[ox] Fwd: [OWR] Tieftauchen
- From: Franz Maria Tabei <a8206574 unet.univie.ac.at>
- Date: Mon, 18 Dec 2000 14:20:15 +0100
habe dieses mail von der wasserrettung erhalten. ich schicke es, weil ich
interessant finde, daß es auch bei tauchern offensichtlich eine diskussion
über medienmanipulation / meinungsmonopolisierung und kommerzialisierung
gibt. gewissermaßen ein beispiel dafür, wo in der gesellschaft möglicherweise
etwas in bewegung kommen könnte.
ciao,
franz
Anbei ein Artikel zum Thema Tieftauchen aus der Newsgroup nach einem
Tauchunfall am Bodensee/Überlingen:
Re: Reaktionen Tauchunfall Überlingen
Hallo Jörg,
Du gehst von einem Denkfehler aus, wenn Du die Ansicht vertrittst, dass eine
unmissverständlich geäußerte Meinung "Pro Tieftauchen" in dieser NG
unreflektierte Nachahmungen erzeugen würde.
Diese Gruppe ist eine _Diskussionsgruppe_ und kein Echoorgan für Meinungen,
die die herrschenden Tauchsportverbände und -ketten vertreten. Sonst würde
die Gruppe wohl heißen: de.rec.sport.flachtauchen.verbandsmeinung. Hier
herrscht ein permanenter (bisweilen richtig hart geführter) Diskurs, der mir
zwar manchmal auch auf den Wecker geht, den aber zu führen absolut m. E.
notwendig ist. Ich begrüße sogar ausdrücklich, dass es hier eine höchst
kontroverse Meinungsverteilung gibt.
Stellen wir uns vor, wie es wäre, wenn es diese Meinungsbildung nicht gäbe.
Im speziellen Falle Tauchen heiße dies, dass wir den Meinungsmonopolisten
(PAID International) das Feld kampflos überlassen würden und uns um jede
Chance der Artikulation bringen würden. Die Folgen solch einer
Monopolisierung (nicht nur im spziellen Falle Tauchen) wäre schrecklich und
für einen pluralistisch denkenden Menschen wie mich schlechterdings nicht zu
ertragen.
Übrigens: Wie weit die Meinungsmonopolisierung gehen kann, habe ich gerade
an der Netzseite (Untertiel "Gerüchte zu Tauchunfällen") des "adventure
diving" in Überlingen gesehen, wo bei einem nicht aufgeklärten Unfall sofort
die magische Tiefengrenze als Allheilmittel ins Felde geführt wird. Das ist
Stimmungsmache auf unterstem Niveau.
Ich gehe desübrigen davon aus, dass es dem hier mitlesenden Personenkreis
kein Problem macht, sich aufgrund eigener geistiger Fähigkeite damit
auseinanderzusetzen, ob Tieftauchen mit Luft etwas Gefährliches ist oder
nicht.
Was Du und Matthias für Euch selbst entscheidet, sei Euch natürlich
unbenommen. Du kannst aber nicht negieren, daß Eure Meinung hier
auch von unerfahrenen Leuten gelesen wird, die danach streben, sog.
"gute" Taucher zu werden.
Du liest meine/unsere Beiträge nicht sorgfältig. Es spricht sich keiner für
gedankenloses Tieftauchen aus. Dazu sind die "teifengeilen Kollegen"
eindeutig zu alt und zu vernüftig. Die, die ich im Laufe von 2 Jahren
NG-Zugehörigkeit kennenlernen konnte, waren ausnahmslos weit über dreißig
Jahre, gebildet sowie intellektuell und von der persönlichen Reife her ohne
weiteres in der Lage, ihr Handeln kritisch zu reflektieren. Und, man höre
und staune, ich nehme mich davon nicht einmal aus.
Wer diese sittliche Reife nicht hat, dem wäre auch dann nicht zu helfen,
wenn Leon Berger, Heinz Lübke, Matthias Frey, ich oder andere konsequent die
These vertreten würden, 30 Meter seien genug. Egomanisch veranlagte Personen
mit eingeschränkter Funktion des im freud'schen Sinne bestimmten "Ichs" als
Mittler zwischen Rationalität und Triebhaftigkeit, lassen sich durch keine
Meinung von ihrem Tun abbringen, sei sie noch so gut begründet.
!!!>Welche Grenze ihr persönlich zieht, ist etwas völlig anderes, als
!!!>die "Grenze" versch. Verbände ständig verbal zu unterwandern.
Nun, ich verstehe mich nicht als Beifallklatscher für die Verbände. Dazu
weiß ich zu gut, dass Verbände Interessenvertreter sind. Vertreter von
Interessen allerdings, die nicht zwingend die meinigen sein müssen. Sie
vertreten ausschließlich die Interessen der ihnen angeschlossenen Basen,
Clubs, Unterverbände, Tauchsportartikelhändler etc.
Und sie tun dies im Besonderen in Hinblick auf eine anzustrebende Expansion
ihres Mitgliederstammes. Du weißt auf was ich hinaus will? "Expansion" heißt
immer Zuwachs an Einfluss, finanziellen Mitteln, letztlich Macht. Diese
Expansion kann allerdings nur gelingen, wenn die Kundschaft (besonders die,
die erst geworben werden muss) nicht das Gefühl hat, mit einem Sport
anzufangen, der sie früher oder später ins Leichenschauhaus verfrachten
wird. Dazu müssen die Unfallzahlen möglichst klein bleiben. Jeder Unfall ist
schlecht für's Geschäft. Würdest Du ein Auto kaufen, von dem bekannt ist,
dass es bei jeder schnell gefahreren S-Kurve umkippt? Sicher nicht!
Genauso ist es mit dem Tauchen. Tauchen konnte erst zum Massensport werden,
als man "Ausbildungs"-konzepte erdacht hatte, die die Ausbildung drastisch
vereinfachen ohne Dutzende Novizen das Leben zu kosten. Tauchen als
Massensport wurde erst denkbar, als man die "Ausbildung" auf einen
3-Tage-Crash-Kur zusammenstreichen konnte und am Ende ein "Taucher"
herauskam. Dieser Taucher muss allerdings konsequent vor sich selbst
geschützt werden. das Tiefenlimit ist ein Mittel dafür. Leider sterben immer
noch zu viele in Situationen, die einem erfahrenen und angemessen
ausgebildeten Taucher höchstens eine Schrecksekunde verschaffen würden.
Daher: Wir reden nicht den Verbänden das Wort, und Gott bewahre, dass es
jemals soweit kommt. Wir reden einer angemessenen Tauchausbildung das Wort,
die so schwierig und anspruchsvoll sein muss, dass a) nicht jeder zahlende
Vollidiot als "Taucher" deklariert werden darf und die b) alle, die diese
Ausbildung bestehen, in die Lage versetzt, anspruchsvolle TG durchzuführen
und sich mit den meisten kritischen Situationen auseinanderzusetzen und
angemessen zu reagieren.
Ich meine, Eure Verantwortung liegt darin, die Regeln der
anerkannten Verbände zu akzeptieren und dies hier auch zu verteten.
Nein, die Verantwortung der Tieftauchfraktion liegt darin, deutlich zu
machen, dass Sporttauchen aus einer großen Bandbreite möglicher Aktivitäten
besteht und jeder die Pflicht hat, sich darüber klar zu werden wo seine
persönlichen Grenzen sind und was er/sie verantworten kann. Mich unter die
verbale Autorität der Verbände zu unterwerfen wäre etwas, was meiner Psyche
nicht zuträglich wäre. Autorität ist etwas was erworben werden muss. Mit
ihrem stereotypen Gepoche auf das Tiefenlimit haben die Verbände allerdings
jede Autorität und jeden Anspruch Ernst genommen zu werden in meinen Augen
verspielt.
Wenn Ihr persönlich der Meinung seid, daß diese Regeln für Euch
nicht gültig sind, dann bedarf es nicht der permanenten öffentlichen
Darstellung, wie gut Ihr seid.
Das stimmt nicht. Es stellt keiner dar, "wie gut er/sie ist". Wir weisen nur
darauf hin, dass man für einen 50 Meter TG (tauchgang) im Bodensee etwas mehr
braucht,
als einen OWD-Schein, eine 12-Liter-Flasche mit Monoabgang mit einer ersten
Stufe am Regler und einen 5 Millimeteranzug (=absolute minimalausrüstung).
Und dass eine entspreche Ausbildung und Erfahrung unabdingbar dafür sind, den
TG gesund zu
überstehen. Und dass es dann aber richtig Spaß machen kann, sonst würde das
keiner je tun. Wenn Du dass als Artikulation von "Hey, ich bin ein sauguter
Taucher" verstehst, kann Dir keiner mehr helfen, sorry, dass ich das so
drastisch vermitteln musste.
Liebe Grüße Jörg
Ebenso
Peter
--
Peter Rachow - Karlsruhe - Germany
http://home.t-online.de/home/peter.rachow/
-------------------------- eGroups Sponsor -------------------------~-~>
eLerts
It's Easy. It's Fun. Best of All, it's Free!
http://click.egroups.com/1/9699/1/_/455163/_/977133718/
---------------------------------------------------------------------_->
---------------------------------
E-Mail-Verteiler der
Oesterreichischen Wasser-Rettung
Landesverband Wien
Tel./Fax: +43 - 1- 504 56 79
E-Mail: owr egroups.com
*** NEUE HOMEPAGE ***
http://wien.owr.org
-------------------------------------------------------
_________________________________
Web-Site: http://www.oekonux.de/
Organisation: projekt oekonux.de