Re: [ox] Freie Hardware und Abgang des Kapitalismus
- From: Stefan Merten <smerten oekonux.de>
- Date: Fri, 26 Jan 2001 17:20:54 +0100
Hi Petra et al!
Noch eine späte Anmerkung zu diesem Thread.
Last month (37 days ago) RAUNHAAR wrote:
Ich habe gar nichts gegen das Mimikri. Ist eine gute Idee. Meine Einwände
bitte ich Sinne von "cum grano salis" zu verstehen. Sollte, was du erwartest
und auch aus meiner Sicht zu hoffen wäre, der Idee Erfolg beschieden sein,
was ja impliziert, daß die bisherige Ordnung (ganz untechnisch gemeint)
gefährdet wäre, werden Gegenreaktionen erfolgen. Ich denke nicht, daß das
Argument "Man wird der GPL nichts tun, weil man damit das Rechtsinstitut als
Ganzes in Frage stellt" zieht. Das Urheberrecht ist eben nur ein Recht in der
Sphäre des Privatrechts und kann daher mit Hilfe "übergeordneten Rechts"
jederzeit - wenn nötig - außer Kurs gesetzt werden. So also die
Wirtschaftsordnung in Gefahr käme, würden die dafür vorgesehenen Organe die
"immanenten Grenzen" aller in Betracht kommenden subjektiv-öffentlichen
Rechte (landläufig Grund/Bürgerrechte) sehr schnell aufzeigen und
durchzusetzen versuchen.
Ja, aber. Ganz so mechanistisch ist es ja wohl nicht. Letztlich
sind solche Entscheidungen ja zutiefst politische Vorgänge und in der
Demokratie haben wir hier zumindest gewisse Einflußmöglichkeiten.
Es ist nicht schwer juristisch zu begründen, daß
kommerzielle Lizenzen letztendlich das Gemeinwohl (hier: "die Wirtschaft")
fördern und damit immanente Grundrechtsgrenzen beachten, Freie Software aber
eben nicht. Bisher (z.B. "Lauschangriff", wo ganz wesentlich um die Erhaltung
der Wirtschaftsordnung ging) jedenfalls ist noch immer so verfahren worden
und hat auch so "geklappt". In einem total(itär)en System sind alle
"Lösungen" zwingend systemkonform.
Das wäre genau ein Punkt, wo eine immer mehr zu Bewußtsein kommende,
dann eben auch im politischen Raum agierende Freie-Software-Bewegung
ansetzen müßte. Unseren Laden sehe ich als einen Teil dieser
Bewußtwerdung.
Und im übrigen sehe ich da gar nicht so schwarz. Die
Freie-Software-Bewegung hat heute schon eine Macht, von der die ganzen
marginalisierten Politgruppen bestenfalls träumen können. Der früher
schon mal angesprochene KBSt-Brief mag als Beispiel dienen.
Und BTW: Ich finde deine juristischen Ausführungen zu unserem
Themenkomplex überhaupt nicht langweilig, sondern eine großartige und
wichtige Bereicherung unserer Themenpalette.
Mit Freien Grüßen
Stefan
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