Re: [ox] Kritik
- From: Thomas Uwe Gruettmueller <sloyment gmx.net>
- Date: Fri, 17 Nov 2000 03:35:49 +0100
Hallo, Ralf!
On Mit, 15 Nov 2000, RalfKrae aol.com wrote:
sabine.nuss freenet.de:
Wieso soll in der Produktion von
Freier Software ein größeres emanzipatorisches Potential liegen,
als in der Produktion von materiellen Gütern,
Aus meiner Sicht stellt sich das so da:
[...]
Produktivkraftentwicklung und ohne viele der Probleme der genannten
Beispiele.
Bis hierhin: VOLLE ZUSTIMMUNG! :o)
Aber m.E. ebenso wenig wie diese mit der Potenz, aus der Dynamik
ihrer eigenen Entwicklung und Beispielhaftigkeit heraus den Nieder-
und Untergang des Kapitalismus herbeizuführen.
In allen Bereichen sowieso nicht. Ich nehme an, daß der Kapitalismus
stufenweise sich aus folgenden Bereichen nacheinander zurückziehen wird:
1. Computerprogramme
seit 1983 im Gange, etwa seit 1996 bedrohlich
2. Lehrbücher, Bedienungsanleitungen, wiss. Abhandlungen
Anfang dieses Jahres hat die FSF eine Lizenz für
Lehrbücher und Bedienungsanleitungen eingeführt, um
solche zu copyleften.
3. Musik, schöngeistige Literatur, polit. Werke
Es fehlt z.T. noch der Mut, eigene Werke der unkontrollierten
Bearbeitung durch andere zu überlassen. Bei Musik gibt es Probleme
mit dem erzeugten immensen Web-Traffic und Speicherbedarf.
4. Vorlagen für gedruckte und integrierte Schaltungen
Hier fehlt Freie CAD-Software
5. Sonstige Konstruktionspläne
Hier fehlt ausserdem der Zugang zu experimentellen werkstätten.
6. Filmkunst, MAZ
Der Speicherbedarf ist riesig! 1CD-ROM~=20sec.
7. sonstige geistige Produkte
Da fehlt bestimmt noch einiges...
Danach wäre erstmal Schluß mit den Möglichkeiten Freier Software.
Hier ist dann m.E. die Schnittstelle zur allgemeinen Diskussion von
SozialistInnen, AnarchistInnen usw. über die Notwendigkeiten,
Möglichkeiten, Perspektiven und Strategien einer Überwindung des
Kapitalismus.
ACK.
Auf diesem Feld ist der Oekonux-Diskurs m.E. weitgehend
gekennzeichnet durch große Illusionen
Ich mache mir keine Illusionen. Ich habe nur eine Vorstellung davon, wie ich
die Zukunft haben möchte und mache daran anknüpfend Pläne, wie man diese
erreichen könnte. Freie Musik wäre z.B. ein ToDo aus obiger Liste. Daher wäre
eine Überlegung, wie man die das Prinzip der alten Bulletin Board Systeme
(Server steht zu Hause, Client ruft an) zu Internetzeiten wieder aufleben
lassen kann (z.B. Client ruft an, Daemon bemerkt Klingeln, Server wählt sich
bei ISP ein, Server sendet Hyperlink mit IP an einen FTP-Account mit geringem
Speicherplatz, aber fester IP, hängt nach 5 Minuten wieder ein)...
und erhebliche Ignoranz gegenüber den
bisherigen Erkenntnissen, Diskussionen und historischen Erfahrungen auf
diesem Feld.
Dann bring die mal ein. (als Bug-Report)
Übrigens ist diese Diskussion m.E. auch schon in Bezug auf eine andere,
nichtkapitalistische gesellschaftliche Organisation des Umgangs mit
Informationsprodukten im Sinne von Reformalternativen noch im Rahmen des
Kapitalismus notwendig.
Diese "nichtkapitalistische gesellschaftliche Organisation des Umgangs mit
Informationsprodukten" ist dummerweise eine zur GPL/GFDL nicht kompatible.
Tschüß,
Thomas
}:o{#
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