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Re: [ox] Wieder mal: Vergesellschaftung



Hi Annette und alle,

Danke für deinen freundlichen Vermittlungsversuch, mal sehen, ob es
was zu vermitteln gibt. Manchmal muss man vielleicht Differenzen
auch einfach stehen lassen (Ralf, das ist jetzt keine Unhöflichkeit,
wenn ich mit Annette "über" deine Position argumentiere.
Ausdrücklich möchte ich Dir sagen, dass ich deine Position voll
respektiere, auch wenn oder weil ich eine andere habe. Mir kommt es
komisch vor, das sagen zu müssen - aber bevor Ärger entsteht....).

Annette Schlemm schrieb:
doch ich meine, die Kriterien, der
Denkrahmen _muss_ von der Aufhebungsperspektive her kommen.

Jede dialektische Negation ergibt sich - rein hegelsch - auch
tatsächlich erst aus dem "Höheren".
(Ich habe mich lange mit Hegel rumgeschlagen, um den Denktopos von der
Negation zu verstehen. Woher kommt die Negation? Sie kommt aus den
"inneren Widersprüchen", WENN das Neue im Innern schon mit drin ist.
Nicht aus irgendwelchen zwei Polen innerhalb des bloßen Alten.)

So ganz verstehe ich nicht - ist das jetzt eine Kritik an meiner
Aufhebungsvorstellung? Ich kann keine Differenz erkennen (allerdings
finde ich deine Formulierung "...das Neue im Innern schon mit drin
ist..." sehr lax).

Trotzdem glaube ich nach Ralfs letzten Mails dazu nicht, daß dies Eure
Differenz ist. Ich denke schon, daß Ralf eine Alternative schätzen
würde, daß er sie aber in dem, was wir schrieben, noch nicht sieht.
Und damit hat er meiner Meinung nach durchaus Recht.

Da Ralf wie überhaupt alle die Alternative nicht "sehen" kann, weil
sie schliesslich nun mal nicht "da" ist (sonst wäre es ja auch nicht
"historisch Neues") bleibt die Perspektive auf das Bestehende. Wenn
ich keine Aufhebungsperspektive habe, dann denke ich die
Widersprüche im Alten, die zum Neuen drängen, eben im Sinne des
Alten und nicht des Neuen. Das ist ja auch nicht weiter "schlimm",
denn ich kann ja auch nicht beweisen, das ich "richtig" liege, kann
nur versuchen, das rauszubekommen.

Wenn Ralf da nicht mitgehen will, ok. Dann bitte aber keine
Zurechtweisungen a la "unrealistisch" - ich halte nix für
unrealistischer, als die menschliche Gesellschaftsgeschichte
warenförmig dauerhaft weiterzuführen. Eine Frage der Perspektive.

Ja, klar, irgendwie müssen Menschen Dinge
produzieren, die sie nutzen. Die Frage ist nur wie? In welcher
gesellschaftlichen Vermittlung?

Genau dafür reicht also unsere Propagierung von FS tatsächlich nicht
aus! Vielleicht auch wirklich unser Verständnis noch nicht!!!

Ja, das stimmt, völlig richig. Was wir machen, ist dürftig. Aber es
ist ein Unterschied, unser Unvermögen in der Perspektive der
Aufhebung verringern zu wollen, als es gleich zu lassen, weil "eh
nichts anders geht". Ich gehe - meine persönliche Herangehensweise -
lieber das Risiko des Scheiterns (was für mich immer ein neues
Lernen bedeutet) ein, als gar nichts aufhebendes zu versuchen.

Deshalb meint Ralf, m.E. berechtigt:
"Ich behaupte doch vor allem,
dass die Alternativen nicht so einfach und widerspruchsfrei sein werden,
wie einige hier zu glauben scheinen, nicht dass es keine gibt."

Das mit der Widerspruchsfreiheit ist doch eine Unterstellung (oder
vielleicht ein was weiss ich woher übernommenes Vorurteil) -
immerhin das hat Ralf in seiner Entgegnung nicht wiederholt.

Stefan, denk doch mal über den Unterschied zwischen Interaktion,
Kooperation in Handlungszusammenhängen und gesellschaftlicher
Kooperation nach (bei Holzkamp S. 283). Ich denke, das müßte hier weiter
konkretisiert werden, um weiterzukommen. Inwieweit berührt eine
"verallgemeinerte FS" diese drei Ebenen und erreicht sie auch die
letzte, wesentliche?

Ein weiterer Ansatzpunkt: das Denken nicht in indivuellen Produzenten-
und Konsumentenbegriffen, sondern als "verallgemeinerte Produzenten",
bzw. -Nutzer...

Danke für die Hinweise - wahrscheinlich kann jetzt allerdings kaum
wer folgen.

Ralf:
Das Problem besteht nicht darin, dass ich mich nicht im Kopf von der
Warenproduktion lösen kann, sondern darin, dass die hier vorgetragene
Alternative in ihrer bisherigen Schlichtheit mich nicht überzeugt.
Stefan:
Doch, das Problem besteht darin, dass Du Dich nicht von der
Warenproduktion im Kopf lösen kannst. Wenn nichtwarenförmige
Alternativen Dir zu schlicht erscheinen, dann denk doch daran mit,
diese Schlichtheit zu beseitigen. Mach es überzeugender.

Stefan, davor steht doch aber erst mal die berechtigte Frage. Die weist
Du ziemlich barsch zurück. Ich stelle sie mir/uns aber auch - einfach
zur Vertiefung unseres Nachdenkens.

Ich halte die Frage ja für berechtigt, ich weise sie überhaupt nicht
zurück, und das ist doch gerade der Unterschied: Ralf will die Frage
nicht angehen, weil es ihn schon von vornherein nicht überzeugt. Da
beisst sich die Katze in den Schwanz: ich will nicht dran
mitarbeiten es überzeugender zu machen, weil es mich sowieso nicht
überzeugt. Also bleibt das Alte: Die Perspektive der
Warenproduktion. Nochmal: das ist nicht "schlimm", es ist überhaupt
nicht ein moralische Frage. Es eben einfach eine Differenz.

Lies einfach mal nur die Frage nach
einer klareren Vorstellung der Vermittlung unter nichtwertförmigen
Bedingungen heraus und denk weiter drüber nach.

Das tue ich, danke für die Erinnerung ;-)

Ich will "nur" den
gesellschaftlichen Vermittlungsprozess nicht warenförmig haben -
"mehr nicht".

Und Ralf macht Dich berechtigt drauf aufmerksam, daß er dann eben
gewaltförmig sein könnte, wenn wir nicht aufpassen!!! (und Gewalt ist ja
NICHT NUR Folge der kapitalistischen Vergesellschaftung, wie du unten
unterstellst...).

Sein Aufmerksammachen ist nur leider ein Verwerfen aller
grundsätzlich anderen Ideen. Aber das Problem "Gewalt" steht, klar,
neben megavielen anderen, auf die ich auch keine Antwort habe.

Die Sorgen um die Widersprüche der neuen Gesellschaft mache mir
später mal: Es werden völlig andere Widersprüche sein.

Erst mal gehts um die Vermittlungen. Wie kann die Unmittelbarkeit nicht
gewaltförmig, nicht wertförmig durchbrochen sein? Auf der Ebene der
gesellschaftlichen Kooperation, nicht nur der Interaktion oder
Handlungskooperationen?

!!! Das sind die Fragen, weiter geht's !!!

Ciao,
Stefan

-- 
  Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
  HA II, Abteilung Datenverarbeitung
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