung bei 
etwas mehr Vernunft und gutem Willen (der Reichen) leicht und sofort zu 
verwirklichen, es sei schließlich genug Geld da, ist schon rein logisch 
falsch. Erstens steckt hinter dieser Ansicht der Glaube an Emanzipation durch 
"gerechte Verteilung des Mehrwertes" Und zweitens ginge der zu verteilende 
Mehrwert, rein systemimmanent gedacht, mehr in den Konsum und weniger in 
Reinvestition. Die Folge: Inflation bis hin zum Finanzkollaps (siehe SU).
Und: - Nur deshalb, weil diese Forderung systemimmanent nicht zu 
verwirklichen ist, wird sie noch lange nicht systemsprengend. Selbst der 
Diskurs hierüber führt nicht automatisch zum wenigstens gedanklichen 
Überschreiten des Warenhorizontes, sondern bleibt ihm eher merkwürdig zäh 
verhaftet. 

Leider keine Ahnung vom "positiv Denken". 
Deshalb:
Den immer freier werdenden Warenkonsumenten kann's nicht geben.

MfG,
Horst  

________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de


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